Planet im Aufbruch
einem Tanz.
Norverann erhob sich und sagte freundlich: »Ihr seid satt? Ihr habt euch ausgeruht? Schön. Dann ist es an der Zeit zu gehen.«
Stark antwortete: »Herrin, es wäre besser, wenn wir den Morgen abwarten könnten.«
»Wir geben euch einen Führer mit«, sagte sie. »Die Drei Damen werden euch leuchten. Ceidrin …«
Der junge Mann sagte mißmutig: »Ich werde den Tanz verpassen.«
»Es wartet eine auf diese beiden, und wir dürfen sie nicht warten lassen. Und Ceidrin, denk daran, wir dürfen ihr auch nichts rauben.«
Der Bräutigam wollte zu den Tänzern, und Stark hielt ihn an der Schulter fest. »Cethlin«, sagte er, »deine Mutter meint, ich muß dich fragen. Wer erhebt Anspruch auf uns, und warum?«
»Wenn ich es dir sagen würde, würdest du doch versuchen, der zu entkommen, die einen Anspruch auf dich hat, nicht wahr?« Cethlin schob die Hand von seiner Schulter. »Geh mit meinem Bruder.«
Ceidrin nahm eine Fackel und rief zwei weitere Männer zu sich. Er ging mit ihnen auf das Haus des Winters zu. Stark und Ashton blieb keine Wahl. Sie bedankten sich bei Norverann für die Gastfreundschaft und folgten.
Als Stark den Bruder des Bräutigams eingeholt hatte, fragte er ihn: »Warum seid ihr so versessen auf den Frieden der Göttin?«
Ceidrin sah ihn verächtlich an. »Ihre Herrschaft ist unausweichlich. Wir möchten nur, daß dieser Tag früher kommt. Ich hoffe, daß ich ihn noch erlebe. Und bevor die Göttin mich zu sich nimmt, möchte ich aus dieser Höhle hinabsehen auf den Dschungel, der schwarz verdorrt sein wird, und die Anbeter der alten Sonne wird der Tod hingerafft haben.«
»Es gibt viele«, sagte Stark, »die der Sonne Opfer bringen, damit sie weiter aufgeht. Es wird eine Weile dauern, bevor die Göttin über ganz Skaith herrscht. Wo bringst du uns hin?«
»Hinunter zum Dschungel«, sagte Ceidrin. »Dort könnt ihr tun, was ihr wollt.«
»Wir brauchen Waffen.«
»Wir haben hier nur Küchenmesser und Sicheln, und die brauchen wir selbst.«
Das flache, riesige alte Steingebäude nahm sie in sich auf. Tänzer und Musik waren nicht mehr zu sehen, nicht mehr zu hören. Ceidrin führte sie durch ein Labyrinth von Gängen und Höhlen, das sich nicht mit der herrlichen Anlage des Hauses der Mutter vergleichen ließ, das aber Menschen angemessen war, die lediglich den Winter zu überleben wünschten, wobei Stark bezweifelte, daß er auf der Hochfläche wirklich sehr streng war.
Sie gingen gebeugt durch einen dunklen Gang und kamen schließlich ganz plötzlich in die offene Nacht. Sie befanden sich auf einem winzigen Felsvorsprung, der wie ein Vogelnest hoch über dem Dschungel hing, der sich in der Tiefe weit und finster ausdehnte. Die erste der Drei Damen war eben aufgegangen und verbreitete genug Licht, daß Stark den Pfad sehen konnte. Ashton sah ihn auch und murmelte etwas, das ein Fluch oder ein Stoßgebet sein mochte.
Ceidrin löschte seine Fackel und legte sie beiseite, da er jetzt weniger das Licht als seine beiden Hände brauchte. Er begann hinabzusteigen.
Die Felsen waren zerfurcht und zerfressen. Der Weg war manchmal nur ein schmaler Steig, dann wieder eine Treppe, die in einen steilen Hang geschlagen war. Die warme Luft, die von unten aufstieg, frischte zu kräftigen Böen auf, die scheinbar böswillig an den Kletterern zerrten und rissen. An bestimmten Stellen gab es Seile und Winden, und Stark nahm an, sie dienten dazu, den Männern beim Aufsteigen zu helfen, wenn sie schwer beladen aus der Niederung zurückkehrten.
Der große milchige Sternhaufen stieg höher. Sein Licht wurde heller. In der Dunkelheit unten begann etwas zu glitzern. Der Schimmer breitete sich aus und wurde zu einer silbernen Schlange, die sich durch die Schwärze wand. Ein großer Fluß lag auf dem Weg zum Meer.
»Wie weit ist es zum Meer?« schrie Stark, um im wilden Wind gehört zu werden.
Ceidrin schüttelte hochmütig den Kopf. »Wir haben das Meer nie gesehen.«
Stark prägte sich die Richtung ein, weil er den Fluß später aus den Augen verlieren würde.
Die dritte der Drei Damen stand in der Himmelsmitte, und die erste war schon untergegangen, als sie an ein Loch im Felsen kamen, das kaum mehr als zwanzig Meter über den Baumwipfeln lag. In der kleinen Höhle war ein senkrechter Schacht, über dem eine hölzerne Seilwinde stand.
»Ich lasse mich als erster hinunter«, sagte Ceidrin, »um euch unten aufzumachen.«
Er nahm eine der Fackeln, die bereit lagen, zündete sie an und setzte sich
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