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Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter

Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter

Titel: Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schimun Wrotschek
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anzustoßen. Sehr merkwürdig.
    »Was ist passiert?« Iwan deutete mit dem Kopf auf die Skinheads. »Ist jemand gestorben?«
    Schakilow schlug sich nach wie vor mit einem Auge durch. Das zweite war nach seinem üblen Sturz immer noch zugeschwollen. Seine linke Gesichtshälfte sah aus wie ein bunter Flickenteppich: violett, schwarz und gelb. Ein verheerender Anblick.
    »Nicht dass ich wüsste«, nuschelte Schakilow durch seine Zahnlücken. »Aber ihr Kommandeur ist offenbar drüben geblieben. Ob er getötet wurde oder nicht, kann ich nicht sagen. Aus dem Durchgang ist er jedenfalls nicht mehr zurückgekommen, das weiß ich sicher.«
    Tolle Nachricht. Ein Verbündeter weniger. Der Oberführer war zwar ein schräger Vogel – ein Faschist, Rassist oder weiß der Henker was –, aber eigentlich ganz in Ordnung. Im Prinzip kam Iwan mit ihm viel besser aus als mit den Gockeln von der Admiraltejskaja . Und auf sein Wort war Verlass.
    Iwan knirschte mit den Zähnen. Dass die Versorgung beschissen war – geschenkt, das war halt so im Krieg.
    Aber um den Skinhead mit seinem Kipling war es schade.
    Leb wohl, Oberführer.
    Barrikaden, Barrikaden.
    Iwan ging hinter dem Hauptmann vom Newski prospekt die Treppen hinunter. Der Mann hieß Woinowitsch, doch alle nannten ihn Hauptmann Kostja. Hauptmann Kostja hatte mit den Moskowitern ein Treffen vereinbart.
    Hauptsache, der Plan klappt, dachte Iwan.
    Unten waren die Durchgänge zwischen den Säulen bis oben hin mit Sandsäcken zugebaut. Aus kleinen Schießscharten ragten Gewehrläufe. Iwan taxierte die Neigung des Bodens – nein, mit einer Granate ging hier gar nichts, die würde wegrollen. Abgesehen davon war das ja auch nicht der Zweck seines Besuchs.
    »Stehen bleiben!«, kommandierte jemand hinter den Sandsäcken.
    »Ramil, ich bin’s, Kostja«, rief der Hauptmann.
    Die Tageslichtlampen an der Decke waren ausgeschaltet, dafür wurden Iwan und Kostja von den Strahlen zweier Mega-Scheinwerfer geblendet.
    Pause.
    »Wer ist der Typ neben dir?«, fragte jemand hinter der Barrikade.
    »Ein Freund von mir. Er möchte dich nur was fragen, Ramil.«
    Keine Antwort.
    »Du hast mein Wort, wir wollen nur mit euch reden«, versicherte Hauptmann Kostja.
    »Okay.«
    Durch einen schmalen Spalt schlüpfte ein groß gewachsener Mann. Sein Gesicht war kaum zu sehen. Die Scheinwerfer blendeten gnadenlos.
    »Setzt euch«, befahl der Mann.
    Sie ließen sich auf dem Boden nieder. Iwan zog eine Patronenhülse unter seinem Hinterteil hervor und warf sie beiseite. Der ganze Boden war damit übersät. Im Unterschied zu den Toten, die man beim letzten Mal mitgenommen hatte, waren die Patronenhülsen liegen geblieben.
    Der Mann kam auf sie zu und setzte sich ihnen gegenüber.
    »Wer bist du und was willst du?«, fragte er Iwan.
    »Ich bin ein Digger. Mein Name ist Iwan. Ein Freund von mir ist verschwunden.«
    »Und jetzt möchtest du wissen, ob er bei uns ist?«
    »Er war nicht unter den Gefallenen«, erwiderte Iwan.
    »Und warum sollte ich dir etwas über deinen Freund erzählen?« Der Mann sprach leise und ruhig. Gleichgültig.
    »Ich denke, wir könnten uns einigen«, sagte Iwan.
    Der Mann schüttelte bedächtig den Kopf. »Das glaube ich kaum.«
    Endlich konnte Iwan ihn sehen. Er trug eine graublaue Marinejacke. An seiner Brust haftete das Abzeichen des MTschS mit dem achtstrahligen Stern. Seine Gesichtszüge waren ebenmäßig, wie gestochen.
    »Wie sieht dein Freund aus?«
    »Kahl rasiert, relativ groß. Zwischen dreißig und vierzig Jahre alt, lässt sich schwer sagen. Blaue Augen. Er nennt sich Oberführer. Und er hat eine Tätowierung – hier.« Iwan legte die Hand auf seinen Oberarm. »Ein Hammer und so ein rundes Messer, mit einem Kranz außenrum. Ziemlich auffällig.«
    »Nie gesehen.«
    Iwan schloss für einen Moment die Augen.
    Ewiges Gedenken, Oberführer. Auch wenn du ein Rassist bist.
    »War das alles?«, fragte der Mann.
    »Noch eine Frage …« Iwan zögerte kurz. »Was wollt ihr mit unserem Generator?«
    Pause.
    »Du glaubst, wir hätten ihn?« Der Mann schüttelte den Kopf. »Da täuschst du dich. Wir haben euch nichts gestohlen.«
    Schon wieder eine Lüge, dachte Iwan.
    »Geht jetzt«, befahl der Mann. »In zwei Minuten eröffnen wir das Feuer.«
    Sie standen auf. Iwan stellte fest, dass er völlig nass geschwitzt war. Er nahm seine Mütze ab und wischte sich übers Gesicht.
    »Wer war das?«, fragte er Hauptmann Kostja auf dem Rückweg.
    »Ramil Kandagarijew. Ein hohes Tier bei denen.

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