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Planet der Affen

Planet der Affen

Titel: Planet der Affen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Boulle
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anderen Gefangenen angesteckt, und alle Beruhigungsversuche waren gescheitert.
    »Ich gehe mal nachsehen«, sagte Zira. »Wartet hier auf mich.«
    Ich warf ihr einen flehenden Blick zu. Sie zögerte. Dann zuckte sie mit den Achseln und sagte: »Wenn du willst, kannst du mich begleiten. Schließlich bist du frei, und vielleicht gelingt es dir eher als mir, sie zu besänftigen.«
    An ihrer Seite betrat ich den Saal mit den Käfigen. Die Gefangenen beruhigten sich, als sie mich sahen, und eine sonderbare Stille löste den Lärm ab. Sie hatten mich also erkannt, obwohl ich bekleidet war, und schienen zu spüren, dass sie einem bedeutenden Ereignis beiwohnten. Bebend schritt ich auf Novas Käfig zu – auf meinen Käfig. Ich näherte mich ihr, lächelte sie an, sprach zu ihr. Einen Moment lang hatte ich den Eindruck, als verstünde sie mich und würde mir antworten. Das war natürlich unmöglich, doch meine bloße Anwesenheit wirkte auf sie – wie auch auf die anderen – beruhigend. Sie nahm das Stückchen Zucker, das ich ihr reichte, und verschlang es, während ich mich schweren Herzens wieder entfernte.
    An jene Party, die in einem eleganten Nachtlokal stattfand – Cornelius hatte beschlossen, mich unverzüglich in die Affengesellschaft einzuführen, da ich ja von nun an unter ihnen leben sollte –, erinnere ich mich nur verschwommen und mit gemischten Gefühlen. Die Verworrenheit rührte natürlich vom Alkohol her, den ich reichlich genoss und den mein Organismus nicht mehr gewöhnt war. Die gemischten Gefühle, die mich auch bei nachfolgenden Gelegenheiten häufig beschlichen, waren wohl vor allem darauf zurückzuführen, dass ich die Affen um mich herum immer mehr mit ihrer gesellschaftlichen Funktion identifizierte und mich die Tatsache, dass es sich um Affen handelte, immer weniger störte. Der Oberkellner beispielsweise, der uns unterwürfig an den Tisch geleitete, war für mich in erster Linie ein Oberkellner und erst in zweiter Linie ein Gorilla. In einer aufgedonnerten älteren Affendame sah ich nichts weiter als eine alte Matrone, und als ich mit Zira tanzte, vergaß ich ihr Aussehen völlig, und was ich im Arm hielt, war einfach meine Tanzpartnerin. Das Schimpansenorchester war nichts weiter als eine simple Musikkapelle, und die eleganten Affen, die sich rings um mich geistreich unterhielten, wurden in meiner Vorstellung zu Männern von Welt.
    Ich kümmerte mich nicht weiter um das Aufsehen, das meine Anwesenheit erregte. Alle Blicke richteten sich auf mich, ich musste zahlreiche Autogramme geben, und die beiden Gorillas, die Cornelius vorsichtshalber mitgenommen hatte, waren vollauf damit beschäftigt, mich vor dem Ansturm weiblicher Affen jeglichen Alters zu schützen, die alle mit mir anstoßen oder tanzen wollten. Die Zeit verging wie im Flug, Ich war schon ziemlich betrunken, als ich plötzlich an Professor Antelle denken musste. Und beinahe wäre ich in Tränen ausgebrochen angesichts der Tatsache, dass ich hier mit den Affen feierte, während mein Gefährte auf einem Strohlager in einem Käfig kauerte.
    Zira fragte mich, was mich bedrücke, und ich sagte es ihr. Daraufhin teilte mir Cornelius mit, er habe sich nach dem Befinden des Professors erkundigt. Es gehe ihm gut, und seiner Freilassung stehe eigentlich nichts mehr im Wege. Ich verkündete laut, diese Neuigkeit müsse ich ihm unbedingt persönlich überbringen.
    »Nun ja«, meinte Cornelius nach kurzem Überlegen, »an einem Tag wie diesem kann man Ihnen wohl kaum etwas abschlagen. Gehen wir also. Ich kenne den Zoodirektor.«
    Zu dritt verließen wir das Lokal und begaben uns in den Tierpark und weckten den Direktor. Er war über mich im Bild. Cornelius erklärte ihm, dass in einem der Käfige ein Mensch meiner Art gefangen gehalten werde. Der Direktor traute seinen Ohren nicht, doch auch er wollte mir an diesem Tag nichts abschlagen. Natürlich, sagte er, würde man warten müssen, bis es hell wurde und die nötigen Formalitäten erledigt werden konnten, bevor man den Professor freiließ, doch gegen einen sofortigen Besuch wäre nichts einzuwenden. Er erbot sich, uns zu begleiten.
    Der Morgen graute gerade, als wir vor dem Käfig ankamen, in dem der unglückliche Gelehrte inmitten von etwa fünfzig Männern und Frauen vor sich hin vegetierte. Alles schlief noch, teils paarweise, teils in größeren Gruppen. Als der Direktor die Beleuchtung einschaltete, begannen sie zu blinzeln und ich brauchte nicht lange, um meinen Gefährten zu entdecken.

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