Planet im Aufbruch
vor allem die Nordhunde.
Er warf einen Blick auf seinen Ziehvater, der jetzt eigentlich schon auf Pax und in seinem Planetenministerium hätte sein sollen. »Simon«, sagte er, »wenn ich dich nur gerettet habe, damit du unaufhörlich auf Skaith herumläufst, wäre es besser gewesen, ich hätte dich bei den Schutzherren gelassen, wo du als Gefangener wenigstens deine Bequemlichkeit hattest.«
»Solange ich mich auf den Beinen halten kann«, sagte Ashton, »laufe ich lieber.«
6.
Die alte, graue Stadt Irnan kauerte über dem Tal. Ihre Mauern waren ungebrochen, doch die Landung der Arkeshti hatte in Stunden zuwege gebracht, was Monate der Belagerung, des Leidens nicht vermocht hatten. Die Stadt stand vor der Wahl, sich auf neue Kämpfe einzulassen oder sich den Stabträgern zu ergeben. Die Stadt begriff, daß ihr keine Wahl blieb. Sie war erschöpft, hatte zu viel an Menschen und Gut verloren. Vor allem hatte sie die Hoffnung verloren.
Im Licht der Drei Damen zog ein dünner Strom Flüchtlinge aus dem offenen Tor über die Straße, die an verwüsteten Feldern, zerstörten Obstgärten vorbei führte. Die meisten Flüchtlinge waren zu Fuß und schleppten ihre Habseligkeiten auf dem Rücken.
Im Saal der Ratsversammlung drängte sich eine schreiende, gestikulierende Menge, und das seit dem Abflug der Arkeshti. Es ging darum, ob man sich ergeben sollte. Man hatte Angst und brachte harte Worte gegen die Ältesten der Stadt vor. Für Jerann waren es die schwärzesten Stunden seines Lebens.
Vor den Mauern brachen die Verbündeten ihre Lager ab. Die Nomaden mit den verschleierten Gesichtern und den verschieden gefärbten Lederumhängen der sechs Kleineren Feuerstellen von Kheb, die dunkelroten Hann, die braunen Marag, die gelben Qard, die roten Kref, die grünen Thorn, die weißen Thuran, bewegten sich beim Schein zischender Fackeln hin und her, beluden ihre hohen Wüstentiere mit Vorräten und Beute.
Etwas weiter von der Stadt entfernt saßen die stolzen Fallarin beieinander und besprachen sich murmelnd. Ihr Lager wurde von den Tarf, ihren gold und grün gestreiften flinken Dienern abgebrochen, von denen jeder über vier kräftige, biegsame Arme verfügte.
Im Morgengrauen würden sie alle fort sein.
Hinter ihnen erstreckte sich öd und still das Tal. An seinem hinteren Ende, wo die Felswände nah zusammenrückten, befand sich die Höhle, in der Generationen von weisen Frauen, die Gerriths, über das Wohl ihrer Stadt gewacht hatten.
Die letzte der weisen Frauen, Gerrith, hatte bekanntgegeben, daß der alte Brauch mit ihr enden werde, daß er schon sein Ende gefunden hatte, als der Stabträger Mordach ihr Gewand, ihre elfenbeinerne Krone zerstören ließ. Und doch standen Reittiere vor dem Höhleneingang, aus dem düsteres Licht fiel. Auf dem kleinen felsigen Platz vor der Höhle stand ein Tarf Wache und lehnte sich auf sein riesiges Schwert. Er hieß Klatlekt.
Im Vorraum der Höhle lagen elf große, weiße Hunde, die von Zeit zu Zeit mit tiefen Stimmen knurrten. Sie waren als Telepathen geboren und erzogen, und der menschliche Geist, in den sie eindrangen, geriet vor Angst außer sich.
Drei Kerzen erhellten die innere Kammer. Gerrith saß auf einem Stuhl vor einem Tisch, auf dem eine weite, flache Schale mit klarem Wasser stand. Das Licht lag warm auf dem schweren bronzefarbenen Zopf, der der Frau über den Rücken hing. Sie hatte sich in der Höhle aufgehalten, seit Stark Irnan verlassen und das Schiff Penkawr-Ches betreten hatte. Ihre Augen wirkten müde, und ihr Mund war hart geworden.
»Ich habe eine Entscheidung für mich getroffen«, sagte sie. »Ich möchte hören, wie ihr euch entschieden habt.«
»Mir fällt die Entscheidung schwer«, sagte Sabak, der junge Anführer der Vermummten aus der Wüste. Zwischen Kapuze und Gesichtsschleier blickten blaue, wilde, verstörte Augen hervor. Sein Vater war der Wächter der Feuerstelle der Hann, ein mächtiger Mann im Norden. »Die Stabträger werden sicher versuchen, Yurunna zurückzuerobern und uns in die Wüste zurückzutreiben, wo wir Hunger leiden werden. Wir sind Stark gern gefolgt, glauben aber jetzt, es ist besser, wenn wir nach Hause zurückkehren und mit unserem Volk kämpfen.«
»Ich habe keine Wahl«, sagte Tuchvar. Er sah die beiden Hunde an, die sich mit ihren gewaltigen Schultern an ihn lehnten und lächelte. Er war jung, fast noch ein Knabe, und er war beim Herrn des Zwingers in Yurunna als Lehrling der Stabträger gewesen. »Wenn
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