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Planet der Affen

Planet der Affen

Titel: Planet der Affen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Boulle
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im Traum, dass er hastig nach der Waffe griff, doch als er anlegte, war ich bereits wieder in Deckung gegangen. Ich hörte einen Ausruf, der wie ein Fluch klang, aber ich hatte keine Zeit, um über diese neuerliche Kuriosität nachzugrübeln.
    Ich hatte ihn überlistet und empfand unbeschreibliche Freude. Das war Balsam für mein angeschlagenes Selbstwertgefühl. Ich lief aus Leibeskräften weiter, um mich so weit wie möglich von dem Gemetzel zu entfernen. Die Schreie der Treiber waren nicht mehr zu hören. Ich war gerettet.
    Gerettet? Ich hatte die Hinterhältigkeit der Soror-Affen unterschätzt. Ich war noch keine hundert Meter weit gelaufen, als ich mit dem gesenkten Kopf gegen ein mit Blättern getarntes Hindernis stieß. Es war ein grobmaschiges Netz, das da über der Erde gespannt und mit großen Beuteln versehen war, – und in einem davon hatte ich mich verfangen. Ich war nicht der einzige, der in diese Falle gegangen war. Das Netz teilte einen beträchtlichen Abschnitt des Waldes ab, und eine Menge Fliehender, die dem Tod durch Erschießen entkommen waren, hatte sich darin verstrickt. Zu meiner Rechten und zu meiner Linken wurden vergebliche Befreiungsversuche unternommen.
    Verzweifelte Wut erfasste mich, als ich mich abermals gefangen sah, eine Wut, die das Entsetzen weit übertraf und für kühle Überlegungen keinen Raum ließ. Ich tat genau das Gegenteil von dem, was mir mein Verstand riet – ich zappelte und strampelte, was zur Folge hatte, dass sich das Netz nur noch enger um mich zusammenzog. Schließlich war ich derart gefesselt, dass mir gar nichts anderes übrig blieb, als mich ruhig zu verhalten – den Affen ausgeliefert, die ich näher kommen hörte.

10
    Todesangst befiel mich, als ich den Trupp herannahen sah. Nachdem ich zuvor Zeuge ihrer Grausamkeit gewesen war, erwartete ich, sie würden ein allgemeines Massaker veranstalten.
    Die Jäger, durchwegs Gorillas, marschierten an der Spitze. Ich bemerkte, dass sie ihre Waffen abgelegt hatten, und schöpfte etwas Hoffnung. Hinter ihnen gingen die Diener und die Treiber. Letztere waren zur Hälfte Gorillas, zur Hälfte Schimpansen. Die Jäger schienen die Herren zu sein, und ihr Auftreten glich dem von Aristokraten. Sie wirkten überhaupt nicht bösartig, sondern strahlten beste Laune aus.
    Ich bin heute mit den Merkwürdigkeiten jenes Planeten so vertraut, dass ich den oben stehenden Satz niedergeschrieben habe, ohne die Absurdität zu bedenken, die darin enthalten ist. Und doch ist es die reine Wahrheit! Die Gorillas gaben sich wie Aristokraten. Sie unterhielten sich angeregt in einer artikulierten Sprache, und ihre Mienen drückten menschliche Regungen aus. Bei Nova hatte ich dergleichen vergeblich gesucht und nicht eine Spur davon gefunden. Was mochte mit ihr geschehen sein? Ich erinnerte mich schaudernd an das Blutbad. Jetzt verstand ich, was sie beim Anblick unseres Schimpansen Hector empfunden haben musste. Zwischen den beiden Rassen musste wilder Hass bestehen. Davon zeugte schon das Verhalten der gefangenen Menschen bei der Annäherung der Affen: Sie gerieten in Raserei, schlugen um sich, fletschten die Zähne, hatten Schaum vor dem Mund und versuchten, die Schnüre des Netzes zu durchbeißen.
    Ohne sich um den Tumult zu kümmern, gaben die Jäger – die ich zu meiner eigenen Überraschung als Herren bezeichnete – ihren Bediensteten Anweisungen. Auf einer Fahrspur unweit des Netzes kamen große, ziemlich niedrige Wagen angefahren, deren Ladefläche mit einem käfigartigen Aufbau versehen war. Dort wurden wir hineingetrieben, je ein Dutzend pro Wagen. Das dauerte lange, denn die Gefangenen widersetzten sich verzweifelt. Doch zwei Gorillas, die Hände mit Lederhandschuhen gegen Biss- und Kratzwunden geschützt, ergriffen einen nach dem anderen, zerrten ihn aus der Falle und warfen ihn in den Käfig, dessen Tür dann schnell zugeschlagen wurde. Währenddessen überwachten die Herren, lässig auf einen Stock gestützt, die Operation.
    Als ich an die Reihe kam, versuchte ich auf mich aufmerksam zu machen, indem ich redete. Doch kaum hatte ich den Mund geöffnet, schlug mir einer der Schergen, der das zweifellos für Aufsässigkeit hielt, mit der riesigen Faust brutal ins Gesicht. Auf diese Weise zum Schweigen gebracht, wurde ich wie ein Paket in einen der Käfige geworfen, zu einem Dutzend Männer und Frauen, die jedoch noch viel zu erregt waren, um mir Beachtung zu schenken. Sobald man uns alle verladen hatte, überprüfte einer der

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