Pizza House Crash
hörte, schaute ich vorsichtig durch den Korridor und sah, wie du aufs Männerklo gezerrt wurdest. Da machte ich ein Foto«, fuhr Nick fort, und er stand auf und goß uns zuversichtlich noch eine Runde von Max’ Whiskey ein. Offenbar sah er mir an, daß ich zögerte, ihn zu trinken, denn er legte sanft meine gesunde Hand um das Glas und tätschelte sie freundlich.
»Da ist noch sehr viel mehr, wo das herkommt, das kann ich dir versichern. Ich kaufe dem alten Mistkerl neuen, wenn du willst. Aber entspann dich, ja?«
Er setzte sich und erzählte weiter; ich ließ mich in meinen Sessel zurücksinken und nippte an dem Glas.
»Also, ich lief euch nach, als die beiden Typen aus dem Zimmer gerannt kamen, und bei ihnen war die Fisher und schrie ihre Anweisungen. Ich machte noch ein paar Fotos und lief dabei rückwärts auf den Lift zu. Ich fühlte mich ziemlich sicher, denn ich dachte mir, niemand wird sich an mich heranwagen, solange ich meinen Motorradanzug anhabe. Na, und dann sah ich die Pistole und hätte mir fast in die Hose geschissen. So’n Ding hatte ich nicht mehr gesehen seit... na, lassen wir das. Jedenfalls knallte irgendwo eine Tür, und Fisher befahl den beiden, mich in Ruhe zu lassen und euch hinterherzulaufen. Dann ging sie zurück in das Zimmer und rief jemanden an - die Sicherheit wahrscheinlich - und da rannte ich zur Treppe neben dem Lift und lief nach unten zum Empfang. Da spazierte ich einfach durch.«
»Und niemand hat dich aufgehalten?« Ich war überrascht. »Nein. Sie hatten wahrscheinlich mit euch beiden genug zu tun. Ich setzte mich ein Stück weiter unten auf die Maschine
und wartete. Ich dachte mir, es würde jemand rauskommen, und ich könnte noch ein paar Fotos machen. Es war dunkel, aber das Licht vom Empfang schien auf die Straße heraus, die sowieso ganz gut beleuchtet war. Ich nahm nicht an, daß es Probleme geben würde.«
»Wen hast du fotografiert?« Ich trank mein Glas leer. Das Feuer des Whiskeys wärmte mir Kehle und Brust und vernebelte meinen Blick.
»Dich und deinen Gatten... sorry, deinen Ex-Gatten.«
»Noch nicht ganz.«
»Dann den Japaner und seinen Freund - und schließlich Ms. Fisher. Das ist allerdings ein bißchen undeutlich.«
»Kann ich die Bilder sehen?«
»’türlich.«
Nick stand auf und holte einen braunen Papierumschlag, den er mir reichte. Ich öffnete ihn und betrachtete den Inhalt schweigend. Kay Fisher trug einen schicken Trenchcoat; Nick hatte sie erwischt, wie sie mit ihrem schlanken Aktenkoffer in ein Taxi stieg. Die Außenaufnahmen waren ganz gut, obwohl die Fisher auf der einen teilweise vom Taxi verdeckt war.
Die Bilder von mir und Eddie waren ein Schock. Wir sahen natürlich gehetzt aus, aber er hatte mir den Arm um die Schulter gelegt, schützte mich, hielt mich fest. Das war alles nicht richtig. Ich hielt die Fotos hoch, um sie im gedämpften Lichtvon Max’ Wohnzimmer genauer zu betrachten.
»Du hast sie Falk gegeben, nehme ich an«, murmelte ich. »Branagh hat vorgeschlagen, daß wir es tun sollten. Zumindest hat die Polizei damit noch etwas anderes zu tun... hör mal, Georgina, es tut mir leid... ich wollte dir helfen.«
»Ich brauche deine Hilfe nicht. Ich hab’s satt, daß die Leute mir helfen. Wenn man mir hilft, habe ich das Gefühl, eine Schlinge zieht sich um meinen Hals. Du hättest deine Nase nicht in meine Angelegenheiten stecken sollen.« Ich lehnte mich zurück und machte die Augen zu, damit ich ihm nicht ins Gesicht zu sehen brauchte.
Seine Stimme klang bewegt. »Aber es sind auch meine Angelegenheiten. Meine Nase steckt drin. Sie sind in meine Wohnung gekommen und haben sie auseinandergenommen, haben alle meine Arbeiten vernichtet... Und was ist mit deiner Wohnung? Was ist mit dir? An einem Abend rennst du mir ganz verängstigt über den Weg, am andern Morgen bist du blaugeprügelt und zerschnitten. Du schaffst das nicht allein, George.« Ich öffnete die Augen, und Madelaine kam herein und brachte Bettzeug für Nick. Ich stand auf und ließ die Fotos neben die leeren Whiskeygläser auf den Couchtisch fallen.
»Schau, es tut mir leid... Ich bin im Moment einfach ein bißchen außer mir. Ich gehe noch mal runter, um etwas nachzusehen. Bis morgen.«
Es war beunruhigend, an Max’ unordentlichem Schreibtisch zu sitzen und mein Paßwort in seinen Computer einzugeben. Es war wie damals, als ich das erstemal mit dem Wagen meines Vaters gefahren war, eine Ehre, die ich nur ein einziges Mal hatte genießen dürfen,
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