Planet der Affen
Im allgemeinen Geschrei dominierten die Bassstimmen der Gorillas. Das war einer meiner letzten klaren Eindrücke von dieser denkwürdigen Sitzung. Ich merkte, dass ich taumelte. Beunruhigt sah ich mich um. Zaius war zornentbrannt aufgesprungen und stapfte mit auf dem Rücken verschränkten Händen hin und her, wie er es vor meinem Käfig zu tun pflegte. Wie im Traum sah ich seinen leeren Sessel vor mir und ließ mich hineinfallen. Bevor ich das Bewusstsein verlor, hörte ich noch, wie neuerlich Beifalls losbrach.
9
Erst viel später kam ich wieder zu mir, so sehr hatte mich die Anstrengung mitgenommen. Ich befand mich in einem Zimmer und lag ausgestreckt auf einem Bett. Zira und Cornelius bemühten sich um mich, während uniformierte Gorillas eine Gruppe von Journalisten und Neugierigen in Schach hielten, die zu mir herandrängten.
»Großartig«, flüsterte Zira. »Du hast gewonnen.«
»Ulysse«, sagte Cornelius, »wir beide werden noch viel erreichen.«
Er teilte mir mit, der Große Rat des Planeten Soror sei zu einer Sondersitzung zusammengetreten, um meine sofortige Freilassung zu veranlassen. »Es gab zwar einige Opposition«, fügte er hinzu, »doch unter dem Druck der öffentlichen Meinung wird man nicht anders handeln können.«
Er selbst hatte eine Genehmigung erwirkt, mich als Mitarbeiter aufnehmen zu können, und nun rieb er sich die Hände in Vorfreude auf die große Hilfe, die ich ihm bei seinen Forschungsarbeiten leisten würde. »Hier werden Sie wohnen. Ich hoffe, dieses Appartement sagt Ihnen zu. Es liegt gleich neben meinem eigenen in einem Seitenflügel des Instituts, der den höheren Angestellten vorbehalten ist.«
Verwirrt blickte ich mich um und meinte zu träumen. Das Zimmer war mit allen Annehmlichkeiten ausgestattet. Ein neues Leben begann für mich. Und doch empfand ich in diesem Augenblick, den ich so herbeigesehnt hatte, eine Art Heimweh. Mein Blick fiel auf Zira, und ich merkte sofort, dass sie meine Gedanken erraten hatte. Sie lächelte verschmitzt und sagte: »Hier wirst du allerdings ohne Nova auskommen müssen.«
Ich wurde rot, zuckte mit den Achseln und setzte mich auf. Meine Kräfte waren zurückgekehrt, und ich konnte es kaum erwarten, mich in mein neues Leben zu stürzen.
»Fühlst du dich stark genug, an einer kleinen Party teilzunehmen?«, fragte Zira. »Wir haben einige Freunde, Schimpansen, eingeladen, um den großen Tag zu feiern.«
Natürlich erklärte ich mich dazu bereit, bestand aber darauf, nicht länger unbekleidet herumlaufen zu müssen – als ich feststellte, dass ich einen Pyjama trug. Cornelius hatte mir einen von seinen geliehen. Doch obwohl ich zur Not in den Pyjama eines Schimpansen hineinpasste, in einem seiner Anzüge hätte ich wohl lächerlich gewirkt.
»Morgen bekommst du eine komplette Garderobe, und noch heute Abend einen anständigen Anzug. Hier ist der Schneider.«
Ein kleinwüchsiger Schimpanse trat ein und begrüßte mich mit ausgesuchter Höflichkeit. Ich erfuhr, dass die berühmtesten Schneider sich um die Ehre gerissen hatten, mich einzukleiden, während ich ohnmächtig dagelegen hatte. Dieser hier war der angesehenste, und zu seinen Kunden gehörten die vornehmsten Gorillas der Hauptstadt. Seine Geschicklichkeit und Gewandtheit waren bewundernswert. In weniger als zwei Stunden gelang es ihm, mir einen akzeptablen Anzug zu fertigen. Mir war ganz merkwürdig zumute, als ich wieder Kleider am Körper spürte, und auch Zira starrte mich mit großen Augen an. Während der Schneider noch einige Änderungen vornahm, ließ Cornelius die ungeduldig wartenden Journalisten herein. Man nahm mich über eine Stunde lang ins Kreuzverhör, bombardierte mich mit Fragen, fotografierte mich pausenlos, und ich musste in allen Einzelheiten über den Planeten Erde und das Leben der dortigen Menschen berichten. Ich verhielt mich professionell und spielte mit. Da ich selbst Journalist war, wusste ich nur zu gut, was für einen Knüller ich meinen Berufskollegen lieferte. Außerdem war mir klar, dass die Presse einen mächtigen Verbündeten für mich darstellte.
Erst ziemlich spät verließen sie uns, und wir wollten gerade zu den Freunden von Cornelius aufbrechen, als Zanam eintrat. Offenbar war er über den Stand der Dinge informiert, denn er begrüßte mich unterwürfig. Er kam, um Zira zu melden, dass in seiner Abteilung unerwartet Schwierigkeiten aufgetreten seien. Über mein langes Fernbleiben erbost, hatte Nova zu toben begonnen. Ihre Erregung hatte die
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