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Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter

Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter

Titel: Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schimun Wrotschek
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starrte entgeistert auf sein Gewehr und wandte den Blick dann zu Iwan.
    »Und ich dachte …«, stammelte er. »Oh verdammt, ich hätte ihn beinahe …«
    »Macht nichts«, sagte Iwan. »Das ist meine Schuld, tut mir leid. Geh zurück zur Station, ich komme gleich nach, dann reden wir. Ich regle das hier mit dem Herrn.«
    »Sie!«, fauchte der Zivilist, der seine Fassung ziemlich schnell wiedergewann. »Wie können Sie es wagen!«
    Schon seltsam. Wenn man ihn ohne viel Federlesen an die Wand stellt, fügt er sich klaglos in sein Schicksal, doch kaum rettet man ihn, macht er schon wieder einen Aufstand.
    »Wie heißt du mit Vornamen?«, fragte Iwan, nachdem Kusnezow gegangen war.
    »Boris Jewgenjewitsch … Borja.«
    Ich kenne einen Boris, dachte Iwan. Er sieht ihm irgendwie sogar ähnlich.
    Iwan reichte ihm die Hand. Der Zivilist sah ihn etwas misstrauisch an und schluckte. Dann streckte er zögerlich die Hand aus. Iwan drückte sie kräftig. Die dicklichen Finger des Zivilisten packten überraschend fest zu, als steckten Federn darin. Iwan nickte.
    »Angenehm, Borja. Tut mir leid wegen dem dummen Scherz. Trinkst du einen Schluck? Zu medizinischen Zwecken, sozusagen.«
    »Äh … der Friedensr…, hm.« Boris Jewgenjewitsch besann sich. »Da sage ich nicht Nein.«
    »… und gigantische Regenwürmer treiben sich da herum. Über zwei Meter lang. Manche sogar mit Zähnen. Die fressen sich durch Erde, Beton und Schotter. Holz ist eine leichte Übung für die. Nur die Stahltübbings schaffen sie noch nicht, zum Glück. Die gefährlichsten Würmer sind die, die auf die Schwingungen von Schritten reagieren. Wenn du nur ein bisschen zu plump gehst, bist du geliefert. Die holen dich ein und reißen dir die Beine ab. Deshalb gehen die Leute dort, wo es sie gibt, an der Udelnaja zum Beispiel, ganz langsam und vorsichtig, als ob sie durch Wasser waten.«
    »Das ist doch alles Käse«, sagte eine andere Stimme. »Zwei Meter – nie im Leben. Höchstens eineinhalb. Und nicht dicker als ein Finger. Ein bisschen heller vielleicht, aber sonst sehen sie genauso aus wie vor der Katastrophe. Ich hab sie doch selbst gesehen, kannste mir ruhig glauben. An dieser einen Station da machen sie Frikadellen oderPelmeni daraus und trinken Wodka dazu. Sollen angeblich sehr lecker sein.«
    Was für ein Blabla. Iwan hörte nur mit halbem Ohr zu. Er drehte sich auf die andere Seite und zog sich die dünne Decke über den Kopf. Das Palaver nervte. Die schmutzige Decke stank nach Urin.
    »Bei uns war so ein Typ«, erzählte eine dritte Stimme. »Einen größeren Dickkopf findest du in der ganzen Metro nicht. Wir haben ihm hundertmal gesagt, wenn er sich hinlegt, soll er was Hartes unterlegen. Aber er musste sich natürlich direkt auf die Erde legen. Ich weiß noch, bevor er einschlief, hat er sich auf die linke Seite gedreht. Am nächsten Morgen wachten wir auf, Wecken, Waschen und so weiter – alle waren schon aufgestanden, nur der lag noch genauso da. ›Ich hab mich irgendwie verlegen, Jungs‹, sagte er. ›Mein Bein ist wahrscheinlich eingeschlafen, helft mir mal eben auf.‹ Als wir ihn hochzogen, fing er plötzlich wie am Spieß zu schreien an. Was war da los? Als wir die Decke zurückgeschlagen haben, da war schnell klar, warum er nicht aufstehen konnte. Durch seinen Oberschenkel schlängelte sich ein Wurm. Meine Fresse, ich seh das heute noch vor mir: Das Vieh kommt aus der Erde raus, geht durch sein Bein durch und wieder in die Erde. Wir wollten den Wurm natürlich rausziehen, aber so leicht war das nicht, so ein Vieh ist dünn und windet sich, außerdem ist es eklig zum Anfassen …«
    Schwätzer. Iwan verzog das Gesicht. Von der gestrigen »Versöhnung« mit dem Funktionär Borja hatte er leichtes Kopfweh.
    Würmer?
    Iwan seufzte.
    Eure Probleme möchte ich haben.
    Ein so eigentümlich geformtes Messer hatte Iwan noch nie gesehen. Seine breite, lanzettförmige Klinge war nach innen abgewinkelt und bemerkenswert massiv. Der Griff aus rauem Holz lag gut in der Hand, nur das Ornament störte ein bisschen. Iwan fuhr mit den Fingern über den Klingenrücken. Mit so einem Messer konnte man jemandem den Kopf abschlagen. Problemlos.
    »Wie heißt das, sagst du?«
    Der Oberführer grinste wie ein Lausbub. »Khukuri.«
    »Komischer Name«, kommentierte Schakilow und beugte sich neugierig vor.
    »Solche Messer benutzten die Gurkha«, erklärte der Oberführer stolz, als wäre er selbst mindestens so eine Art Ehrengurkha. »Das war eine Eliteeinheit

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