Planet der Affen
um den sich mehrere Gefangene versammelt hatten. Ich machte es wie sie und streckte zögernd die Hand aus. Sie blickten mich finster an, aber da reichlich Nahrung vorhanden war, ließen sie mich gewähren. Es war ein dicker Brei aus Getreideflocken, der nicht schlecht schmeckte. Ich schlang einige Hand voll davon hinunter.
Die Mahlzeit erfuhr überdies eine Bereicherung dank der Gutmütigkeit unserer Wächter. Nun, da die Jagd beendet war, zeigten sich die Treiber, die mir solche Angst eingeflößt hatten, von ihrer besten Seite, solange wir uns anständig betrugen. Sie spazierten vor den Käfigen auf und ab, warfen uns gelegentlich Obst zu und amüsierten sich über die Balgerei, die daraufhin unweigerlich entstand. Dabei beobachtete ich einen Zwischenfall, der mir zu denken gab. Ein kleines Mädchen hatte eine Frucht aufgefangen, und einer der Mitgefangenen stürzte heran, um sie dem Kind zu entreißen. Der Affe schwang seinen Stock, schob ihn zwischen den Gitterstäben hindurch und stieß den Mann brutal zurück; dann nahm er eine andere Frucht und drückte sie dem Kind in die Hand. Diese Geschöpfe waren also auch fähig, Mitleid zu empfinden.
Als die Essenspause zu Ende war, machten sich der Rottenführer und seine Gehilfen daran, den Transport neu einzuteilen, indem sie bestimmte Gefangene von einem Käfig in den anderen verlegten. Es schien, als wollten sie eine Art Auswahl treffen, doch nach welchen Gesichtspunkten das geschah, konnte ich nicht feststellen. Ich wurde einer Gruppe Menschen von besonders ansprechendem Äußeren zugeteilt und empfand so etwas wie bittere Genugtuung bei dem Gedanken, dass mich die Affen auf den ersten Blick für würdig befunden hatten, unter diese Prachtexemplare aufgenommen zu werden.
Und dann erfüllte mich Überraschung und unsägliche Freude als ich unter meinen neuen Leidensgenossen Nova bemerkte. Sie war also dem Massaker entgangen, und ich dankte dem Himmel des Beteigeuze dafür. Ich hatte vor allem an sie gedacht, als ich die Reihen der Opfer abgesucht hatte, zitternd und bangend, ich könnte sie unter den Toten entdecken. Ich hatte das Gefühl, etwas Wertvolles wiedergefunden zu haben, und warf mich ihr, einmal mehr alle Vorsicht außer Acht lassend, mit ausgebreiteten Armen entgegen. Es war blanker Unsinn. Entsetzen erfasste sie. Hatte sie denn unser Beisammensein in der Nacht vergessen? Befand sich in diesem herrlichen Körper kein noch so kleines Stückchen Geist? Bedrückt ließ ich die Arme sinken, als ich sah, wie sie sich bei meiner Annäherung zusammenzog und die Finger krümmte, als wollte sie mich erwürgen. Was vermutlich geschehen wäre, wenn ich mich nicht zurückgehalten hätte. Als ich jedoch regungslos verharrte, beruhigte sie sich sehr rasch. Sie legte sich in einer Ecke des Käfigs nieder, und seufzend folgte ich ihrem Beispiel. Alle anderen Gefangenen hatten es ebenso gemacht. Sie schienen nun ermüdet, entkräftet, und hatten sich offenbar in ihr Schicksal ergeben.
Unterdessen bereiteten die Affen die Abfahrt des Transportes vor. Eine Plane wurde über unseren Käfig gestülpt und zur Hälfte herabgelassen, sodass noch Tageslicht eindringen konnte. Befehle wurden gebrüllt. Die Motoren sprangen an.
Und dann fuhren wir mit großer Geschwindigkeit einem unbekannten Ziel entgegen. Ich hing trüben Gedanken nach. Was mochte mich auf dem Planeten Soror noch erwarten?
11
Ich war völlig deprimiert. Die Ereignisse dieser zwei Tage hatten meinen Körper schwer mitgenommen und meinen Geist in derart tiefe Verwirrung gestürzt, dass ich außerstande war, den Verlust meiner Kameraden zu betrauern und mir klar zu machen, was die Zerstörung des Beibootes für mich bedeutete. Erleichtert begrüßte ich die Dämmerung und dann die darauf folgende Finsternis, in der ich mich verbergen konnte, denn der Abend brach hier sehr schnell herein und wir fuhren die ganze Nacht hindurch. Ich bemühte mich, einen Sinn hinter den Ereignissen zu finden, deren Zeuge ich gewesen war. Ich brauchte diese geistige Arbeit, um der Verzweiflung zu entfliehen, die mich ergriffen hatte, um mir zu beweisen, dass ich ein Mensch war, ein Mensch der Erde genauer gesagt, ein intelligentes Wesen, daran gewöhnt, eine logische Erklärung für auf den ersten Blick wundersame Launen der Natur zu finden, und kein von überentwickelten Affen gehetztes wildes Tier. Ich ließ mir alle Eindrücke durch den Kopf gehen, die ich bewusst und unbewusst aufgenommen hatte. Eine Beobachtung
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