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Planet am Scheideweg

Planet am Scheideweg

Titel: Planet am Scheideweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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riesige Schaumwirbel. Gleichzeitig steuerte Yahai Paik gegen die Wirkung des schweren Körpers an. Jetzt arretierte die Trommel. Rasend schnell glitt das Boot in einer Serie kleiner Sprünge von Welle zu Welle und erzeugte Gischt und Schaum. Die schweren Stöße schlugen das Mädchen und den Piloten jedesmal schwer in die Sitze. Yebell taumelte, aber er hakte ein Bein um den Hebel des Trommelmechanismus und griff nach der Büchse. Der Fisch ließ die Bordwand los, wurde ins Heck zurückgewirbelt und rammte seinen Schädel gegen die Backborddüse. Ein knirschendes Geräusch ging durch den Bootskörper.
    »Er bringt uns um!« schrie Diona auf.
    Yebell faßte die Büchse dicht hinter dem Schaft, versuchte die Stöße des Bootes abzufedern und wurde wild hin und her geschleudert. Ein Versuch, genau zu zielen, schien sinnlos zu sein. Le Monte keuchte auf und schwenkte die schwere Waffe herum. Die Augen El Saghirs schienen ihn haßerfüllt zu beobachten. Wieder warf sich der Fisch, halb in der Luft, herum und riß den oberen Teil der Reling ab, als er sich aus dem Wasser schnellte und seine Zähne in das Metall bohrte. Dröhnend arbeiteten die Wasserpumpen. Das Boot beschrieb einen waghalsigen Zickzackkurs. Es bockte und schlingerte. Wie Puppen wurden die drei Menschen herumgeschleudert, hielten sich aber krampfhaft fest.
    »Verdammt! Schieß ihn ab!« brüllte Yahai.
    »Natürlich! Aber wie!« schrie Le Monte zurück.
    Der zweite Schuß traf besser. Er ging in den Kopf des Tieres. Blut färbte das Wasser. Der Fisch zerrte an der Unterwasserdüse und verbog ein Ruderblatt. Der Pilot arbeitete hart an der Steuerung, um das Boot auf annähernd geradem Kurs zu halten. Dadurch, daß nur wenige Meter Trosse Fisch und Bootsheck trennten, waren die Angriffe von El Saghir nicht mit großer Gewalt auszuführen, denn er vermochte keinen Anlauf zu nehmen. Aber er drehte und wand sich um die Leine und um das Heck des Bootes. Die Zähne splitterten, als sie den Spiegel des Bootes erfaßten und an der dicken Wand des Hecks zerrten. Das Boot bewegte sich ruckartig um die Längsachse. Obwohl beide Wunden und auch die Einschußstelle der Harpune bluteten, schien El Saghir keine Kraft zu verlieren. Yebell stieß dem Fisch die Mündung der Büchse ins Auge und drückte ab. Eine gewaltige Explosion riß einen Teil des Schädels auf und schleuderte Le Monte nach rückwärts. Er fiel schwer auf die dicken Polster, klammerte sich an einem Tau fest und richtete sich halb wieder auf. Seine Brille war verloren, und er keuchte.
    Ein letzter Krampf schloß die Kiefer.
    Sie hatten die handbreite Rückwand, den Spiegel des Bootes zwischen sich. Die langen weißen Zähne bohrten sich tief durch das mehrschichtige Material.
    Der Fisch zitterte und bewegte sämtliche Flossen im Todeskampf.
    »Ist er tot?« fragte Diona leise. Sie war bleich geworden und sah zu, wie der Pilot eine Maschine ausschaltete und mit der anderen weiterfuhr. Die Vibrationen der Drehzahländerung erschütterten für kurze Zeit das Boot, dann fuhr es in einigermaßen gerader Bahn auf die beiden aufgeschütteten Dämme aus Sand, Stein und Betonfertigteilen zu.
    »Ziemlich tot!« bestätigte Yebell und schüttelte sich.
    Der Fisch hing, zu einem schlaffen Bündel gedreht, von der Bordwand ins Wasser. Der Schwanz tauchte ganz ein, die Kiefer öffneten sich langsam. Die Gegend um die Reling war blutig, naß und von den Spuren der Zähne gezeichnet.
    »Was war das eigentlich, Yebell?« erkundigte sich der Pilot.
    Sie hatten sich Zigaretten angesteckt und rauchten erschöpft.
    »Ein Fisch, der aus der Art geschlagen ist!« sagte Le Monte.
    »Noch niemals hat ein Fisch das Boot mit den Zähnen angegriffen. Niemals ist es passiert«, sagte Le Monte düster, »daß ein Saghir ein solches Verhalten an den Tag gelegt hat. Schön, einige von ihnen wehrten sich wie besessen und rammten das Boot, aber sie schnappten niemals nach den Insassen. Das überrascht mich etwa so, als ob ein Karpfen plötzlich die Eigenschaften eines Hechtes angenommen hätte!«
    Er sah das Mädchen an und brummte:
    »Vielleicht hat das etwas mit Dshina zu tun?«
    Diona schüttelte den Kopf.
    »Ich glaube nicht. Ich bin sicher, daß meinen Leuten eine solche Teufelei nicht einfällt. Einfällt ... vielleicht ja. Aber Ousmane würde das nicht zulassen.«
    Das Meer, in dem sie eben beinahe gestorben wären, war nichts anderes als eine gewaltige Bucht, annähernd oval geformt, dreitausend Kilometer in der Längsachse. Zwei

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