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Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter

Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter

Titel: Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schimun Wrotschek
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verlassene Station wieder in Besitz, und die Zeitschaltuhren lösen die Zerstäubung der Substanz aus.
    Die Wirkung des violetten LSDs hält ungefähr zwölf Stunden an, der Höhepunkt des Trips tritt etwa drei Stunden nach der Verabreichung ein. Zum Zeitpunkt unseres Angriffs sollten die Moskowiter sanft wie Lämmer, orientierungslos und zu koordinierten Handlungen nicht mehr in der Lage sein. Man kann nur abwarten.
    Und die Daumen drücken, dass es klappt.
    Am Kontrollposten bezogen sie hinter der Infanterie der Admiralzen Stellung. Iwan schwenkte mit der Stirnlampe langsam von links nach rechts. Im Lichtkreis erschienen plumpe Gestalten mit runden Visierhelmen. Solche Kämpfer hatte er bei den Admiralzen noch nie gesehen. Sie waren mit schusssicheren Westen ausgerüstet und an ihren Sturmgewehren waren Granatwerfer montiert. An den Ärmeln trugen sie alle den Aufnäher mit der grauen Faust.
    Einer der Kämpfer hatte einen Zinktank auf den Rücken geschnallt. Der Gestank des Brennstoffs hinderte ihn nicht daran, genussvoll an einem Keks zu kauen.
    »Ein Flammenwerfer.« Sasonow deutete mit dem Kopf auf den Soldaten. »Der versprüht Kerosin und zündet es an. Eine verheerende Waffe.«
    Iwan stutzte. Interessant. Flammenwerfer waren in der Metro schon seit Saddams Zeiten verboten.
    Der General kannte offenbar keine Skrupel.
    »Möchtest du was essen, Wanja?« Pascha drückte ihm eine Blechschüssel in die Hand.
    Brei mit Pilzen – dem Geruch nach zu schließen. Iwan wollte schon ablehnen, doch dann überlegte er es sich anders. Eine kleine Mahlzeit konnte nicht schaden. Irgendwie musste man ja die Zeit totschlagen. Vier Stunden noch, Wahnsinn, eine Ewigkeit. Iwan schüttelte den Kopf.
    Und wenn der Merkulow-Plan scheitert, ziehen dann diese Prachtkerle mit ihren SEK-Helmen und Flammenwerfern in den Kampf?
    Schöne Aussichten.
    Zum Henker damit.
    Iwan zog einen mit einem Lappen umwickelten Aluminiumlöffel aus dem Stiefel. Der leistete ihm schon seit Ewigkeiten treue Dienste, schon seit der Zeit, als er zur Waska gekommen war. Der Brei schmeckte ein bisschen angebrannt, aber trotzdem nicht übel. Es dauerte nicht lang, bis der Löffel am Boden der Blechschüssel schabte.
    Als er fertig gegessen hatte, bat Iwan um einen Becher Tee. Onkel Jewpat fand, dieses Surrogat sei so weit von richtigem Tee entfernt wie Sankt Petersburg von Wladiwostok. Aber was sollte man machen. In Supermärkten und Lagern gab es noch vakuumverpackten Tee in Blechdosen. Man nahm eben den, der am wenigsten strahlte. Natürlich auf eigenes Risiko.
    Kehlkopfkrebs ist immer noch besser als Hunger.
    Die meisten Vorräte an der Oberfläche waren schon in den Zeiten der Hungersnot geplündert worden. Damals waren die Digger Tag und Nacht unterwegs. Und nicht nur Digger.
    Iwan nippte an seinem Becher und hustete. Verflucht heiß, das Zeug.
    Er blickte abermals zur Uhr. Erst zwanzig Minuten vorbei.
    Iwan stieß einen tiefen Seufzer aus.
    Die Warterei war zum Wahnsinnigwerden.
    Zum Zeitpunkt X verteilte sich das Gas mithilfe der Lüftungsanlage über die gesamte Station Majakowskaja .
    Zum Zeitpunkt X plus zwei Stunden gingen die Truppen der Allianz zum Angriff über. Es stellte sich heraus, dass ein Großteil der Moskowiter nicht in der Lage war, ernsthaften Widerstand zu leisten, doch die übrigen kämpften bis zum Ende. Sie trugen Atemschutzmasken und waren der Wirkung des Gases deshalb nicht ausgesetzt. Es waren Kämpfer in schwarzen Marinejacken, die sich besonders verbissen zur Wehr setzten.
    Die schwere Infanterie der Admiralzen trieb sie in eine Sackgasse und tötete sie bis zum letzten Mann. Flammenwerfer loderten auf. In den Tunneln breitete sich der Gestank verkohlter Leichen aus.
    Kämpfer von der Wassileostrowskaja trieben einen letzten versprengten Trupp der Moskowiter in einen Verbindungstunnel.
    »Wir ergeben uns!«, riefen sie von dort. »Nicht schießen!«
    Kulagin blickte Iwan fragend an. Was machen wir? Wirkt das Gas noch?
    Iwan bedeutete ihm: alles in Ordnung. Kulagin nahm die Gasmaske ab und formte die Hände zu einem Trichter.
    »Waffen rüberwerfen und mit erhobenen Händen rauskommen!«
    Eine 103er »Krücke« fiel scheppernd vor Kulagins Füße. Zwei weitere Gewehre schlitterten über den Granit.
    Iwan zog sich die Gasmaske vom nass geschwitzten Gesicht.
    Der Kampf war zu Ende.
    Die Majakowskaja und die Ploschtschad Wosstanija ergaben sich den Siegern auf Gnade und Ungnade.

8 Der Verräter
    8
    DER VERRÄTER
    Iwan setzte sich

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