Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Planet im Aufbruch

Planet im Aufbruch

Titel: Planet im Aufbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leigh Brackett
Vom Netzwerk:
Norverann. Das ist mein letzter und jüngster Sohn Cethlin, den wir den Bräutigam nennen.«
    »Den Bräutigam?«
    »Wir verehren hier die Dreieinigkeit, die Herrin Kälte, ihren Herrn, die Finsternis, und ihre Tochter Hunger, die kommen und über uns herrschen werden. In seinem achtzehnten Jahr wird mein Sohn zu ihr gehen, wenn sie ihn nicht schon früher zu sich ruft.«
    »Sie wird mich früher rufen, Mutter«, sagte der Junge mit den stillen Augen. »Der Tag ist sehr nahe.« Er verließ sie und verschwand hinter dem Hügelkamm. Norverann wartete. Stark und Ashton stiegen zu ihr hinauf.
    Sie blickten in eine weite Senke hinab, in der Zelte waren. Am Ende der Senke war deutlich der Rand des Hochlands zu erkennen, unter ihm nebelhaft das grüne Meer des Dschungels.
    Das Lager war halbkreisförmig um einen Platz aufgeschlagen, auf dem Kinder spielten und Erwachsene ihren Tätigkeiten nachgingen. Jedes der Zelte war mit Blumenketten und Getreidekränzen geschmückt. Körbe voller Früchte und Wurzeln standen vor den Eingängen. Im Wind flatterten zerschlissene Wimpel.
    »Ein Fest?« fragte Stark.
    »Wir feiern den Tod des Sommers«, sagte Norverann.
    Zwischen den Spitzen des Halbkreises, dicht am Rand des Hochlands, stand ein Gebäude aus behauenen Steinen. Es kauerte fensterlos dicht am Boden und war wie ein alter Fels mit Moosen und Flechten überzogen.
    »Das ist das Winterhaus«, sagte Norverann. »Es ist bald Zeit für uns, in die gesegnete Dunkelheit und den süßen Schlaf zurückzukehren. Wir halten es während der heiligen Monate der Göttin wie die Gräser und die Vögel und all die Wesen der Heide.«
    »Sie sind eure Boten?«
    Sie nickte. »Wir haben vernommen, daß im Osten unseres gemeinsamen Leibes Gräser und Blumen und Dornsträucher durch Feuer umgekommen sind. Wenn ihr nicht schon von einer anderen gezeichnet wärt, müßten wir euch bestrafen.«
    »Wir haben das nicht getan«, sagte Stark. »Es waren andere Männer, die uns jagten. Wir sind nur knapp mit dem Leben davongekommen. Aber wer hat uns sein Siegel aufgedrückt, wem sind wir verfallen?«
    »Ihr müßt Cethlin fragen.« Sie führte sie den Hang hinunter zu einem moosgrünen Zelt und hob einen Vorhang. »Tretet bitte ein und macht euch frisch.«
    »Herrin«, sagte Stark. »Wir haben Hunger.«
    »Ihr werdet zur rechten Zeit Speise erhalten«, sagte sie. Sie ließ den Vorhang fallen und war verschwunden.
    Das Zelt war anscheinend ein Schlafplatz für den Sommer und enthielt eine Reihe sauberer Lager. Ashton legte sich mit einem Seufzer der Erleichterung hin.
    »Für den Augenblick sind wir anscheinend in Sicherheit«, sagte er.
    Männer mit Krügen, Becken und Handtüchern traten ein.
    »Wir heißen Nithi, die Heideleute«, beantwortete einer die Frage Starks. Der Mann hatte wie Norverann Ähnlichkeit mit altem Holz.
    »Treibt ihr Handel mit dem Dschungelvolk?« fragte Stark, und der Mann lächelte leicht.
    »Einen Handel, von dem sie nicht viel haben«, sagte er langsam.
    »Ihr eßt sie?« fragte Stark nüchtern, und der Mann zuckte die Schultern.
    »Sie beten die alte Sonne an. Wir geben sie nur an die Götter zurück.«
    »Dann muß es von hier einen Weg in den Dschungel geben.«
    »Allerdings«, sagte der Mann. »Schlaft jetzt.« Er verließ zusammen mit den anderen das Zelt. Die Stimmen der Leute draußen vor dem Zelt kamen wie aus weiter Ferne und klangen sehr fremdartig.
    Ashton schüttelte den Kopf. »Die alte Mutter Skaith ist immer noch voller Überraschungen, und nur wenige sind angenehm. Dieser Junge, der Bräutigam, der in seinem achtzehnten Jahr zur Göttin Hunger geht, das klingt genau wie Opfer.«
    »Der Junge freut sich anscheinend darauf«, sagte Stark. »Wenn du nicht zuviel Hunger hast, schläfst du lieber.«
    Ashton deckte sich zu und lag still.
    Stark dachte an Gerrith. Er hoffte, daß sie Irnan verlassen hatte und in Sicherheit war. Er dachte an eine Menge Dinge, und der Zorn stieg so mächtig in ihm auf, daß er wie ein Fieber in ihm toste. Er war jedoch sinnlos, und so zwang er sich, ihn zu vergessen. Er brauchte Schlaf, und so legte er sich hin.
    Er wachte knurrend auf und sprang auf. Er hatte den Hals eines Mannes so zwischen den Händen, daß er ihn jeden Augenblick brechen konnte.
     

 
8.
     
    Ashtons Stimme sagte ruhig: »Eric, er ist unbewaffnet.«
    Der Mann starrte Stark an, und sein Gesicht verfärbte sich schon. Sein Körper hatte sich noch nicht zum Widerstand entschlossen. Die Nithi reagierten mit einer

Weitere Kostenlose Bücher