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Planet der Affen

Planet der Affen

Titel: Planet der Affen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Boulle
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Stöcken nach mir stießen, nach mir, Ulysse Merou, einem Menschen! Ich widersetzte mich energisch, doch die Bestien ließen nicht ab, und ich weiß nicht, was noch mit mir geschehen wäre, wenn nicht Zira eingegriffen hätte, der man über meine Aufsässigkeit Bericht erstattete. Sie überlegte lange, dann trat sie an meinen Käfig, sah mich mit ihren schönen, klugen Augen an, tätschelte mir den Nacken und richtete einige Worte an mich, die ich etwa so auslegte: »Armer kleiner Mensch«, schien sie zu sagen, »wie sonderbar du bist! Noch nie hat sich jemand von deiner Art so aufgeführt. Sieh dich um! Tu doch, was man von dir verlangt, und du bekommst eine Belohnung.«
    Sie nahm ein Stück Zucker aus der Tasche und reichte es mir. Ich war verzweifelt. Auch sie hielt mich nur für ein Tier, das vielleicht etwas intelligenter war als die anderen. In einer jähen Aufwallung von Zorn schüttelte ich den Kopf und legte mich in eine Ecke des Käfigs, weit weg von Nova, die mich verständnislos anblickte. Und dabei wäre es zweifellos geblieben, wäre in diesem Moment nicht der alte Zaius erschienen, der sich hochmütiger denn je gebärdete. Er war gekommen, um sich über den Fortgang der Experimente zu informieren und erkundigte sich, wie gewöhnlich, zunächst nach mir. Zira konnte nicht umhin, ihn über meine Widerspenstigkeit zu unterrichten. Er schien sehr unzufrieden, stapfte eine Weile mit auf den Rücken gelegten Händen vor meinem Käfig auf und ab und erteilte dann im Befehlston Anweisungen. Zoram und Zanam öffneten daraufhin meinen Käfig, zerrten Nova hinaus und schoben stattdessen eine Matrone reiferen Alters zu mir herein. Zaius, dieser verknöcherte Gelehrte, hatte kurzerhand entschieden, die Versuchsobjekte auszutauschen!
    Das war allerdings noch nicht das Schlimmste. Ich hätte mich mit meinem traurigen Los abgefunden, doch dann sah ich mit Entsetzen, wie man meine Freundin Nova in den gegenüberliegenden Käfig zu einem breitschultrigen Mann sperrte, einem wahren Koloss mit mächtigem Brustkasten. Und dieser Bursche fing natürlich gleich an, in der von mir beschriebenen Weise leidenschaftlich um Nova herumzutanzen. Als ich das sah, waren alle meine guten Vorsätze dahin. Ich verlor den Kopf und gebärdete mich wie ein Rasender. Ich war buchstäblich von Sinnen vor Wut. Ich tobte und schrie ganz wie ein Sorormensch, bekundete meinen Zorn in genau der gleichen Weise wie sie, warf mich gegen die Gitterstäbe, fletschte die Zähne, spuckte um mich. Ich führte mich, kurz gesagt, auf wie ein Tier.
    Und das Unerwartete traf ein. Als er sah, wie ich tobte, lächelte Zaius. Es war das erste Anzeichen von Wohlwollen, das er mir zuteil werden ließ. Endlich hatte er menschliche Züge an mir festgestellt und befand sich auf vertrautem Gebiet. Seine These hatte sich bestätigt, und darüber war er so erfreut, dass er auf eine Bemerkung Ziras hin sogar einwilligte, mir eine letzte Chance zu gewähren. Die widerwärtige Matrone wurde aus meinem Käfig entfernt, und man brachte mir Nova zurück – bevor dieser Riese Gelegenheit gehabt hatte, sie zu berühren. Dann zogen sich die Affen auf ihre Beobachtungsposten zurück und spähten aus der Entfernung zu mir herüber.
    Die Aufregung hatte meinen Widerstand gebrochen. Ich sah ein, dass ich außerstande war, meine Nymphe einem anderen Mann zu überlassen. Resigniert gab ich mich geschlagen – mochte der Orang-Utan meinetwegen triumphieren. Ich versuchte zaghaft einen Tanzschritt. Jawohl, ich, zur Krone der Schöpfung gehörend, fing an, mich im Kreis um meine Schöne zu bewegen. Ich, der Höhepunkt einer Millionen von Jahren währenden Evolution, begann hier, vor den lauernden Blicken all dieser Affen, vor einem alten Orang-Utan, der seiner Sekretärin seine Beobachtungen diktierte, vor einem zufrieden lächelnden Schimpansenweibchen und vor zwei grinsenden Gorillas, ich, ein Mensch, dessen einzige Entschuldigung für sein Verhalten darin bestand, dass ihn das Schicksal in eine Gegend des Weltalls verschlagen hatte, von deren Absonderlichkeit sich der irdische Geist keinen Begriff macht, ich, Ulysse Merou, begann wie ein Pfau meinen Hochzeitstanz rund um die hinreißende Nova.

ZWEITER TEIL

1
    Nun muss ich gestehen, dass ich mich mit beachtlicher Mühelosigkeit den Lebensbedingungen im Käfig anpasste. Vom materiellen Standpunkt aus betrachtet, lebte ich vollkommen glücklich und zufrieden: Tagsüber waren die Affen sehr aufmerksam und rücksichtsvoll zu mir,

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