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Planet der Affen

Planet der Affen

Titel: Planet der Affen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Boulle
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wie angewurzelt stehen.
    Ich hatte seit meiner Ankunft auf dem Planeten Soror schon viel Seltsames gesehen und mich an die Allgegenwart der Affen so sehr gewöhnt, dass ich mit keinen weiteren Überraschungen mehr rechnete. Doch angesichts der Einmaligkeit und der Dimensionen der Szene, die sich nun meinem Blick darbot, erfasste mich ein Schwindel, und ich fragte mich einmal mehr, ob ich nicht träumte. Ich befand mich auf dem Grund eines gigantischen Amphitheaters, das mich gespenstischerweise an Dantes kegelförmiges Inferno erinnerte. Auf allen Stufen, allen Rängen, neben mir und über mir saßen Affen, nichts als Affen, mehrere tausend. Ich hatte noch nie so viele Affen auf einmal gesehen, ihre Zahl überstieg die kühnsten Vorstellungen meines armen irdischen Gehirns.
    Ich taumelte und versuchte mühsam, mich in diesem Gewimmel zurechtzufinden. Die Wächter schoben mich in die Mitte des Kreises, der einer Zirkusarena glich und wo man ein Podium errichtet hatte. Ich drehte mich langsam einmal um die eigene Achse. Reihe für Reihe saßen die Affen dicht gedrängt bis unter die unvorstellbar hohe Decke. Die Plätze in meiner nächsten Nähe waren den Mitgliedern der Akademie vorbehalten, verdienten Gelehrten in dunklen Gehröcken und gestreiften Hosen, ordensgeschmückt, fast alle Greise und Orang-Utans. Die wenigen Gorillas und Schimpansen unter ihnen bemerkte man kaum. Ich versuchte Cornelius zu entdecken, doch es gelang mir nicht.
    Unweit der Koryphäen waren hinter einer Balustrade auf mehreren Rängen die wissenschaftlichen Assistenten untergebracht. In gleicher Höhe war eine Tribüne den Journalisten und Fotografen zugeteilt. Und weiter oben drängte sich hinter einer zweiten Barriere die Zuschauermenge, ein höchst erregtes Affenpublikum, das meinen Auftritt mit lautem Gemurmel begleitete. Ich hielt nach Zira Ausschau, die sich irgendwo unter den Assistenten befinden musste, denn ich sehnte mich nach einem aufmunternden Blick von ihr. Doch abermals wurde meine Hoffnung enttäuscht: In der alptraumhaften Szenerie, die mich umgab, entdeckte ich kein einziges vertrautes Affengesicht.
    Schließlich wandte ich meine Aufmerksamkeit den Honoratioren zu. Jeder von ihnen thronte in einem rot ausgeschlagenen Sessel, wogegen den anderen nur Stühle oder Bänke zur Verfügung standen. Sie sahen alle aus wie Zaius', hatten den Kopf zwischen den Schultern eingezogen, einen überlangen Arm angewinkelt auf die Schreibunterlage gestützt und machten sich gelegentlich Notizen oder vergnügten sich mit kindischen Kritzeleien. Im Vergleich zur Aufregung, die auf den oberen Rängen herrschte, erschienen sie mir eher lethargisch, und ich hatte den Eindruck, dass der Lautsprecher mein Erscheinen gerade rechtzeitig angekündigt hatte, um ihr nachlassendes Interesse wieder zu entfachen. Ich erinnere mich an drei Orang-Utans, die wie aus tiefem Schlummer jäh hochfuhren.
    Nun waren sie jedenfalls alle hellwach. Mein Auftritt war zweifellos der Höhepunkt der Tagung, und ich spürte Tausende von Augen auf mich gerichtet, manche mit unbeteiligtem, andere mit begeistertem Ausdruck. Meine Wächter schoben mich aufs Podium, wo ein ansehnlicher Gorilla präsidierte. Zira hatte mir gesagt, dass der Kongress üblicherweise von einem Organisationsfachmann und nicht von einem Gelehrten geleitet wurde, da die Wissenschaftler sonst, sich selbst überlassen, in endlose Diskussionen abgeschweift und nie zu einem Ergebnis gelangt wären. Links von dieser imposanten Erscheinung befand sich der Sekretär, ein Schimpanse, der das Sitzungsprotokoll führte, rechts nahmen jeweils die Gelehrten Platz, die ein Referat zu halten oder ein Versuchsobjekt zu präsentieren hatten. Und soeben hatte sich Zaius, mit spärlichem Applaus begrüßt, auf diesem Sitz niedergelassen. Dank der Lautsprecheranlage und mehrerer starker Scheinwerfer entging auch den obersten Reihen nichts von dem, was sich auf dem Podium abspielte.
    Der Gorillavorsitzende läutete seine Glocke, und als Ruhe einkehrte, erteilte er das Wort dem hoch geschätzten Zaius, damit dieser den Menschen vorstelle, über den er bereits vor der Versammlung referiert habe. Der Orang-Utan stand auf, verbeugte sich und begann zu reden. Ich bemühte mich inzwischen, so verständig wie möglich dreinzublicken. Als er mich erwähnte, legte ich die Hand aufs Herz und verneigte mich. Im Publikum brandete Lachen auf, das die Glocke jedoch rasch zum Verstummen brachte. Ich begriff, dass ich meiner Sache keinen

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