Planet im Aufbruch
N’Chaka am Leben ist, werden die Nordhunde ihn finden, und ich ziehe mit ihnen.«
Halk, der am anderen Ende des Tisches stand, sagte: »Gerrith, deine Mutter hat hier vorausgesagt, daß ein Dunkler Mann von den Sternen kommen würde, der die Schutzherren stürzen und Irnan befreien würde, damit wir uns eine bessere Welt suchen können. Soweit die Prophezeiung für Irnan und Stark. Ich bin Stark nicht so zugetan, daß ich mein Leben für die Suche nach ihm opfern möchte. Mein Volk wartet auf mich. Wir wollen weiter gegen die Stabträger kämpfen, vielleicht in Tregad oder anderswo. Ich würde dir raten, dich uns anzuschließen oder mit Sabak und den Fallarin in den Norden zu ziehen. Alderyk gewährt dir vielleicht am Ort der Winde Asyl.«
Alderyk, der König der Fallarin, sagte: »Im Norden bist du sicherer. Wenn du in den Süden ziehst, forderst du die gesamte Macht der Stabträger heraus.«
»Was ist mir dir, Alderyk?« fragte Gerrith. »Wohin ziehst du?«
Er legte seinen schmalen Kopf zur Seite. Sein Lächeln war scharf wie ein Dolch. »Ich habe die Prophezeiung noch nicht vernommen. Es gibt doch sicher eine. Du hättest uns doch nicht hier versammelt, um über Stark zu reden, wenn es keine Prophezeiung gäbe?«
»Ja«, sagte Gerrith, »es gibt eine Prophezeiung.« Sie erhob sich, stand aufrecht im Kerzenlicht, und die Hunde winselten. »Ich habe meinen Weg im Wasser der Visionen gesehen. Er führt nach Süden, tief in den Süden, in ein schreckliches weißes Land, das von Blut befleckt ist, und das Ende des Weges verliert sich in Nebel. Ich habe jedoch über das Wasser der Visionen hinausgeblickt.«
In ihren Händen hielt sie einen Schädel, ein kleines zerbrechliches Ding, aus Elfenbein geschnitzt und vom vielen Gebrauch abgewetzt. »Das ist das letzte Bruchstück der Krone des Schicksals. Stark hat es auf dem Schafott gefunden, an jenem Tag, als wir die Stabträger erschlugen. Alle Gerriths, die jene Krone trugen, sprechen jetzt durch diesen Schädel mit mir. Ihre Kraft ist endlich über mich gekommen.«
Ihre Stimme war klar und stark wie eine Glocke. »Halk sagte, die Prophezeiung von Irnan sei falsch, Stark habe versagt und sei ein nutzloser Mensch, den man fallenlassen und vergessen muß. Ich sage euch, daß dem nicht so ist. Stark lebt, und auch sein Weg führt in den Süden. Er geht jedoch in großer Finsternis, und vor ihm liegt der Tod. Seine Rettung hängt von uns ab. Wenn er überlebt und in den Süden zieht, wird Irnan doch noch befreit werden. Wenn er stirbt, werden sich die Straßen zu den Sternen in unserer Zeit nicht mehr öffnen, und sie werden sich lange nicht mehr öffnen, bis sich Skaith sehr verändert haben wird. Diese Veränderung kommt. Die Göttin rückt vor, die Herrin der Kälte mit ihrem Gemahl, dem Herrn der Dunkelheit, und ihrem Kind, dem Hunger. Diesen Winter werden wir die Vorhut ihres Heeres sehen. Und wenn die Sternenschiffe nicht bald kommen, wird keiner von uns der zweiten Großen Wanderung entgehen.«
Sie senkte die Hände und holte tief Luft. Als sie wieder aufblickte und den Mund öffnete, war sie wieder ein verletzlicher Mensch.
»Wir müssen uns beeilen«, sagte sie. »Stark ist zu Fuß und kommt nur langsam voran. Dennoch ist er weit von uns entfernt, und selbst Berittene werden es schwer haben, das Meer rechtzeitig zu erreichen …«
»Das Meer?« fragte Halk.
»Dort treffen unsere Wege zusammen, und dort wird seiner enden, wenn wir ihn nicht treffen.«
Sie ging um den Tisch und legte dem Hund Gerd eine Hand auf den Kopf. »Komm«, sagte sie zu Tuchvar, »wir wissen wenigstens, was zu tun ist.«
Gerd und Grith, Tuchvar und Gerrith gingen in den Vorraum hinaus. Die anderen elf Nordhunde erhoben sich und drängten sich um sie. Sie traten vor die Höhle.
Ein Windstoß zerrte an Gerriths Gewand und fuhr durch das Fell der Nordhunde. Sie sahen auf.
»Ich werde mich mit meinen Leuten beraten«, sagte Alderyk. Er kam den Weg herabgeflattert, hinter ihm sein Diener Klatlekt. Ihnen folgte der fluchende Halk und der schweigsame Sabak.
»Wir brechen in einer Stunde nach Süden auf«, sagte Gerrith. »Tuchvar, die Hunde und ich. Wir werden nicht warten.«
Sie ritten einzeln das Tal hinab. Aus dem Eingang der Höhle fiel weiter das schwache Licht. Niemand hatte daran gedacht, die Kerzen zu löschen oder das Wasser der Visionen zuzudecken. Nicht einmal die weise Frau warf auch nur einen einzigen Blick zurück.
Die letzte Prophezeiung von Irnan war
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