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Planet der Affen

Planet der Affen

Titel: Planet der Affen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Boulle
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gegenüber erscheint mir begreiflicher, seit ich weiß, dass jener Haristas erklärt hatte, nur Affen besäßen eine Seele. Den Schimpansen ist glücklicherweise ein weitaus kritischerer Geist zu eigen, und neuerdings sind sie offenbar äußerst bestrebt, mit den überholten Theorien der alten Schule aufzuräumen.
    Die Gorillas hingegen schreiben nur selten Bücher, und wenn sie es tun, sticht vor allem ihre Darstellungsweise und ihre Sachkenntnis hervor. Ich habe einige dieser Bücher flüchtig durchgelesen mit Titeln wie: ›Über die Notwendigkeit einer fest gefügten Organisation auf Basis der Forschung‹, oder ›Die Organisation der großen Menschenjagden auf dem grünen Kontinent‹. Dabei handelt es sich immer um Fachbücher, mit grafischen Darstellungen, Tabellen und häufig auch hübschen Fotografien ausgestattet. Jedes Kapitel wird von einem Experten auf dem jeweiligen Fachgebiet verfasst.
    Man sollte meinen, dass die politische Einheit des Planeten und das Fehlen von Krieg und Militär – es gibt keine Armee, sondern nur eine Polizei – den raschen Fortschritt der Affen auf allen Gebieten begünstigen. Das ist jedoch nicht der Fall. Zwar dürfte Soror um einiges älter sein als die Erde, doch in vielerlei Hinsicht ist man hier noch nicht so weit wie bei uns. So gibt es zwar Elektrizität, Industrien, Autos und Flugzeuge, aber was die Eroberung des Weltraums betrifft, ist man erst bei künstlichen Satelliten angelangt. Auch im Bereich der reinen Naturwissenschaft halte ich ihre Kenntnis des Makro- wie des Mikrokosmos für geringer als die unsere. Dieser Rückstand beruht womöglich nur auf einem Zufall, und ich bezweifle überhaupt nicht, dass sie uns eines Tages einholen werden, insbesondere wenn man ihre Geschicklichkeit bedenkt und den Forschergeist, der etwa die Schimpansen erfüllt. Doch man gewinnt unwillkürlich den Eindruck, dass sie eine für unsere Begriffe ungewöhnlich lange Periode der Stagnation durchgemacht haben, die erst seit wenigen Jahren einer Ära beträchtlicher Errungenschaften gewichen ist.
    Der eben erwähnte Forschergeist konzentriert sich in erster Linie auf die Biologie, insbesondere auf das Studium des Affen, wobei der Mensch als Versuchsobjekt dient. Ich habe eine Abhandlung gelesen, in der der Nachweis geführt wird, dass es auf Soror mehr Menschen als Affen gibt. Allerdings wächst die Zahl der letzteren ständig an, wogegen der menschliche Bevölkerungsanteil sinkt – was einige Wissenschaftler bereits um den künftigen Nachschub für ihre Laboratorien bangen lässt.
    All dies erklärt allerdings noch nicht das Geheimnis der Vorrangstellung des Affen in entwicklungsgeschichtlicher Hinsicht. Doch womöglich gibt es da gar kein Geheimnis, vielleicht ist ihre Vorrangstellung ebenso natürlich zustande gekommen wie die unsrige auf der Erde. Ich weigere mich jedoch, diese Theorie anzuerkennen, und ich weiß jetzt, dass auch etliche einheimische Gelehrte die Frage des Aufstiegs der Affen für noch lange nicht beantwortet erachten. Zu dieser Schule gehört Cornelius, und ich glaube, dass einige der klügsten Köpfe seine Ansicht teilen. Sie wissen nicht, woher sie kommen, wer sie sind und wohin sie gehen – und vermutlich leiden sie darunter. Vielleicht ist so ihr Übereifer bei den biologischen Forschungen und die Ausrichtung jeglicher wissenschaftlichen Tätigkeit auf diesen einen Punkt nachvollziehbar.
    Derartige Überlegungen beschäftigten mich nächtelang.

6
    Von nun an führte mich Zira ziemlich oft im Park spazieren. Manchmal trafen wir uns mit Cornelius und bereiteten die Ansprache vor, die ich vor dem Kongress halten sollte. Der Termin rückte immer näher, und das machte mich nervös. Zira versicherte mir wiederholt, dass alles gut gehen würde. Cornelius ging es vor allem darum, möglichst rasch die Anerkennung meiner wahren Natur und meine Freilassung zu bewirken, um mich von Grund auf studieren zu können …
    Eines Tages, als ihr Verlobter nicht erschienen war, schlug Zira vor, den an den Park angrenzenden zoologischen Garten zu besichtigen. Zwar hätte ich zwar lieber eine Ausstellung oder ein Museum besucht, doch dergleichen war mir noch verboten. Lediglich aus Büchern hatte ich mir einige Kenntnisse über die Kunst der Affen angeeignet. Ich hatte Reproduktionen klassischer Gemälde bewundert, Porträts berühmter Affen, Landschaften, Aktbilder verführerischer Affenweibchen, umschwebt von einem geflügelten Äffchen, das eine Art Amor symbolisierte,

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