Planeten 05 - Saturn
verschwand. »Wilmot«, murmelte er. »Nein, er wäre definitiv nicht damit einverstanden, dass eine so junge Mitarbeiterin wie Sie zum Direktor ernannt wird. Er ist ein richtiger Paragraphenreiter.«
Holly betrachtete sein Gesicht und wartete auf einen Hoffnungsschimmer.
»Ich möchte aber, dass Sie dieses Büro leiten, Holly«, sagte er. »Ich weiß, dass Sie dieser Aufgabe gewachsen sind.«
»Ich werde mein Bestes geben.«
»Natürlich werden Sie das. Weil ich Sie offiziell aber nicht zum Direktor ernennen kann, muss ich jemand anderes einsetzen, der die Rolle des Direktors spielt. Einen so genannten Frühstücksdirektor. Um Wilmot keinen Grund zur Beanstandung zu geben.«
»Einen Frühstücksdirektor? Wen denn?«
»Ruth Morgenthau ist die ideale Besetzung für diese Rolle.
Sie arbeitet derzeit im Verwaltungsbüro. Wenn ich sie hierher versetzen lasse, wird Wilmot nichts dagegen haben.«
Morgenthau, sagte Holly sich. Deshalb hat er also so viel Zeit mit ihr verbracht.
»Sie ist ziemlich faul, müssen Sie wissen«, sagte er mit einem hämischen Grinsen. »Und ziemlich eitel. Wir setzen sie an diesen Schreibtisch, wo sie Ihnen nicht im Weg ist. Und dann werden Sie die Abteilung leiten.«
»Würde sie sich überhaupt darauf einlassen?«
»Sie wird die Gelegenheit sofort beim Schopf ergreifen«, erwiderte er mit einem Kopfnicken. »Mehr Prestige und weniger Arbeit. Sie wird es lieben.«
»Ich verstehe.« Holly versuchte sein Grinsen zu erwidern, aber es geriet ihr zu einer Grimasse.
Er beugte sich über den Schreibtisch und hob ihr Kinn an, so dass er ihr in die Augen schauen konnte. »Es hängt nun alles von Ihnen ab, Holly. Wollen Sie diese Verantwortung übernehmen? Wollen Sie das für mich tun?«
Eine Woge von Emotionen schlug über Holly zusammen: Dankbarkeit, Loyalität, das Bedürfnis, Malcolm Eberly zu Gefallen zu sein, eine Sehnsucht, dass er sie liebte.
»Ja«, sagte sie atemlos. »Ich werde alles für Sie tun, Malcolm.«
Er lächelte entwaffnend. Und sagte sich, dass Morgenthau damit glücklich sein müsste: die Insignien der Autorität, eine ganze Abteilung, über die sie zu herrschen vermochte. Damit müsste sie so beschäftigt sein, um meine Kreise nicht zu stören.
Namen sind Schall und Rauch
An:
alle Bewohner
Von:
M. Eberly,
Abteilungsleiter Human Resources
Betreff:
Namensgebungs-Wettbewerbe
Sie, die Bewohner dieses Habitats, werden über die Namensgebung für die fünf Ortschaften, die verschiedenen Arbeitsbereiche und die natürlichen Bereiche (Farmen, Gärten, Waldgebiete, Seen etc.) entscheiden, indem Sie an Wettbewerben zur Auswahl dieser Namen teilnehmen.
Die Bewohner eines jeden Ortes werden einen Namen für das Dorf auswählen, in dem sie leben. Die Arbeiter in jeder Fabrik, Verarbeitungsanlage, Farm, Aquakultur-Komplex etc.
werden die Namen für diese Zentren auswählen. Falls gewünscht, können auch einzelne Gebäude mit Namen versehen werden.
Jeder Wettbewerb wird aus drei Phasen bestehen. In der ersten Phase werden alle Bürger über die Kategorien abstimmen, aus denen die Namen anschließend ausgewählt werden. So werden die Bewohner zum Beispiel entscheiden, ob sie die Dörfer nach Nationalhelden, Städten auf der Erde, berühmten Künstlern und Wissenschaftlern etc. auswählen.
In der zweiten Phase werden spezifischen Namen aus jeder ausgewählten Kategorie nominiert und diskutiert. Die Namensliste für jedes spezifische Objekt wird in geheimer Abstimmung auf fünf Positionen verkürzt.
In der dritten und letzten Phase werden ‒ wieder in geheimer Abstimmung ‒ die endgültigen Namen aus der verkürzten Liste ausgewählt.
Die Human-Resources-Abteilung wird die Einzelwettbewerbe organisieren. Die Human-Resources-Abteilung kann auch Gremien aus Bürgern einsetzen, die als Juroren, Forscher oder je nach Bedarf in anderen Eigenschaften fungieren.
Eine öffentliche Veranstaltung wird am Donnerstag um 22:00
Uhr in der Cafeteria anberaumt, um dieses Projekt zu erörtern.
Die Teilnahme möglichst aller Bewohner an dieser Veranstaltung ist erwünscht.
Memorandum
An:
das gesamte Personal des Habitats
Von:
R. Morgenthau,
amtierende Leiterin der Abteilung Human Resources
Thema:
medizinische Prophylaxe
Als proaktive Maßnahme zur Vorbeugung gegen den Ausbruch von durch die Luft übertragenen Infektionskrankheiten werden die Wohnquartiere aller Personen innerhalb der nächsten vier Wochen mit einem desinfizierenden Sprüh-Antibiotikum behandelt
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