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Planeten 05 - Saturn

Titel: Planeten 05 - Saturn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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Luftschleuse. Es war eine übergroße Luke ‒ breit und hoch genug, um sperrige Kisten mit Maschinen und andere Fracht aufzunehmen, aber auch Personen in Raumanzügen. Vyborg zappelte nervös herum. Er wollte die Sache offenbar möglichst schnell hinter sich bringen, sagte Eberly sich.
    Auf der anderen Seite der stählernen Kammer stand Holly.
    Sie versuchte trotzig zu schauen, vermochte ihre Angst dennoch nicht zu verbergen. Ein junger Mann, den er als Raoul Tavalera identifizierte, lag mit schmerz- und wutverzerrtem Gesicht vor ihr. Eberly erinnerte sich, dass er der Astronaut war, den sie bei der Brennstoffaufnahme am Jupiter gerettet hatten. Der äthiopische Scout und die drei Sicherheitsleute standen etwas entfernt im Tunnel und versperrten den Fluchtweg.
    »Ich freue mich«, sagte Kananga, »dass unser neuer Verwaltungschef sich für eine Weile von seinen vielen Pflichten freimachen konnte, um dieser Verhandlung beizuwohnen.«
    »Verhandlung?«, fragte Eberly barsch.
    »Jawohl. Ich möchte, dass Sie als Vorsitzender Richter fungieren.«
    Eberly schaute unbehaglich auf Holly und wandte den Blick schnell wieder ab.
    »Gegen wen wird überhaupt verhandelt? Wie lautet die Anklage?«
    »Holly Lane wird des Mordes an Diego Romero angeklagt«, sagte Kananga mit ausgestrecktem Finger.
    »Das ist doch Bullshit!«, rief Tavalera.
    Kananga ging auf den verwundeten jungen Mann zu und trat ihm in die Rippen. Die Luft wurde Tavalera mit einem schmerzlichen Grunzen aus der Lunge gepresst. Holly ballte die Fäuste; Kananga drehte sich zu ihr um und versetzte ihr einen fiesen Schlag mit dem Handrücken, sodass die Lippe aufplatzte. Sie taumelte ein paar Schritte zurück.
    »Dieses Gericht duldet keine Ausbrüche«, sagte Kananga streng zu Tavalera, der nach Luft schnappte und sich krümmte. »Weil Sie der Angeklagten geholfen haben, werden Sie mit ihr angeklagt.«
    »Wenn ich hier schon Richter sein soll«, sagte Eberly, »dann werde ich auch bestimmen, wer sprechen darf und wer nicht.«
    »Natürlich«, sagte Kananga mit einer ironischen Verbeugung.
    »Ich nehme an, dass Sie der Ankläger sind«, sagte Eberly zum Ruander.
    Kananga nickte knapp.
    »Und wer ist der Verteidiger?«
    »Die Angeklagten werden sich selbst verteidigen«, antwortete Morgenthau.
    »Und die Geschworenen?«
    »Morgenthau und ich werden als Geschworene fungieren«, sagte Vyborg.
    Ein Militärgericht, sagte Eberly sich düster. Sie machen mich zu ihrem Komplizen. Ich würde mich nie darauf herausreden können, nicht an Hollys Exekution beteiligt gewesen zu sein; dafür haben sie schon gesorgt.
    Ich kann höchstens darauf hinwirken, dass diese Farce von einer Gerichtsverhandlung nach gewissen Regeln abläuft. Das Urteil steht aber schon so fest wie die Angst in Hollys Augen.
    Er seufzte tief und wünschte sich, er wäre woanders. Egal wo, sagte er sich, nur nicht wieder in meiner alten Gefängniszelle in Wien.
    »Gut«, sagte er schließlich und wich Hollys Blick aus. »Die Verhandlung ist eröffnet.«

Exekution
    Mit Hilfe des internen Anzugscomputers führte Gaeta ein paar überschlägige Berechnungen durch. Die Temperatur sank weiter, obwohl er die Heizung voll aufgedreht hatte. Du musst eine Lösung finden, solange es noch halbwegs warm im Anzug ist. Sonst ist es zu spät.
    Er traf eine Entscheidung. Gaeta zog beide Arme aus den Anzugsärmeln. Die Beine aus den Anzugsbeinen zu ziehen war schon schwieriger. Hätte diesen Yogakurs mitmachen sollen, den sie letztes Jahr angeboten hatten, sagte er sich, während er versuchte, ein Bein herauszuziehen und es unter dem Gesäß zu falten. Mit dem anderen Bein war es noch schwieriger; Gaeta japste vor Schmerz, als irgend etwas an der Rückseite des Schenkels riss. Er fluchte in einer Mischung aus Spanisch und Englisch, und schließlich gelang es ihm, auch das andere Bein in den Torso des Anzugs zu ziehen. Er schnaufte wegen der Anstrengung und verspürte einen pulsierenden Schmerz im Bein. Dann saß er in der Karikatur eines Lotussitzes im Torso des Anzugs.
    »In Ordnung«, sagte er sich. Nun wollen wir mal sehen, wie lang du Vakuum atmen kannst.
    »Ich habe Don Diego nicht getötet«, sagte Holly und wischte sich das Blut von der aufgeplatzten Lippe. Mit der anderen Hand wie sie auf Kananga. »Er hat es getan. Er hat es mir gegenüber sogar zugeben.«
    »Haben Sie irgendwelche Zeugen dafür?«, fragte Eberly im Versuch, Zeit zu schinden. Er wusste aber nicht wieso. Er wusste schließlich, dass es hoffnungslos

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