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Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter

Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter

Titel: Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schimun Wrotschek
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eigenhändig Frauen, Kinder und Greise getötet zu haben, ging ihm lange nicht aus dem Kopf.
    Was war das?
    Was, zum Teufel, war das?
    »Halluzinogene?« Solocha wirkte leicht befremdet. »Du meinst LSD-Trips? Pilze?«
    »Äh … ja, so was in der Art.« Iwan rieb sich die Nase. Er hatte dauernd das Gefühl, niesen zu müssen. »Erzähl mir davon.«
    Solocha überlegte und trat von einem Bein auf das andere.
    »Na gut, also in aller Kürze. Halluzinogene sind schon seit Langem bekannt. Man teilt sie in zwei Gruppen von chemischen Stoffen ein. Frag mich bloß nicht, in welche, das hab ich vergessen. Das bekannteste Halluzinogen ist LSD, eine psychedelische Droge. Davon hast du sicher schon gehört. Unter unseren Bedingungen kommt man allerdings am leichtesten an Pilze ran. Der Spitzkegelige Kahlkopf und der Mist-Kahlkopf zum Beispiel enthalten Psilocybin. Die Pilze werden gegessen, und die psychoaktive Substanz gelangt durch die Darmwand ins Blut.«
    »Vergiftet man sich da nicht?«
    Solocha schmunzelte. »Na ja, wenn du ein paar Kilo davon isst, schon.«
    »Verstehe«, sagte Iwan. »Also, das Zeug gelangt ins Blut, und was passiert dann?«
    »Grob gesagt, stellt sich ein Zustand der Euphorie ein. Man hat den Eindruck, dass der Körper bewusst seine Größe verändern kann. Manchmal treten auch heftige Angstattacken auf. Aber das kommt nur selten vor. Außerdem tritt Synästhesie auf, das bedeutet, dass man Farben hört und Geräusche sieht. Oft sieht man geometrische Figuren von magischer Schönheit, und das sogar mit geschlossenen Augen. Allerdings wird so was hauptsächlich durch LSD ausgelöst, das turnt stärker. Ach ja, bei manchen Leuten löst der Trip auch intensive religiöse Erfahrungen aus. Der ›Montagepunkt‹ verändert sich …«
    Iwan winkte ab. Religiöse Erfahrungen interessierten ihn im Augenblick am wenigsten.
    »Und was ist mit Halluzinationen? Visionen?«, fragte er.
    »Das gibt es natürlich auch.« Solocha sah Iwan neugierig an. »Warum interessierst du dich denn plötzlich so dafür, Chef?«
    »Nur so. Ich sag’s dir vielleicht ein andermal. Und was ist mit Aggressionen?«
    »Geh doch zu den Leuten, die dur anbauen, und frag die«, erwiderte Solocha beleidigt. »Da erklärt man ihm alles, und er …«
    Iwan kratzte sich am Hinterkopf.
    »Und wo finde ich die?«
    »An der Station Uliza Dybenko . Dort haben sich die Pilzzüchter angesiedelt. Das dur für die gesamte Metro kommt von dort. Weißt du das etwa nicht? Neuerdings nennen sie die Station ›Fröhliche Siedlung‹.«
    »Wer nennt sie so?«
    »Die Pilzzüchter natürlich«, antwortete Solocha und schüttelte verständnislos den Kopf.
    »Hat jemand schon mal was von der Linie 7 gehört?«
    Schweigen in der Runde. Die Frage hatte eingeschlagen wie eine Bombe.
    Kusnezow fand als Erster die Sprache wieder: »Die Goldene Linie?«
    »Genau«, sagte Professor Wodjanik. »Man nennt sie auch Paradiesgleis. Oder einfach D7.«
    »Wie bitte?«
    »Jaja.« Der Professor schnitt eine wichtige Miene. In seinen Augen loderte Feuer. »Genau davon spreche ich. Die geheime Sankt Petersburger Metro – sie existiert!«
    Abermals betretenes Schweigen. Der Oberführer erhob sich, ging zum Professor hinüber und legte ihm die Hand auf die Stirn. »Komisch, ganz kalt.«
    »Was machen Sie da?«, entrüstete sich Wodjanik und stieß die Hand des Oberführers weg.
    »Sie haben nicht zufällig zu heiß gebadet?«, erkundigte sich dieser süffisant.
    »Junger Mann!« Wodjanik sah den Oberführer zornblitzend an. »Was erlauben Sie sich?!«
    Der Oberführer konnte sich nur mit Mühe das Lachen verkneifen. »Das ist es, warum ich Piter so mag: Hier bleibt man bis ins hohe Alter ein ›junger Mann‹. Und was die geheime Metro betrifft …« Er schmunzelte. »Das ist doch alles bekannt. Es gibt Bunker, geheime Labors – unter den Kirow-Werken zum Beispiel, und was weiß ich noch alles. DasUS Datschnik zum Beispiel. Wissen Sie, was das ist? Sie haben doch früher bei ›Wo? Was? Wann?‹ mitgespielt, nicht wahr? Tja, also bei dieser Frage haben Sie versagt, Professor. Der Preis geht leider an die Fernsehzuschauer.«
    »Also bitte …« Der Professor wurde rot.
    Für Iwan klang das ganze Gewese um »Wo? Was? Wann?« wie die Mantras der Krishna-Jünger: Hare Krishna, Hare Krishna, Krishna Krishna, Hare Hare, und dann setzt das Akkordeon ein.
    Doch über die geheime Metro wusste Iwan mehr als der Professor. Er hatte sogar mehrmals »Untergrundlern« gegenübergestanden,

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