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Planet am Scheideweg

Planet am Scheideweg

Titel: Planet am Scheideweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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Landarme umfaßten es und trennten es von den namenlosen Ozeanen dieser Welt. Auf dem westlichen Arm, dort, wo er in das Massiv des Kontinents überging und sich plötzlich verbreiterte, lebten die Megamikren. Aber was sie in dieser Zone, rund fünfzehntausend Quadratkilometer groß, geschaffen hatten, war beispiellos. Der öde Planet war hier bis zur Unkenntlichkeit verändert worden. Die Arbeit von sechstausend Siedlern und ihren Vorfahren zeigte jetzt, in diesem Jahr, die schönsten Früchte.
    Und in diesem Jahr war sie am meisten gefährdet, denn der reiche Planet Dshina griff danach.
    »Jedenfalls ist der gegrillte Fisch teuer erkämpft worden!« stellte der Pilot fest und nickte.
    »Du hast recht. Aber die Jagd scheint mir in gewisser Hinsicht erst der Anfang von vielen ärgerlichen Dingen zu sein!« kommentierte Yebell und blickte Diona in die Augen. »Hinüber zum Werfttrakt, Yahai!«
    »Verstanden, Skipper!« sagte der Pilot und fuhr quer durch das ruhige Wasser des Hafens. Ein paar Ansiedler kamen aus den Häusern, Gaststätten und Betrieben, starrten das beschädigte Boot an und den Fisch, der daran hing. Als sie ihn endlich mit einem Schiffskran an Land gehievt hatten, maßen sie ihn.
    El Saghir mit den langen Reißzähnen besaß eine Länge von elf Metern.

 
2.
     
    Draußen ballte sich ein Gewitter zusammen. Schwefelgelbe Wolken hingen vor den Fenstern und verdeckten die Sonne. Das Laub kreiselte in großen Spiralen über den Platz, auf dem die Wagen der Ratsangehörigen parkten. Ousmane Diack drehte den schweren Ring an seinem Mittelfinger. Dann stand er aus seinem riesigen Ledersessel auf.
    Ousmane ging hinüber zu einer Wandkonsole, auf der ein Gerät aus Draht und Plastik, Schwungscheiben und Stößeln, Exzentern und verschiedenfarbigen Speziallampen stand. Ousmane blieb einen Augenblick davor stehen, dann drückte er einen kleinen Schalter hinein. Ein Impuls ging an ein Relais, das die Stromzufuhr öffnete. Ein Motor lief an, eine Reihe von Schaltern wurde mit Hilfe von Exzentern auf umständliche Weise betätigt. Vielfarbige Lichter flammten auf, als sich Räder drehten, Schubstangen schoben, Zähne eingriffen und den Mechanismus sich klappernd bewegte. Die bunten Plastikteile, die glitzernden oder tief schwarzen Räder, die Lichter – das alles erzeugte flirrende Reflexe und effektvolle Bewegungen. Ganz langsam hob eine differenzierte Untersetzung einen alten, rostigen Hammer. Der Hammerkopf schwebte ächzend höher und höher, bis er in der höchstmöglichen Stellung arretierte. Ein Summer stieß einen krächzenden Schrei aus, dann zog ein Hebel eine Sperre heraus. Der Hammer fiel herunter, traf exakt einen schweren Schalter, der augenblicklich die gesamte Maschinerie ausschaltete. Die Räder standen still, die Lichter gingen aus. Die Maschine hatte sich aufwendig selbst ausgeschaltet; sämtliche Bewegungen waren nur auf dieses Ziel ausgerichtet gewesen. Ousmane Diack drehte sich langsam herum, sah nacheinander in die Gesichter der sechs anderen Männer und sagte:
    »Diese Maschine, nicht zu Unrecht Nutzlos genannt, kennzeichnet die Lage.«
    Sherm, der einzige Mann in diesem Raum, dessen Problem als so gut wie gelöst angesehen werden durfte, erwiderte:
    »Wegen eben dieser Lage sind wir hier, Ousmane.«
    Diack, der Energiedirektor des Planeten Dshina Iwaki, des sonnennäheren Planeten, nickte Sherm zu.
    »Verständlich, da ich uns alle zusammengerufen habe. Ich verspreche mir von dieser Unterhaltung oder Sitzung eine Wende. Ob ich sie mir verspreche, ist dabei mehr als zweitrangig wichtig. Der Planet verspricht sie sich. Und wenn wir nicht heute handeln, leiten wir den endgültigen Prozeß des Niedergangs ein.«
    Chavoure Garzon murmelte bissig:
    »Dann kann Sherm ja nach Hause gehen. Sein Problem ist gelöst.«
    Sherm blieb ruhig; er hatte mit den Eifersüchteleien seines Kollegen gerechnet, da er selbst sie durch seinen Erfolg herausgefordert hatte.
    »Es ist nicht mein Problem, sondern das der vier Milliarden Menschen auf diesem Planeten. Und darüber hinaus das Problem des Planeten selbst. Das wissen wir alle, und darüber sollten wir kein Wort verlieren.«
    Er sah Chavoure Garzon kühl an und konzentrierte sich dann wieder auf Diack, der in seinem Sessel Platz genommen hatte. Ousmane war die Schlüsselsymbolfigur des Planeten. Von ihm hing alles ab. Und er wiederum konnte nichts durchführen, ohne daß diese sechs anderen Männer ihn mit ihren Arbeiten unterstützten. Von ihnen hatte

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