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Planet der Verräter

Planet der Verräter

Titel: Planet der Verräter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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handelte. Er hatte seine Wahrnehmung und Wachsamkeit im Innern des Tempels sträflich vernachlässigt, und Anakin hatte ihn sogar noch damit aufgezogen. Ein Schüler zog seinen Lehrmeister auf!
    Obi-Wan lächelte. Das war etwas, das auch Qui-Gon hätte tun können. Mit Anakin wurden die Grenzen zwischen Meister und Schüler häufig einfach ausradiert. Obi-Wan war nur allzu vertraut mit der Erkenntnis, dass er selbst viel von diesem Jungen lernen konnte. In seinen schwächeren Stunden hatte er das Gefühl, dies sei irgendwie nicht richtig.
    Doch so war es nun einmal.
    Die Gefahr - und es war eine echte Gefahr - bestand darin, dass Anakin keine rechte Kontrolle über seine Talente, Gaben und Kräfte ausüben konnte und wollte. Die meiste Zeit war er lediglich ein Junge, der kurz davor stand, ein Mann zu werden und der für alle Fehler anfällig war, die man auch unter normalen Umständen erwarten konnte.
    Obwohl dies bisher noch nicht geschehen war, hegte Obi-Wan keinen Zweifel daran, dass die Gefahr eines nicht mehr fernen Tages nicht länger von jungenhaftem Übermut und riskantem Unfug ausgehen würde, sondern von einem offenen Missbrauch der Macht.
    Vielleicht war es das, was ihm Unbehagen bereitete.
    Er sammelte sich zu einem Zustand meditativer Wachsamkeit. Obi-Wan hatte in den vergangenen Jahren versucht, sein Schlafbedürfnis immer mehr einzuschränken. Obwohl alle Jedi, die er kannte, schliefen, hatte er doch gehört, dass manche dies niemals taten. Er war überzeugt, dass die meditative Wachsamkeit sämtliche Funktionen des Schlafs erfüllen und ihm bei gleichzeitiger Geistesgegenwart die Zeit geben konnte, die er brauchte, um die tiefsten Ebenen seiner Gedanken zu erforschen.
    Du hast noch kein Vertrauen zu dir selbst, Jedi. Du hast kein Vertrauen in deine unbewusste Verbindung mit der Macht.
    Obi-Wan wandte den Kopf und sah sich suchend in der dunklen Kabine um. Das hatte gerade ganz wie Qui-Gon Jinn geklungen, obwohl er nicht wirklich etwas gehört hatte. Und auch der Junge hatte keinen Laut von sich gegeben.
    Merkwürdig, dass Obi-Wan dies nicht weiter beunruhigte.
    »Nein, Meister, das habe ich nicht«, sagte Obi-Wan. »Das ist meine Stärke.«
    Qui-Gon hätte gewiss leidenschaftlich mit ihm über diesen Punkt gestritten. Doch er erhielt keine Antwort.

Elf

    Sienar versuchte sich auf sein Reittier zu konzentrieren und nicht an die überbordenden Sorgen zu denken, die ihn seit seiner letzten Begegnung mit Tarkin plagten.
    Das Tier, ein graublauer stolzer Trith-Läufer, trabte auf seinen sechs anmutigen Beinen um Sienars Privatarena und reagierte auf die geringste Berührung seiner Ferse oder ein leichtes Klopfen auf die herausstehenden Schulterblätter. Der Rücken der Trith-Läufer bildete einen natürlichen Sattel -sofern man die genetische Manipulation von tausend Generationen als natürlich bezeichnen mochte. Sienars Trith-Läufer -er besaß drei Stück - waren die edelsten, die man für Geld kaufen konnte. Ein weiterer Luxus, den er nur widerwillig aufs Spiel setzen wollte. Zu verweichlicht, zu festgelegt, zu wenig
    anpassungsfähig!
    Trotzdem ritt Sienar weiter und versuchte sich zu entspannen.
    Er zog sanft die Zügel an. Sofort stieg der Trith auf dem hinteren Paar seiner Beine in die Höhe und scharrte elegant mit den Hufen in der Luft. Dabei gab das Tier musikalische Flötentöne von sich, die Sienar bis ans Herz erbeben ließen. Früher hatte er tagelang auf einem Trith über die weite Steppe reiten und dabei vollkommenes Glück empfinden können - bis ihm eine Idee für einen neuen Raumschifftyp kam.
    Doch jetzt sah es ganz so aus, als würde er einige Monate lang weder reiten noch Schiffe konstruieren. Tarkin schien zu glauben, er könne Sienars Leben völlig umkrempeln und sich in seine geschäftlichen Angelegenheiten einmischen, ihn bedrohen und sich großzügig vom Tisch seiner Geheimnisse bedienen.
    Das Problem war bloß, dass Tarkin vermutlich Recht hatte: Irgendwo in diesem Sumpf aus Verpflichtung und Zwang war eine echte Chance verborgen. Dennoch würde Tarkin selbst wohl den größten Gewinn aus Sienars Beteiligung ziehen.
    Er wendete den Trith und drückte ihm die Fersen in die Weichen, um es auf den beiden hinteren Beinpaaren galoppieren zu lassen - eine anspruchsvolle Übung; Sienar war stolz auf die Leichtigkeit, mit der seine Läufer sie bewältigten. Sie hatten bei Turnieren auf verschiedenen Planeten zahlreiche Preise gewonnen.
    Plötzlich entstand in der Nähe des breiten

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