Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter

Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter

Titel: Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schimun Wrotschek
Vom Netzwerk:
schimmernden Strichmarken. Halb fünf. Noch zu früh.
    Iwan setzte sich wieder. Das Feldbett knarzte. Sie übernachteten in der Tunnelentwässerungsstation, um ohne Zeitverlust arbeiten zu können.
    Alles ruhig. Und kein Blokadnik weit und breit. Gott sei Dank. Iwan schauderte bei dem Gedanken. Doch der Spuk war vorüber. Auf dem Feldbett rechts von ihm schnaufte Mischa Kusnezow, linker Hand sägte Pascha. Weiter hinten in der Station schnarchte und brabbelte Solocha. Von der Arbeit des gestrigen Tages waren die Männer so platt, dass sie vermutlich nicht einmal eine Sirene geweckt hätte, geschweige denn das Knarzen von Iwans Feldbett.
    Die Lagerstatt des Professors war leer. Den trieb wohl wieder die Schlaflosigkeit um.
    Ansonsten – alle da, alle am Leben. Eine halbe Stunde konnte er sie ruhig noch schlafen lassen. Auch heute stand ihnen jede Menge Arbeit bevor.
    Iwan betastete seinen Brustverband. Schon wieder feucht. Die Rippen, die ihm die Bestie an der Primorskaja gebrochen hatte, wollten einfach nicht zusammenwachsen. Was war da los?
    Sollte er sich noch mal hinlegen? Aber nicht mit dem Druck auf der Blase. Fröstelnd zog sich Iwan die Hose an, schlüpfte in seine Schuhe und schlappte aus dem Raum hinaus.
    Die Aufbereitung dauerte den ganzen Tag. Zum Glück fanden sie an einer der Stationen einen Kompressor, um die Flaschen mit Pressluft zu befüllen. Diese mussten in den Feuerlöschschränken, in den Kästen mit der Feuerlöschausrüstung und in der Belüftungsanlage der Majakowskaja untergebracht werden. Außerdem brauchten sie noch Zeitschaltuhren.
    Sie arbeiteten wie die Verrückten. Dass alles geheim bleiben musste, machte die Sache nicht leichter.
    Und da war noch ein kleines Problem.
    »Eigentlich müsste man das Zeug testen«, sagte der Professor und betrachtete nachdenklich die Flasche mit der violetten, trüben Flüssigkeit.
    In der Entwässerungsstation, die in ein geheimes Chemielabor umfunktioniert worden war, hatte sich die Obrigkeit eingefunden, um die Früchte der wissenschaftlichen Anstrengungen in Augenschein zu nehmen.
    »Wir brauchen einen Freiwilligen«, sagte Memow.
    Iwan trat vor. »Ich mache das.«
    Memow schüttelte den Kopf: »Nein. Du nicht. Das soll ein Gesunder machen.«
    Der General wusste also von Iwans Wehwehchen. Sieh mal an.
    »Und wer?«, fragte Iwan.
    »Und wieso ausgerechnet ich?«, fragte Solocha verwundert.
    Der Professor lächelte freundlich, trat näher und versperrte dem Digger wie beiläufig den Weg zur Tür.
    »Das muss sein«, flötete er. »Nehmen Sie bitte die Brille ab.«
    »Nur, dass Sie es wissen: Bestimmte Medikamente vertrage ich nicht«, protestierte Solocha und nahm widerwillig die Brille ab.
    »Eine Allergie?«, erkundigte sich Wodjanik geschäftig. »Doch hoffentlich nichts Lebensbedrohliches?«
    »Nicht dass ich wüsste … Äh … was machen Sie da?«
    »Wir machen die Probe aufs Exempel«, sagte Wodjanik und setzte sich die Gasmaske auf. Er nahm die Druckflasche und richtete den Zerstäuber auf den Digger. »Fertig?«, fragte er dumpf.
    »Mama«, jammerte Solocha.
    Ein kurzer Strahl pfiff aus der Flasche und zerstäubte zu feinsten Tröpfchen. Die nahezu farblose Wolke trieb durch die Luft und verflüchtigte sich rasch wieder.
    Zögerlich atmete Solocha ein. Alle starrten ihn neugierig an. Doch nichts passierte.
    Der Digger ließ den Blick über die Anwesenden schweifen und grinste vergnügt.
    »Sagen Sie mal, Prof: Josef Mengele war nicht zufällig Ihr Kindheitsidol?«
    »Also, ich bin zufrieden mit dem Verlauf des Experiments«, sagte Memow. Er blickte auf die Matratze am Boden. »Und er anscheinend auch.«
    Iwan nickte zerstreut mit dem Kopf.
    Solocha lag rücklings auf der Matratze und lächelte verklärt. Abgesehen von den erweiterten Pupillen unterschied er sich kaum von dem alten Solocha. Allerdings hatte Iwan den Digger noch nie derart entspannt erlebt.
    Solocha strahlte reinste Glückseligkeit aus. Schwer zu entscheiden, wer in der kleinen Rumpelkammer intensiver leuchtete: Solocha oder die Karbidlampe.
    »Null Aggression«, konstatierte der Professor. »Unser Moos hat offenbar eine gewisse Ähnlichkeit mit LSD, das ebenfalls die Adrenalinausschüttung blockiert. Der Proband weist eine erhöhte Suggestionsempfänglichkeit auf, außerdem gibt es Anzeichen für Synästhesie. Nach einem raschen und relativ sanften Coming-up haben sich vorübergehend Symptome von Muskellähmung eingestellt. Insgesamt kann man von einer ziemlich starken Reaktion

Weitere Kostenlose Bücher