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Planeten 05 - Saturn

Titel: Planeten 05 - Saturn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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zog ein kariertes Taschentuch aus der Hemdtasche und wischte sich die Stirn ab. »Natürlich, um beim Aufbau einer neuen Welt mitzuhelfen. Und vielleicht all diejenigen zu unterrichten, die ein Interesse an Geschichte haben ‒ falls man mir das gestattet.«
    »Die Lehrtätigkeit hat Ihnen gefallen?«
    »Ich war Professor für lateinamerikanische Geschichte an der Universität von Mexiko, bis ich gegen meinen Willen emeritierte.«
    »Wie alt sind Sie eigentlich«, fragte Holly spontan.
    Er musterte sie für einen Moment und lächelte dann. »Sie haben noch nicht allzu viele alte Leute wie mich gesehen, nicht wahr?« Holly schüttelte den Kopf.
    »Ich zähle siebenundneunzig Lenze. In vier Monaten werden es achtundneunzig.«
    »Sie könnten sich doch einer Verjüngungs-Behandlung unterziehen …«, sagte Cardenas.
    »Nein«, erwiderte er leutselig. »Das ist nichts für mich. Ich möchte in Würde alt werden, aber ich will den Tod auch nicht bis in alle Ewigkeit hinausschieben.«
    »Sie wollen sterben?«, platzte Holly heraus.

    »Nicht unbedingt. Ich achte schon auf meine Gesundheit. Ich habe mir Injektionen verabreichen lassen, um dritte Zähne zu züchten. Und weitere Injektionen, um die Knorpel in den Gelenken zu regenerieren.«
    »Sie unterziehen sich Ihrer Verjüngungs-Behandlung also Schritt für Schritt, anstatt alles auf einmal machen zu lassen«, sagte Cardenas mit einem Lächeln.
    Er dachte einen Moment lang darüber nach. »Vielleicht«, sagte er dann. »Es wäre nicht das erste Mal, dass ich mich zum Narren gemacht habe.«
    »Weiß die Instandhaltungs-Abteilung eigentlich, was Sie hier tun?«, fragte Holly.
    Zum ersten Mal wirkte Don Diego ängstlich. »Äh… noch nicht«, sagte er zögernd.
    »Ich habe die Wasserströmung im Kanal nicht gestört«, fügte er hinzu, bevor Holly noch etwas zu sagen vermochte. »Falls ich überhaupt etwas verändert habe, so glaube ich, dass ich diesen Bereich schöner, natürlicher und lauschiger gestaltet habe.«
    Cardenas schaute auf das Ensemble von Büschen und Steinen, dann über die Kante der Böschung zu den geraden Reihen der Obstbäume. Schließlich schaute sie wieder in die rot geränderten Augen des alten Manns.
    »Ich stimme Ihnen zu«, sagte sie. »Sie haben den Bereich hier verschönert.«
    »Sie werden das doch nicht der Instandhaltungs-Abteilung melden?«, fragte Don Diego.
    Cardenas schaute Holly an.
    »Ich werde es ihnen natürlich selbst sagen«, sagte er, »wenn ich mit diesem Abschnitt des Kanals fertig bin.«

    Holly grinste ihn an. »Nein, wir werden niemandem etwas sagen.« Cardenas pflichtete ihr mit einem Kopfnicken bei.
    »Dürfen wir ab und zu hier vorbeischauen und Ihnen zur Hand gehen?«, fragte Holly.
    »Natürlich! Ich freue mich immer über die Gesellschaft schöner Frauen.«
    Keine drei Kilometer von ihnen entfernt folgten Malcolm Eberly und Professor Wilmot einem mit einem Laborkittel bekleideten technischen Manager durch eine der kleinen, hoch automatisierten Fabriken, die die synthetischen Lebensmittel des Habitats produzierten. In diesem Werk wurden die Medikamente hergestellt, die die Population des Habitats zur Gesunderhaltung brauchte sowie das tierische Eiweiß, das sie für eine ausgewogene Ernährung benötigte. Die beiden Männer inspizierten die Reihen der Maschinen, die die Medikamente und Lebensmittel produzierten: Es handelte sich um schulterhohe Edelstahl-Bottiche, die im Licht der Deckenbeleuchtung glänzen. In der Fabrik herrschte fast völlige Stille; das einzige Geräusch außer ihren Stimmen war das Hintergrundsummen der Maschinen.
    »…müssen verhindern, dass hier Infektionskrankheiten ausbrechen«, sagte der Werksleiter, während er die beiden Männer an der Reihe der Maschinen entlang führte. »In einer geschlossenen Ökologie wie dieser könnte schon ein Schnupfen gefährlich werden.«
    Eberly wandte sich Wilmot zu, der neben ihm ging. »Dies ist einer der Gründe, weshalb ich Dr. Cardenas' Bewerbung akzeptiert habe. Mit ihrem Wissen in der Nanotechnik…«

    »Sie hätten erst mich fragen sollen«, sagte Wilmot scharf. Er blieb mitten auf dem Gang stehen und fixierte Eberly mit einem strengen Blick.
    Eberly hielt auch an und schaute auf den Werksleiter, der sich taub stellte, während er langsam an der Reihe der summenden Maschinen entlangging.
    »Aber Professor«, sagte Eberly beschwichtigend, »ich hatte Ihnen doch ein Memorandum geschickt. Weil Sie nicht antworteten, habe ich Ihr stillschweigendes

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