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Pittys Blues

Pittys Blues

Titel: Pittys Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Gaebel
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auf Gene losgehen. Er war erschöpft und wahnsinnig vor Wut. Wir hielten ihn fest, sonst hätte er eine Dummheit begangen - und das war Gene nicht wert. Entschuldige, wenn ich das so sage.»
    Dick winkte ab. Tulipe nickte.
    «Gegen eine derartige Dickfelligkeit wie die deines Vaters kommt man nicht an.
    Gene sah zerrupft aus, fuhr sich mit einer Hand durch die pomadige Haarmatte und wackelte auf mich zu, tätschelte mir sacht die Wange, sagte: Dann verließ er, wie immer, eine durch seine Anwesenheit und seinen einzigartigen Charme gesprengte Party und hinterließ Verwirrung, Ratlosigkeit, wunde Körperteile, geprellte Zechen, kaputte Seelen, kaputte Stimmung und kaputtes Mobiliar mit dem ihm angeborenen Frohsinn und der ihm eigenen, beneidenswerten Sorglosigkeit.
    Ein paar Stunden später, kurz vor Dämmerung, wir waren mit unseren Aufräumarbeiten gerade fertig, kam, wie gesagt, Spider Cartridge und meinte, sie hätten
Elliot gefunden und wir sollten besser sofort mitkommen. Weißt du noch? Steve war damals seine rechte Hand, und Spider war kurz vor der Pensionierung. Deinen Bruder tot aufzufinden hat ihm einen saftigen Herzinfarkt eingebracht. Eine Woche nach dem Abend war Steve Sheriff.»
    Tulipe hob zum ersten Mal, seitdem sie sprach, den Blick. Sie sah Dick fest an:«Moe und ich, wir gingen mit Cartridge zur Lichtung. Dein Pick-up stand da, fast an der Stelle, an der er gestern Morgen wieder aufgetaucht ist, und...»
    «Er lag drin.»Pitty vollendete Tulipes Satz. Sie hatte Tulipes Geschichte gehört, sie hatte alles gesehen, sie hatte den Pick-up in dem warmen Nachtlicht gesehen. Sie erinnerte sich.
    Tulipe stand auf und ging ein paar Meter zum Fenster. Sie schlang ihre knochigen Arme um ihren Körper und sah zerbrechlich aus.
    Pitty starrte in Tulipes große schwarze Augen.
    «Also wusstest du Bescheid.»Dick setzte sich gerade hin.
    «Du meinst das von deiner Mutter und Jones? Ja, das wusste ich.»
    «Und warum wusste ich nichts davon?»
    «Du meinst, warum hast du nie die Augen aufgemacht und gesehen, was direkt vor deiner Nase war? Dick, wir sind nicht hier, um dir das Sehen beizubringen.»
    Tulipe stand auf, ging zur Tür und öffnete sie.«Seid mir nicht böse, aber ich habe noch eine Menge zu tun. Unordnung schaffen, damit Moe eine Aufgabe hat...»

    Während Tulipe Dick und Pitty vor die Tür komplimentierte und die beiden mit ihren Gedanken allein ließ, tagte der Rat der Weisen Rickvilles auf der Lichtung, an der Dicks Pick-up verendet war.
    Anwesend waren Clomel Harps, Pepper, Father Svenson, Sheriff Lucas, Mort Cassis und Scott McClure, die alte Ratte. Bevor McClure seine Klappe aufmachen konnte, krümelte sich Pepper in Richtung des Fathers und mümmelte ihm etwas ins Ohr, woraufhin der heftig nickte und sich eiligst entfernte.
    «Was hast du dem Father gesagt?»McClure hasste es, nicht genau Bescheid zu wissen. Der Einzige, der flüstern durfte, war er.
    Pepper hatte, wie gesagt, ganz mächtig Schiss vor McClure und fing augenblicklich an zu zittern.«Scott, ich hab doch nur gewollt, dass er meinen Kran segnet, mit seinem Weihwasser oder irgendetwas in der Richtung. Denn dann funktioniert er, da bin ich mir sicher.»
    «Das, was er dabeihat, taugt nicht dafür, darauf wette ich. Außerdem haben nur die Katholiken Weihwasser, sag mal, weißt du denn gar nichts?»McClure setzte ganz auf Peppers Einfalt.
    «Ja, aber warum ist er denn dann weggerannt? Das hätte er mir doch sagen können.»Pepper war verwirrt. Wenn der Father seinen Kran nicht vor dem Bösen beschützen konnte, ja, wer sonst? Und wozu war er dann Priester?
    «Sieh dich doch an, bei deinem Anblick nehmen sogar Spinnen Reißaus, das ist mal sicher. Und Pepper: Du stinkst wie ein Iltis!»

    Pepper hob vorsichtig seinen rechten Arm an und schnupperte sachte in Richtung Achselhöhle:«Ich finde, da ist noch alles ziemlich frisch.»
    «Ziemlich ist ein dehnbarer Begriff.»
    Der Father kam schon wieder zurück.
    Clomel beugte sich vor, buddelte direkt neben dem Pick-up ein paar Grashalme aus dem Schnee und schnüffelte daran.«Also, auf mich macht das hier nicht den Eindruck, als herrsche das Böse.»Er ließ die armen, schlaff gewordenen Halme fallen und klopfte sich die Hände sauber.«Aber woran erkennt man es?»
    Der Father schien überfordert. Und das alles vor einem anständigen Brunch, einem Kaffee mit einem kräftigen, gottesfürchtigen Schuss aus seinem Flachmann.«Ich hab noch gar nichts im Magen, so

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