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Plan D

Plan D

Titel: Plan D Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Urban
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alles an dieser anmutig-dreckigen Katzenschönheit nach Vanille schmecken musste, vom Scheitel bis zu den Zehen mit den schwarzen Nägel n …
    »Marie.«
    Das Gesicht zuckte zurück. »Woher kennen Sie mich?«
    »Boltenhage n …«
    Marie starrte ihn an. Ihr Mund ging noch ein Stück weiter auf, bevor er sich schloss, bevor sie aufstand, sich im Kreis drehte, den Kopf schüttelte, eine Hand an der nassen Stirn. »Sie sind das! Ihr Gesich t …«
    »Hab ein bisschen Stress gehabt in letzter Zeit.« Wegener gab sich Mühe, schmerzfrei zu klingen. »Womit bin ich gefesselt?«
    »Mit meinem Abschleppseil.«
    »Sie wollen mich abschleppen, geben Sie’s zu.«
    »Ihr Humor hat überlebt.«
    »Das ist das Wichtigste.«
    »Tut mir leid.«
    »Was genau tut Ihnen leid? Dass Sie mich gefesselt haben? Dass Sie mich am Strand gezwungen haben, mich auszuziehen? Dass Sie mich nackt an meinen nackten Kollegen gekettet haben, der auch noch Westdeutscher ist? Dass Sie mich mit einem Spaten niedergeschlagen haben? Dass Sie mich geohrfeigt haben? Oder dass ich so lange in der eiskalten Ostsee stehen musste, bis mir fast was abgefroren wäre?«
    Maries spöttischer Blick begutachtete die verbeulte Cordhose. »Ich glaube, das Relevante ist noch dran.«
    Wegener wurde von diesem herablassenden Lächeln warm, ob er wollte oder nicht. »Sie haben uns angelogen. Ihr Vater hat mit Ihnen über alles gesprochen. Ausnahmslos. Sie waren von Anfang an im Bild.«
    »Das stimmt nur fast, Herr Martin Alfons Wegener. Etwas ziemlich Zentrales hat er aus Sicherheitsgründen immer verschwiegen: Wo das Zeug ist.«
    »Er hat Ihnen nichts von der Zeitkapsel erzählt?«
    »Zeitkapsel?« Marie staunte. »Vielleicht ist es ganz gut, dass Sie hier gerade reingeschneit sind. Ich höre.«
    Wegener sah Marie an. »Die Unterlagen sind in der Kapsel, die Ihre frühere Volksschulrektorin vor fünfzehn Jahren hier im Wald vergraben hat.«
    »Frau Frommann?!«
    »Ja. Erinnern Sie sich? Sie waren noch ein Kind.«
    »Das sind die Tricks meines Vaters!« Marie lachte. »Typisch! Und das funktioniert immer!«
    »Kann man so sagen.«
    »Wahrscheinlich war Frau Frommann die Einzige, die den genauen Ort kannte, oder? Und nicht mal er selbst wusste, wo er das Zeug versteckt hatte.«
    »So ist es.« Wegener versuchte seine Hände zu bewegen, aber Marie hatte den engsten Knoten der Sozialistischen Union produziert. »Als Ihr Vater aufgeflogen ist, hat er sich von Frau Frommann die Koordinaten besorgt, um die Kapsel zu bergen. Aber seine Mörder haben ihn erwischt, bevor er mit dem Buddeln anfangen konnte.«
    »So was hatte ich mir gedacht. Ohne die Koordinaten braucht man einen Bagger, um hier was zu finden. Aber wie es bei Vosshagens Nacht immer heißt: hilft ja nichts.«
    »Warum hat Ihr Vater Sie nicht angerufen, als es ernst wurde? Sie hätten die Dokumente doch für ihn in Sicherheit bringen können. Immerhin sind Sie seine wichtigste Verbündete, sein einziges Kind.«
    »Er war ja nicht blöd. Natürlich hat er damit gerechnet, dass er längst abgehört wurde. Soll er zwanzig Jahre Arbeit mit einem Anruf zerstören und gleichzeitig noch meine Existenz an die Stasi verraten?«
    »Verfolgt hat man ihn auch. Das ist ihm wohl entgangen.«
    »Vielleicht hatte er keine Zeit mehr, sich darum zu kümmern. Vielleicht musste er alles auf eine Karte setzen.« Marie wandte sich ab, starrte schweigend in den Wald, fuhr sich mit beiden Händen durch die Haare. Eine Gedenkminute für den toten Albert Hoffmann. Dann griff sie nach dem Spaten. »Ich mach mal weiter.«
    »Frau Schütz, das hier ist ein Wald!«
    »Sag Marie zu mir, Alfons.«
    »Marie, das hier ist ein Wald.«
    »Gut beobachtet, Alfons.«
    »Du suchst die Nadel im Heuhaufen.«
    »Ich suche Dokumente, die ein Unrechtsregime stürzen können, also werde ich so lange graben, bis ich sie finde.«
    Wegener versuchte, Schmerzen zu sortieren. Seine Stirn fühlte sich an, als hätte man sie mit einer Rasierklinge aufgeschlitzt. Sein Hinterkopf war ein Fußball, mit dem Michael Ballack Freistöße übte, alle zwanzig Sekunden einen. Seine Hüfte glühte. Das kalte Wasser tropfte von oben in die Kopfwunde, ein verlässliches Zustechen im Rhythmus der Natur.
    Marie beugte sich vor. »Alles ok mit deinem Kopf?«
    »Sehr witzig. Warum warst du an der Datsche?«
    »Warum wohl. Ich hab die Papiere überall gesucht. Auch in Papas Hütte.«
    »Marie. Ich geb dir einen guten Rat: Lass es.« Wegener spürte den qualvollen Druck seiner Blase,

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