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Planet America: Ein Ami erklärt sein Land (German Edition)

Planet America: Ein Ami erklärt sein Land (German Edition)

Titel: Planet America: Ein Ami erklärt sein Land (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric T. Hansen
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in einer politisch so korrekten Nation ist angenehm beruhigend. Neulich wurde ich kurz aufgeschreckt, als plötzlich der Bundespräsident zurücktrat, nachdem er monatelang von hochinvestigativen Journalisten belagert worden war. Irgendwann war die Aufregung so groß geworden, dass ich einen Freund fragte, was der gute Mann denn verbrochen habe. »Irgendwie hat er, glaube ich, bei einem Freund übernachtet, der eine Villa besitzt. Dazu muss man aber sagen, es war eine sehr schöne Villa.«
    Ich war schockiert, peinlich berührt und desillusioniert: So wenig haben die Deutschen zu bieten? Mein Gott, sogar die Korruption in Deutschland ist irgendwie anständig.
    Der erste US -Präsident, den ich als Junge bewusst wahrgenommen habe, Richard Nixon, hatte heimliche Bombardierungen von Kambodscha angeordnet, seinen politischen Feinden illegal nachspioniert und den Kongress darüber belogen, bevor er zurücktrat. Sein Vizepräsident Spiro Agnew musste zugeben, jahrelang Bestechungsgelder angenommen zu haben, bevor er ebenfalls zurücktrat und eine Viertelmillion Dollar zurückzahlen musste. Es ist immer noch unklar, welchen Dreck Bill Clinton am Stecken hat: Zwischen zwielichtigen Immobiliendeals, dem mysteriösen Selbstmord eines seiner Berater und der Tatsache, dass er am letzten Tag seiner Amtszeit einen bekannten verurteilten Finanzkriminellen begnadigt hat, muss noch irgendwas höchst Illegales verborgen sein, aber niemand kann herausfinden, was es ist. Ob Barack Obama die Inneneinrichtung von Warren Buffetts Privatjet oder von Filmproduzent Jeffrey Katzenbergs Hollywoodvilla kennt? Wir werden es nie erfahren, weil es unsere Journalisten nicht interessiert. Sie warten ab, bis Obama jemanden schwängert, um Milliarden betrügt oder ermordet. Das ist eine echte Story.
    Die Europäer mit ihren abgesicherten Verhältnissen und ohne den ständigen Ehrgeiz, die Welt zu ändern, werden durch unseren wahllosen Aktionismus regelmäßig aufgeschreckt. Sie entdecken die Risse in unserem Staatsgefüge, groß wie die Spalten, die sich bei einem Erdbeben unter den Füßen auftun, und sie denken: »Hoppla, das war’s. Das hält keine Gesellschaft aus.«
    Doch gerade von solchen Brüchen leben wir. Sie zeigen uns, dass eben nicht alles geregelt ist, dass es Raum für Änderungen gibt, dass alles im Fluss ist und nichts in Stein gemeißelt – dass ein Leben, wie wir es uns vorstellen, möglich ist. Sie sind unser »Treibstoff«.
    Das amerikanische Auf und Ab, das Schlingern von Erdbeben zu Erdbeben, ob zu Hause oder international, gehört zu uns wie Sarah Palin und Mickey Mouse. All die Unbotmäßigkeiten, die Europa regelmäßig aufschrecken – uns auch, gelegentlich –, sind Zeichen, dass Amerika sich nicht geändert hat. Es experimentiert, genau wie immer, hemmungslos rum. Das ist kein Indiz dafür, dass das System nervös wird und zugrunde geht, sondern eher umgekehrt: dass es bestens funktioniert, unverschämt laut zwar, ratternd, zischend und geifernd wie eine alte, eigenwillige, klapprige Dampfmaschine, aber zäh wie eh und je.
    Die Frage: »Wird Amerika fallen?« ist die falsche Frage. Irgendwann fällt alles. Die wirklich interessante Frage lautet: Ist Amerika noch Amerika?
    Das ist es. Die Idioten von Fox News beweisen es. Die bizarren Sprüche unserer Präsidentschaftskandidaten beweisen es. Die große, beängstigende und einzigartige Veränderung, die Amerika heute durchmacht, ohne dass jemand weiß, wo das alles hinführt, beweist es.
    Die unwiderstehliche Arroganz, die man sonst nur von Teenagern kennt, die Unbekümmertheit, die Vitalität des Unfertigen, der unbändige Drang zur Veränderung, die Neugier, die verbietet, dass man eine Gesellschaft, einen Trend, eine Wissenschaft für abgeschlossen hält, die Freiheit zu spinnen, der Raum zum Ausprobieren, die innere Verpflichtung, zu einer Idee niemals »Nein« zu sagen – all das beweist es.
    Ich kann verstehen, dass das den Europäern Angst macht.
    Denn es stimmt: Wir sind tatsächlich durchgeknallt. Wir halten uns für größer und stärker, als wir sind, legen uns selbst ständig Fallstricke, wissen oft genug nicht, wann wir aufhören sollten, und lassen uns vom Rest der Welt nichts erzählen, selbst wenn er recht hat. Wir wissen, dass unsere Dummheiten nicht zu zählen sind.
    Und dennoch fehlt mir etwas, wenn ich nicht zu Hause bin.
    Unser Anfang in der Neuen Welt war nicht bloß ein Bruch mit dem Lauf der Geschichte. Unser Heil suchten wir im Sturz kopfüber in

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