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Planet der Affen

Planet der Affen

Titel: Planet der Affen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Boulle
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Natürlich möchte er dich erst einmal sehen und die unglaubliche Geschichte, die ich ihm erzählt habe, selbst überprüfen. Unter anderem habe ich dich auch deshalb hierher gebracht. Ich bin mit ihm verabredet, und er müsste eigentlich schon da sein.«
    Cornelius erwartete uns vor einem Dickicht riesiger Farne. Er war ein gut aussehender Schimpanse, offensichtlich älter als Zira, doch für einen Angehörigen der Akademie erstaunlich jung. Sofort fiel mir sein intelligenter und außerordentlich lebhafter Blick auf.
    »Wie findest du ihn?«, fragte mich Zira leise in meiner Sprache. Daran erkannte ich, dass ich endgültig das Vertrauen der Schimpansin gewonnen hatte. Ich murmelte ein paar nette Worte, und wir traten auf ihn zu.
    Die beiden Verlobten umarmten sich so, wie ich es bei den anderen Liebespaaren gesehen hatte. Er zog sie an sich, ohne mich eines Blickes zu würdigen. Trotz allem, was sie ihm über mich erzählt haben mochte, war klar, dass ihm meine Anwesenheit nicht mehr bedeutete als diejenige irgendeines Haustieres. Sogar Zira vergaß mich für eine Weile. Die beiden tauschten lange Küsse aus. Dann jedoch löste sich Zira energisch aus der Umarmung und blickte verlegen zur Seite.
    »Aber Liebling, wir sind doch allein«, meinte Cornelius beruhigend.
    »Ich bin hier«, sagte ich würdevoll und in sorgfältig artikulierter Affensprache.
    »Ha!«, schrie der Schimpanse und wich zurück.
    Ich fuhr fort: »Ich bin hier. Zu meinem Bedauern sehe ich mich genötigt, Sie darauf hinzuweisen. Ihr Benehmen ist mir zwar nicht unangenehm, aber ich möchte Sie nicht in Verlegenheit bringen.«
    »Da soll doch …!«, rief der gelehrte Schimpanse aus, und Zira begann zu lachen. Dann machte sie uns miteinander bekannt. »Doktor Cornelius, Mitglied der Akademie«, stellte sie vor. »Ulysse Merou, ein Bewohner des Sonnensystems, genauer gesagt des Planeten Erde.«
    »Es freut mich sehr, Ihre Bekanntschaft zu machen«, sagte ich. »Zira hat mir von Ihnen erzählt. Zu einer so charmanten Braut kann man Sie nur beglückwünschen.«
    Ich reichte ihm die Hand, doch er zuckte zurück, als hätte sich eine Schlange vor ihm aufgerichtet. »Es ist also wahr …«, flüsterte er und sah Zira verstört an.
    »Liebling, seit wann habe ich die Gewohnheit, dich anzulügen?«
    Er fasste sich. Schließlich war er Wissenschaftler. Nach kurzem Zögern drückte er mir die Hand und fragte: »Wie geht es Ihnen?«
    »Nicht schlecht«, erwiderte ich und entschuldigte ich mich einmal mehr für meinen Aufzug.
    »Er denkt an nichts anderes«, erklärte ihm Zira lachend. »Es ist geradezu eine Obsession. Er macht sich keinen Begriff davon, wie lächerlich er angezogen wirken würde.«
    »Und Sie kommen wirklich von … von …?«
    »Von der Erde, einem Planeten, der um die Sonne kreist.«
    Offenbar hatte er bis zu diesem Zeitpunkt Ziras Berichten kaum Glauben geschenkt und das Ganze eher für einen Scherz gehalten. Nun begann er mich mit Fragen zu bombardieren. Wir schlenderten den Weg entlang, die beiden Arm in Arm vorneweg und ich an der Kette hinterher, um bei anderen Spaziergängern, denen wir gelegentlich begegneten, kein Aufsehen zu erregen. Doch meine Antworten entfachten seine wissenschaftliche Neugierde derart, dass er oft stehen blieb, sich von seiner Verlobten löste und sich mir zuwandte, woraufhin wir heftig miteinander diskutierten und Figuren in den Sand der Allee zeichneten. Zira war darüber nicht böse – im Gegenteil schien es ihr eher Spaß zu machen.
    Cornelius interessierte sich natürlich vor allem für die Entwicklung des Homo sapiens auf der Erde, und ich musste ihm unzählige Male alles wiederholen, was ich darüber wusste. Dann hing er lange seinen Gedanken nach. Schließlich sagte er mir, meine Ausführungen stellten zweifellos ein Dokument von höchster Wichtigkeit für die Wissenschaft und insbesondere für ihn selbst dar, da er gerade mit außerordentlich schwierigen Forschungsarbeiten über das Phänomen ›Affe‹ befasst war.
    Für ihn sei dieses Problem nämlich keineswegs gelöst, und er sei mit den allgemein verbreiteten Theorien nicht einverstanden. Mehr allerdings war aus ihm bei dieser ersten Begegnung nicht herauszubekommen.
    Auf jeden Fall stand fest, dass ich in seinen Augen ein höchst interessanter Fall war, und er alles dafür gegeben hätte, mich in seinem Laboratorium zu haben. Wir unterhielten uns dann noch über meine gegenwärtige Situation und über Zaius, dessen Dummheit und Blindheit ihm wohl

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