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Pittys Blues

Pittys Blues

Titel: Pittys Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Gaebel
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kann ich nicht denken.»
    Die anderen stimmten ihm zu, und alle zusammen beschlossen, bei Vera zu essen. Mit vollem Magen ließ sich die Welt viel besser retten. Und außerdem war es ja schon Mittag.
    Und so kam es, dass nicht mehr einfach nur ein Pick-up zu bergen war. Es ging um viel mehr. Es war ein Kampf. Gut gegen Böse.
    Aber es wären nicht echte Rickviller Männer gewesen, hätten sie sich durch ihre neue, noch bedeutendere Mission verunsichern und zum Größenwahn hinreißen lassen. Sie wollten kein großes Aufhebens um ihre Aufgabe machen, sie wollten die Menschheit von dem jüngsten Gericht, das sich ohne Zweifel vor den Toren der Stadt ankündigte, erst unterrichten, wenn die Tat
vollbracht war. Man war sich ja nicht sicher, ob man siegen würde. Obwohl... im Fall einer Niederlage würde ohnehin keiner was davon mitbekommen... Im Pulk stampften sie zum Diner.
    «Platz da!»Scott McClure schob den alten Alfred brüsk zur Seite, der noch in der Tür stand und sich nicht sicher war, an welchem Tisch er sein verspätetes Frühstück einnehmen sollte.«Mann, Mann, Mann, wisst ihr was? Das hört nicht mehr auf, das wird jetzt immer weiter schneien.»Niemand achtete auf Alfred.
    «Vera, das größte, feudalste, beste Mittagessen für mich und meine Männer! Ich will ja nichts beschreien, aber wer die Welt rettet, der muss was Gutes im Magen haben. Und die Welt retten, ja, das werden wir heute, damit wir uns verstehen.»
    Vera stand hinter dem Tresen und baute sich auf.«Scott, schrei nicht so. Und nur zu deiner Information: Wenn man mein Restaurant betritt, grüßt man! Guten Tag!»
    «Guten Tag. Bekommen wir jetzt was, oder müssen wir zur Konkurrenz?»
    Vera lachte, und ihr ganzer Körper lachte mit.«Welche Konkurrenz? Setzt euch, ich komme gleich.»
    Bis die sechs Retter Rickvilles einen Platz fanden, brauchte es seine Zeit. Er musste dem konspirativen Charakter ihrer Vereinigung entsprechen. Das heißt, er musste abhörsicher sein. Aber da sie allesamt unsäglich laut redeten, hätten sie sich auch auf den Marktplatz stellen können, es hätte nichts geändert.
    Essen ist ein Thema, das jeder anders anpackt. Es gibt
welche, die den gesamten Tag fressen wie die Scheunendrescher, und welche, die es auch mal für zwei, drei Tage komplett vergessen. Von letzterer Version gab es im Umkreis Rickvilles nicht ein einziges Exemplar.
    Die Rickviller aßen alle verdammt gern. Egal, wie bescheuert oder eigenbrötlerisch jemand war - beim Essen trafen sich alle wieder. Sie palaverten und prosteten, diskutierten, erzählten sich Witze, zogen über alle anderen her, nur nicht über sich selbst. Und sie vergaßen die Zeit. Ein Frühstück wurde zu einem Mittagessen, ein Mittagessen zu einem Nachmittagssnack und so weiter. Normalerweise.
    Jetzt saßen die Männer des Bergungsteams im Diner und wollten ihren Hunger stillen, eine Lösung finden und sich möglichst noch vor Sonnenuntergang wieder ans Werk machen. So war der Plan.
    Und genau dieser Plan war der Grund, weswegen Dick und Pitty, als sie zum zweiten Mal an jenem Tag zum Pick-up zurückkehrten, eine leere Lichtung vorfanden. Kein Mensch war zu sehen.
     
    Den gesamten Weg vom Sugarclub bis dorthin hatten die beiden schweigend zurückgelegt. Pitty hatte ab und zu einen Blick zu Dick gewagt, hatte es aber vorgezogen, Abstand zu halten, da sie ohne große Mühe erkennen konnte, dass es in Dicks Kopf ganz mächtig am Arbeiten war. Ab und an hob er den Kopf, holte Luft und setzte an, etwas zu sagen, ließ es dann aber doch bleiben und atmete die Luft tonlos wieder aus. Pitty für ihren Teil versuchte, die verschwommenen
Bilder aus ihrem Gedächtnis scharf zu stellen, sie suchte nach dem Regler, sie probierte jeden Knopf aus, der in ihr steckte, und mit den Informationen, die Tulipe ihr und Dick gegeben hatte, wurden einige der unscharfen Bilder erkennbar. Sie musste abwarten, ob es ihr gefiel oder nicht. Abwarten, bis sich die restlichen Bilder von allein scharf stellten und sich erklärten.
    Dick ging in Zeitlupe auf seinen Wagen zu, nach jedem Schritt mehr als bereit, seinen Arsch in eine andere Richtung zu retten. Als er dann endlich vor der Fahrertür stand, griff er mutig durch das geöffnete Fenster in den Wagen, gewappnet für jede Art von Geist, der dort sitzen und ihm den Arm abbeißen oder zumindest wie sein Bruder aussehen könnte. Er öffnete die Tür und stieg ein. Er bewegte sich, als würde er durch Dornen steigen und sein Hintern bei der Berührung mit

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