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Planeten 03 - Venus

Planeten 03 - Venus

Titel: Planeten 03 - Venus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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Anzug und den Helm gehört hatte.
    Da hing ich nun für einen Zeitraum, der mir wie Stunden erschien, an einer Hand, wobei das ganze Körpergewicht auf den Arm beziehungsweise die Schulter wirkte.
    Dann packte ich die Leine mit der anderen Hand, tat den tiefsten Atemzug meines ganzen Lebens und setzte den Abstieg fort.
    »Wo ist meine Mutter?«, hörte ich Marguerites angsterfüllte Stimme im Kopfhörer.
    »Sie ist unterwegs«, antwortete Rodriguez.
    Doch als ich aufschaute, sah ich nur zwei Gestalten, die sich an der Leine abseilten. Die Hesperos war ein Wrack. Sie schüttelte sich über uns und fiel auseinander. Die Gashülle
    war gesprungen wie ein zu lang gekochtes Ei. Die Gondel war zur Hälfte verschwunden; der Bug war abgerissen und vor meinen Augen zogen sich in Längsrichtung immer neue Sprünge durch die Hülle. Die Mikroben aus den Wolken mussten sich in der Metallstruktur des Schiffs häuslich eingerichtet haben.
    Wenigstens werden sie auch geröstet, sagte ich mir grimmig, wenn das Schiff den letzten Auftrieb verliert und in den Hochofen unter uns fällt.
    Dann sah ich vor dem geistigen Auge, wie die Hesperos in die Lucifer krachte und fragte mich, wie lang Fuchs sein Schiff noch in dieser Position zu halten vermochte.
    »Macht schneller!«, rief er, als ob er meine Gedanken gelesen hätte.
    Marguerite schluchzte vernehmlich; ich hörte es über den Anzugsfunk. Von Rodriguez war nichts zu hören außer dem Schnaufen, mit dem er sich die Leine hinab hangelte. Sie kamen mir immer näher.
    Und Duchamp war noch immer im Schiff. u
    A f der Brücke, wie ich mir bewusst wurde,
    und versuchte die waidwunde Hesperos so lang zu stabilisieren, bis wir in Sicherheit waren. Aber was war mit ihrer Sicherheit?
    »Captain Duchamp!«, rief ich und wunderte mich, dass ich überhaupt einen Ton herausbrachte. »Verlassen Sie die Brücke und seilen Sie sich an der Rettungsleine ab.
    Das ist ein Befehl!«
    Keine Reaktion.
    »Mutter!«, schluchzte Marguerite. »Mama!«
    Sie würde nicht kommen. Ich wusste es mit der Gewissheit einer religiösen Offenbarung. Duchamp würde auf der Brücke bleiben und versuchen, das Wrack der Hesperos einigermaßen stabil zu halten, bis wir uns in Sicherheit gebracht hatten. Sie gab ihr Leben, um uns zu retten. Das heißt, um ihre Tochter zu retten. Ich glaube nicht, dass sie sich einen feuchten Dreck um den Rest von uns scherte. Vielleicht hatte sie ein paar Gefühle für Rodriguez. Für mich bestimmt keine.
    Und dann hatte ich das Ende der Leine erreicht. Ich hing dort, schwang wie ein Uhrpendel und trat Luft. Die breite Gashülle der Lucifer schien noch immer verdammt weit weg. Ein tiefer Fall.
    Mein ganzes Gewicht, einschließlich des Gewichts des Raumanzugs und des Rückentornisters hing an den Händen. Ich spürte, wie die Knochen der Oberarme langsam aus den Schultergelenken gezogen wurden. Wie auf einer Streckbank kam ich mir vor. Viel länger würde ich das auch nicht mehr aushalten.
    Dann sah ich drei mit Raumanzügen bekleidete Gestalten langsam die gewölbte Flanke der massiven Hülle erklimmen. Sie sahen aus wie Spielzeugfiguren, wie Miniaturen, und ich wurde mir bewusst, um wie viel größer die Lucifer als die Hesperos war.
    Woraus folgte, dass sie viel weiter entfernt war, als ich ursprünglich geschätzt hatte. Sie hing mitnichten zehn Meter unter mir; es mussten eher hundert Meter sein. Einen solchen Sprung würde ich nicht überleben. Niemandem würde das gelingen.
    Ich schaute auf. Durch den Kugelhelm sah ich Marguerite und Rodriguez an der Leine auf mich zukommen, bis sie mir fast aufs Dach stiegen.
    »Was nun?«, fragte ich Rodriguez. »Das ist zu weit für einen Sprung.«
    Bevor er zu antworten vermochte, dröhnte Fuchs’ Stimme im Kopfhörer. »Ich ziehe die Lucifer so hoch, dass ihr sie erreicht. Ich kann sie aber nicht lang in dieser Position halten. Wenn ich also sage ›springt‹, dann springt ihr oder habt verloren. Habt ihr mich verstanden?«
    »Verstanden«, sagte Rodriguez. »Okay.«
    Der breite Rücken der Lucifer kam uns langsam entgegen. Die drei Gestalten in den Raumanzügen hatten inzwischen den Steg erreicht und legten lange Seilrollen zwischen sich ab.
    Wir kamen immer näher, doch immer wenn ich glaubte, dass wir eine sichere Sprungentfernung erreicht hatten, machte die Hesperos einen Satz nach oben oder zur Seite, und wir wurden von der Lucifer weggerissen. Ich verspürte einen stechenden Schmerz in den Armen. Ich hörte Rodriguez auf Spanisch murmeln,

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