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Planet der Affen

Planet der Affen

Titel: Planet der Affen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Boulle
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guten Dienst erwies, wenn ich mich zu derartigen Albernheiten hinreißen ließ, die ohne weiteres als Ergebnis einer sorgfältigen Dressur ausgelegt werden konnten. Also hielt ich mich zurück und wartete das Ende des Vertrags ab.
    Zaius fasste die wichtigsten Punkte seines Referats noch einmal zusammen und kündigte an, er werde mich jetzt mit den inzwischen aufs Podium geschafften Utensilien einigen Experimenten unterziehen. Abschließend wies er noch darauf hin, dass ich, wie manche Vögel, in der Lage sei, ein paar Wörtchen nachzuplappern, und er hoffe, auch dies den Versammelten vorführen zu können. Dann drehte er sich zu mir um, nahm das Kästchen mit den verschiedenen Verschlüssen und reichte es mir. Doch statt mich den Verschlüssen zu widmen, tat ich etwas völlig Unerwartetes. Meine Stunde war gekommen. Ich hob die Hand, zog sanft an der Leine, die mich mit dem Wärter verband, schritt zu einem Mikrofon und wandte mich an den Vorsitzenden.
    »Sehr geehrter Herr Vorsitzender«, sagte ich in meiner besten Affensprache, »mit dem größten Vergnügen werde ich dieses Kästchen öffnen und mich gern auch den anderen Programmpunkten unterziehen. Doch bevor ich mich dieser für mich äußerst leichten Aufgabe zuwende, bitte ich um die Erlaubnis, eine Erklärung abgeben zu dürfen, die bei der gelehrten Versammlung ohne Zweifel Erstaunen hervorrufen wird.«
    Ich hatte sehr deutlich artikuliert, und jedes meiner Worte war bis in den letzten Winkel gedrungen. Die Reaktion entsprach genau meinen Erwartungen. Die Affen saßen wie versteinert da und hielten den Atem an. Die Journalisten vergaßen sogar, sich Notizen zu machen, und kein einziger Fotograf besaß die Geistesgegenwart, den historischen Augenblick im Bild festzuhalten. Der Präsident glotzte mich dümmlich an. Zaius hingegen kochte vor Wut. »Herr Präsident«, schrie er, »ich protestiere!« Doch er brach gleich wieder ab, um sich nicht lächerlich zu machen, indem er sich auf Diskussionen mit einem Menschen einließ. Das nutzte ich aus und ergriff wieder das Wort.
    »Herr Vorsitzender, mit allem Respekt muss ich darauf bestehen, dass man mir diese Gunst gewährt. Sobald ich meine Erklärung abgegeben habe, stehe ich dem geschätzten Professor Zaius zur Verfügung. Das verspreche ich Ihnen.«
    Im Publikum brach ein Tumult aus. Ein Sturm der Erregung tobte durch die Ränge und verwandelte die Affen in eine hysterische Masse. Laute Rufe, Gelächter, Heulen und Hurrageschrei schallten durcheinander. Dazu das Zucken der Blitzlichter – denn die Fotografen waren mittlerweile aus ihrer Erstarrung erwacht. Der Aufruhr dauerte etwa fünf Minuten, in denen mich der Präsident ununterbrochen anstarrte. Schließlich raffte er sich auf und schwang die Glocke.
    »Ich …«, fing er stockend an. »Ich weiß nicht recht, wie ich Sie ansprechen soll.«
    »Einfach wie Ihresgleichen«, erwiderte ich.
    »Gut, ja, nun also, mein … mein Herr, ich denke, dass in Anbetracht der Außerordentlichkeit des vorliegenden Falles der Kongress, den zu leiten ich die Ehre habe, sich Ihre Erklärung anhören sollte.«
    Eine neue Beifallswelle begrüßte diese Entscheidung. Mehr brauchte ich nicht. Ich trat in die Mitte des Podiums, stellte das Mikrofon auf eine für mich geeignete Höhe ein und begann zu sprechen.

8
    »Sehr geehrter Herr Präsident, edle Gorillas, weise Orang-Utans, scharfsinnige Schimpansen, geschätzte Affen! Erlauben Sie einem Menschen, sich an Sie zu wenden. Ich weiß, dass meine Erscheinung grotesk ist, meine Gestalt abscheulich, mein Profil bestialisch, mein Geruch widerwärtig, meine Hautfarbe abstoßend. Ich weiß, dass der Anblick dieses lächerlichen Körpers eine Beleidigung für Sie ist, doch ich weiß auch, dass mein Appell sich an die weisesten und gelehrtesten aller Affen richtet, deren Geist fähig ist, sich über äußere Eindrücke hinwegzusetzen und unter der kümmerlichen materiellen Hülle den Funken eines Intellekts zu erkennen.«
    Die schwülstige Selbsterniedrigung, die in meiner Einleitung zum Ausdruck kam, war mir von Zira und Cornelius nahe gelegt worden, da man so die Orang-Utans am ehesten milde stimmen konnte. Es herrschte tiefe Stille. Ich fuhr fort: »Hört mich an, ihr Affen! Ich spreche. Und ich versichere euch, ich spreche nicht wie ein Tonbandgerät oder wie ein Papagei. Ich spreche, weil ich denke, und ich verstehe das, was ihr sagt, ebenso gut wie das, was ich selbst von mir gebe. Falls Eure Exzellenzen mich gleich einem

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