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Planet der Affen

Planet der Affen

Titel: Planet der Affen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Boulle
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bekannt waren. Er billigte Ziras Plan und erklärte sich bereit, auch seinerseits den Boden zu bereiten, indem er vor seinen Kollegen immer mal wieder auf die Rätselhaftigkeit meines Falles hinwies.
    Als er sich von uns verabschiedete, reichte er mir ohne Zögern die Hand – nachdem er sich allerdings zunächst vergewissert hatte, dass niemand in Sicht war. Dann umarmte er seine Verlobte und ging. Doch er drehte sich mehrmals um, als müsste er sich überzeugen, dass ich kein Trugbild war.
    »Ein reizender junger Affe«, sagte ich, als wir zum Wagen zurückkehrten.
    »Und ein großer Gelehrter«, erwiderte Zira. »Ich bin sicher, dass du mit seiner Unterstützung den Kongress für dich einnehmen wirst.«
    »Zira«, flüsterte ich ihr ins Ohr, nachdem ich auf der hinteren Sitzbank Platz genommen hatte, »wenn alles klappt, verdanke ich dir meine Freiheit und mein Leben.«
    Ich war mir wohl bewusst, wie viel sie seit meiner Gefangennahme für mich getan hatte. Ohne sie wäre es mir nie gelungen, Kontakt mit den Affen aufzunehmen. Für Zaius wäre es ein Leichtes gewesen, mein Gehirn sezieren zu lassen, um zu beweisen, dass ich kein vernunftbegabtes Wesen bin. Dank Zira hatte ich nun Verbündete und konnte mit etwas mehr Zuversicht in die Zukunft blicken.
    »Ich tue es aus Liebe zur Wissenschaft«, sagte sie errötend. »Du bist ein einzigartiger Fall, den man um jeden Preis für die Wissenschaft erhalten muss.«
    Mein Herz ging über vor Dankbarkeit, und Ziras geistige Ebenbürtigkeit ließ mich ihre äußere Erscheinung vergessen. Ich legte die Hand auf ihre lange, haarige Pfote. Sie erbebte, und ihre Augen strahlten mich voll warmer Sympathie an. Wir waren beide tief bewegt und wechselten während der Rückfahrt kein Wort mehr.
    Und als sich der Käfig wieder hinter mir schloss, stieß ich Nova, die mich mit kindlicher Wiedersehensfreude begrüßte, unsanft zurück.

5
    Zira hatte mir heimlich eine Taschenlampe geliehen und versorgte mich laufend mit Büchern, die ich unter dem Stroh versteckte. Ich beherrschte die Sprache der Affen jetzt in Wort und Schrift und jede Nacht verbrachte ich etliche Stunden damit, die Zivilisation dieses Planeten zu studieren. Nova hatte anfangs protestiert. So pflegte sie beim Anblick eines Buches die Zähne zu fletschen, als wittere sie darin einen gefährlichen Feind. Sobald ich jedoch den Strahl der Taschenlampe auf sie richtete, verkroch sie sich zitternd und stöhnend in eine Ecke. Seit ich dieses Gerät besaß, war ich sozusagen der Herr im Käfig, und es bedurfte keiner ›schlagenden‹ Argumente mehr um Nova in Schach zu halten. Es schien mir ganz so, als hielte sie mich für ein unheimliches Wesen, und einige Anzeichen sprachen dafür, dass die übrigen Gefangenen mich ebenso beurteilten. Mein Ansehen war beträchtlich gewachsen, und ich missbrauchte es sogar, indem ich Nova manchmal mutwillig mit dem Lichtstrahl erschreckte.
    Bald war ich davon überzeugt, eine ziemlich genaue Vorstellung von der Affenwelt zu besitzen. Die Affen leben nicht nach Nationen getrennt. Der gesamte Planet wird von einem Ministerrat regiert, dessen Spitze ein Triumvirat bildet, das wiederum aus einem Gorilla, einem Orang-Utan und einem Schimpansen besteht. Neben dieser Regierung gibt es ein Parlament, das sich aus drei Kammern zusammensetzt – derjenigen der Gorillas, der Orang-Utans und der Schimpansen. Jede dieser Versammlungen wacht über die Interessen ihrer Art.
    Diese Einteilung in drei Rassen ist die einzige, die es bei ihnen gibt. Sonst haben im Prinzip alle die gleichen Rechte und können jede beliebige Stellung bekleiden. Allerdings beschränkt sich, von Ausnahmen abgesehen, jede Rasse auf ihr eigenes Gebiet. So haben die Gorillas aus einer längst vergangenen Epoche, in der sie mit Gewalt herrschten, ihren Hang zur Autorität bewahrt und bilden noch heute die mächtigste Klasse. Sie halten sich von der Öffentlichkeit fern, erscheinen nur selten bei Massenveranstaltungen, und doch werden die meisten großen Unternehmen von ihnen geleitet. Eigentlich ziemlich ungebildet, verstehen sie es instinktiv, ihre wenigen Kenntnisse nutzbringend anzuwenden. Vor allem zeichnen sie sich in der Kunst aus, allgemeine Richtlinien aufzustellen und die anderen Affen zu lenken. Wenn ein Techniker irgendeine interessante Entdeckung gemacht hat, beispielsweise eine Leuchtröhre oder einen neuen Brennstoff, so ist es fast immer ein Gorilla, der die Auswertung übernimmt und der Sache zum Erfolg verhilft.

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