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Planeten 03 - Venus

Planeten 03 - Venus

Titel: Planeten 03 - Venus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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ihr schon sagen, dass sie sich nicht über den Tod ihrer Mutter grämen sollte,
    weil wir nämlich auch bald tot wären. Aber ich hatte nicht den Mut dazu; ich hatte nicht einmal die Kraft, den Mund zu öffnen.
    »Zieht die Anzüge aus«, ertönte Fuchs’ Stimme, »und werft sie aus der Schleuse. Sie sind kontaminiert. Beeilt euch.«
    Ich blinzelte überrascht. Fuchs hatte anscheinend nicht vor, den Löffel abzugeben.
    Mit Hilfe der Besatzungsmitglieder legten Marguerite und ich die Rückentornister ab und schälten uns aus den Raumanzügen. Die Besatzungsmitglieder waren schweigsam und verzogen keine Miene. Dafür arbeiteten sie effizient und entsorgten die Anzüge umgehend.
    »Folgen Sie den Besatzungsmitgliedern zur Brücke«, sagte Fuchs, nachdem die Raumanzüge die Luftschleuse verlassen hatten. Es war klar, dass er uns beobachten musste, obwohl ich in den kahlen Wänden der Kammer nirgends eine Kamera entdeckte.
    Ein Besatzungsmitglied öffnete die Luke und lotste uns auf einen langen Gang. Ich wusste, dass wir uns noch immer im Innern der Gashülle der Lucifer befanden.
    Anscheinend baumelte keine Gondel unterm Schiff, sondern die Wohn- und Arbeitsbereiche waren in die Hülle integriert.
    Das Schiff war mindestens doppelt so groß wie die Hesperos, das sah man auf den ersten Blick. Von den zwei stummen und unbeteiligten Besatzungsmitgliedern eskortiert marschierten Marguerite und ich durch den langen Gang zu einer Leiter. Ich ließ den Blick nach oben und unten schweifen und sah, dass sie sich über je zwei Decks in beide Richtungen hinzog.
    Wir stiegen empor. Ein Besatzungsmitglied kletterte mir voraus, das andere blieb hinter Marguerite.
    Ich hatte das unangenehme Gefühl, dass sie sich wie Wachen verhielten, die zwei Gefangene eskortierten.
    Die Brücke war geräumig und bestand aus vier Stationen sowie einem bequemen Kommandantensessel. Der jedoch leer war, als wir dort erschienen. Die vier diensthabenden Besatzungsmitglieder waren allesamt Asiaten, drei davon Frauen.
    Keiner sagte ein Wort.
    »Spricht jemand von Ihnen Englisch?«, fragte ich.
    »Wenn es nötig ist«, ertönte Fuchs’ Stimme hinter mir.
    Ich drehte mich um. Er stand in einer offenen Luke an der Seite der Brücke und wurde vom Metallrahmen gleichsam eingerahmt.
    Lars Fuchs hatte eine massive Statur, eine Tonnenbrust und kurze dicke Arme und Beine. Nur dass diese Arme so muskulös schienen wie die eines Gorillas. Er hatte eine starke und wilde Aura – wie ein Bär oder ein anderes wildes Tier mit kräftigen scharfen Klauen und leichter Reizbarkeit. Er hatte einen unangenehmen sardonischen Ausdruck im Gesicht, fast ein spöttisches Grinsen.
    »Dann sind Sie also Martin Humphries Sohn, nicht wahr?«
    Ich nickte, und er kam auf mich zu. Erstaunlicherweise war er noch etwas kleiner als ich; zwar nicht viel, aber definitiv kleiner. Und doch kam er mir hünenhaft vor. Er trug ein schwarzes Hemd mit rundem Halsausschnitt und kurzen Ärmeln sowie eine schwarze Cargohose, die er in wadenhohe schwarze Lederstiefel gestopft hatte, die lang nicht mehr geputzt worden waren.
    Er kam zu mir herüber und musterte mich von Kopf bis Fuß wie ein Tier im Zoo. Die schmalen Lippen hatte er in einem Ausdruck puren Abscheus heruntergezogen. Ich versuchte dem Blick standzuhalten, doch bei dem, was ich in seinen Augen sah, schauderte ich innerlich. Seine Augen waren wie Eis, kalt und arktisch blau. Dieser Mann würde mich töten, wenn es ihm in den Kram passte. Überhaupt jeden.
    Er schaute an mir vorbei auf Marguerite, und für einen Sekundenbruchteil veränderte sein Gesichtsausdruck sich völlig. Ich sah Verblüffung in seinem Gesicht, sogar Erschrecken. Die Kinnlade klappte herunter, und er machte große Augen.
    Aber eben nur für einen Sekundenbruchteil. Er klappte den Mund wieder zu, dass die Zähne klapperten und stieß die Luft mit einem Schnauben aus. Den Blick hielt er aber unverwandt auf sie gerichtet.
    »Marguerite Duchamp, nicht wahr?«
    »Ja«, sagte sie mit einer so leisen Stimme, dass man sie kaum hörte.
    »Sie sehen ganz genauso aus wie Ihre Mutter vor zwanzig Jahren.« Fuchs’ Stimme war ebenfalls leise und sanft.
    »Sie kannten sie?«, fragte Marguerite zitternd.
    Er nickte stumm.
    »Sie ... sie ist tot«, sagte Marguerite.
    »Ich weiß.« Er wandte sich wieder mir zu. »Dieser Idiot hat sie umgebracht.«
    Weder Marguerite noch ich widersprachen ihm.
    Fuchs verschränkte die Arme hinterm Rücken. »Eigentlich war es sein Vater.« Er trat

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