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Planeten 05 - Saturn

Titel: Planeten 05 - Saturn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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sie.
    »Vielleicht«, entgegnete Holly. Sie war sich da nicht so sicher.
    Sie saßen für eine Weile stumm da, jede in ihre eigenen Gedanken versunken.
    »Ich habe Ihre Bio gelesen«, sagte Holly schließlich. »Ich hätte erwartet, dass Sie viel älter aussehen.«
    Cardenas reagierte zwar nicht ungehalten, aber sie sah Holly von der Seite an. »Wenn Sie meine Bio gelesen haben, dann wissen Sie auch, wieso ich jünger aussehe, als ich in Wirklichkeit bin. Und wieso ich auf Ceres gelebt habe.«
    Holly ignorierte die Spannung in ihrer Stimme und fragte:
    »Was glauben Sie, wie alt ich eigentlich bin?«
    Nach zehn Minuten waren sie dicke Freunde: zwei Frauen, deren Körper viel jünger waren als ihr kalendarisches Alter.

Krankenstation
    Der Mann lag mit pfeifendem Atem auf der Pritsche; die Augen waren fast zugeschwollen.
    Der junge Arzt wirkte völlig ratlos. »Was ist bloß los mit ihm?«
    »Ich weiß nicht!«, sagte die Frau, die ihn eingeliefert hatte.

    Sie war der Hysterie nahe. »Wir hatten draußen im Park einen Spaziergang gemacht, und urplötzlich ist er zusammengebrochen!«
    Der Arzt beugte sich über den Patienten und fragte: »Wissen Sie, was Ihnen zugestoßen ist?«
    Der Mann versuchte zu sprechen, hustete schmerzhaft und schüttelte dann in Verneinung der Frage den Kopf.
    Beim Blick auf die Bildschirme, die die Wand der Notaufnahme säumten, sah der Arzt, dass es sich weder um einen Herz- noch um einen Schlaganfall handelte. Panik wallte in ihm auf: Nicht einmal der Diagnose-Computer wusste, was los war! Der Krankenpfleger, der an der anderen Seite der Pritsche stand, wirkte genauso verwirrt und ängstlich, wie er sich fühlte.
    Die Oberschwester drängte sich an der Frau vorbei und betrat den Raum. »Ziehen Sie ihm das Hemd aus«, sagte sie.
    Der Arzt war zu verwirrt und besorgt, um sich mit ihr darüber zu streiten, wer hier die Anweisungen gab. Und wenn die Gerüchte, die in der Krankenstation kursierten, auch nur annähernd der Wahrheit entsprachen, hatte diese resolute Afro-Amerikanerin viele Jahre in der Friedenstruppe gedient.
    Sie hatte eine Reputation, die ihm Angst machte.
    Mithilfe des Krankenpflegers zogen sie dem Mann das Hemd aus. Der Oberkörper und die Arme des Patienten waren mit roten Quaddeln übersät. Die Haut fühlte sich heiß an.
    »Insektenstiche?«, fragte der Arzt.
    Die Oberschwester wandte sich der Frau zu, die sie mit großen Augen und vorm Gesicht geballten Fäusten anstarrte.
    »Im Park spazieren gegangen?«, fragte sie.
    Die Frau nickte.

    »Anaphylaktischer Schock«, sagte die Schwester nüchtern.
    »Epinephrin.«
    Der Arzt starrte sie mit offenem Mund an. »Wie soll er denn…«
    »Epinephrin! Sofort! Er ist von einer Biene gestochen worden!«
    »Epinephrin! Sofort!«, raunzte der Arzt den Pfleger an.
    Die Oberschwester zog ein Vergrößerungsglas aus einem Schlitz in der Wand des Raums, klappte die Halterung aus und suchte den Körper des Patienten ab. Der Arzt verstand den Wink und nahm das Vergrößerungsglas. Schon nach ein paar Sekunden fand er den Widerhaken des Bienenstachels, der sich direkt oberhalb des Handgelenks in den Unterarm des Patienten gebohrt hatte. Mit einer Pinzette zog er den Stachel vorsichtig heraus. Mein Gott, bin ich gut, sagte er sich.
    Als er aufschaute, war die Oberschwester verschwunden, und der Patient atmete schon wieder leichter.
    »Ich habe noch nie einen Bienenstich gesehen«, gestand er der Frau, die auch schon wieder viel besser aussah. »Ich hatte meine Praxis mitten in Chicago.«
    Die Frau nickte und rang sich sogar ein Lächeln ab. »Er muss eine Allergie haben.«
    »Muss er wohl«, pflichtete der Arzt ihr bei.
    Der Krankenpfleger löste die ID-Marke des Patienten vom Hemd, das sie auf den Boden geworfen hatten, und schob sie ins Computerterminal. Der Name des Mannes, sein Beruf und die komplette Krankengeschichte erschienen auf dem Bildschirm. Allergien wurden nicht erwähnt, obwohl er an Asthma Bronchiale litt. Der Arzt sah, dass der Patient in Kairo aufgewachsen und Rechtsanwalt gewesen war, bevor er mit dem Schwert des Islam in Konflikt geriet und lieber den Gang ins unbegrenzte Exil angetreten hatte, anstatt eine fünfzigjährige Haftstrafe wegen politischer Agitation zu verbüßen. An Bord des Habitats hatte er dann in der Buchhaltung gearbeitet.
    »Ein Rechtsanwalt?«, grummelte der Krankenpfleger, nachdem der Patient sich wieder so weit erholt hatte, dass er mit seiner Freundin nach Hause zu gehen vermochte. »Von mir aus

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