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Planeten 05 - Saturn

Titel: Planeten 05 - Saturn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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weiter; er schien entschlossen, die Reihe der Maschinen ganz abzuschreiten, obwohl eine wie die andere aussah und niemand mehr da war, der ihnen irgendwelche Erläuterungen zu geben vermocht hätte.
    »Dann geben wir ihr doch einfach die Anweisung, keine Nanotech-Arbeiten durchzuführen«, sagte Eberly, der Mühe hatte, dem Professor mit seinen raumgreifenden Schritten zu folgen. »Soviel ich weiß, hat sie auf Ceres als medizinische Pflegekraft gearbeitet.«
    Der Professor warf Eberly von oben herab einen grimmigen Blick zu. »Das können wir nicht tun! Sie ist schließlich eine Nobelpreisträgerin, um Gottes willen! Da können wir sie doch nicht bei der Medikamentenausgabe einsetzen.«
    »Aber die Nanotechnik birgt Risiken…«
    »Und sie hat ihre Vorteile. Wir werden ihre Arbeit sehr gründlich kontrollieren müssen. Ich will ›narrensichere‹
    Sicherheitsleute vor ihrem Labor. Absolut narrensicher!«
    »Ja, natürlich«, erwiderte Eberly nachdenklich. Der einzige Narr hier bist du, Professor. Du fürchtest dich doch vor der Nanotechnik, und trotzdem willst du sie hier im Habitat zulassen, weil du es einfach nicht übers Herz bringst, Cardenas nach Ceres zurückzuschicken.
    Es hätte nicht viel gefehlt, und er hätte dem Professor ins Gesicht gelacht.
    Dann wechselte er das Thema. »Sir, hatten Sie wohl schon Gelegenheit, sich mit dem Vorschlag für die Benennung der verschiedenen Teile des Habitats zu befassen?«
    »Dieser blöde Wettbewerb?«, fragte Wilmot barsch.
    »Eigentlich eine Reihe von Wettbewerben. Die Psychologen glauben, dass es der allgemeinen geistigen Gesundheit förderlich wäre…«
    »Die Psychologen befürworten diese Idee?«
    Im Bewusstsein, dass Wilmot den Vorschlag bestenfalls flüchtig überflogen hatte, fuhr Eberly fort: »Die Politikwissenschaftler auf der Erde, die wir konsultiert haben, glauben, dass solche Wettbewerbe dazu beitragen könnten, den Gruppenzusammenhalt zu fördern.«
    »Hmpf«, grummelte Wilmot. »Was Sie nicht sagen.«
    »Alles, was jetzt noch fehlt, ist Ihre Zustimmung zu diesem Vorschlag, Sir«, drängte Eberly ihn subtil. »Dann könnten Sie ihn der Öffentlichkeit präsentieren.«
    »Nein, nein«, sagte der Professor. »Sie werden die Ankündigung übernehmen. Es war schließlich Ihre Idee.«
    »Ich?«, fragte Eberly mit aller Unschuld, die er aufzubieten vermochte.
    »Ja, natürlich. Ich will damit nicht behelligt werden. Sie kündigen die Wettbewerbe an. Totaler Quatsch, wenn Sie mich fragen, aber wenn all diese Berater ihn befürworten, dann will ich Ihnen nicht im Wege stehen.«
    Eberly vermochte seinen Triumph kaum zu verbergen. Am liebsten hätte einen Luftsprung gemacht und einen Jubelruf ausgestoßen. Statt dessen schritt er neben Professor Wilmot gemessen die Reihe der Maschinen ab. Er hat mich wegen Cardenas auf den Senkel gestellt und hatte nun das Gefühl, mir bei den Wettbewerben entgegenkommen zu müssen. Wie herrlich vorhersehbar er doch ist.
    »So viel bin ich schon seit Jahren nicht mehr gegangen«, sagte Kris Cardenas mit einem leichten Schnaufen. »Ich fühle mich richtig beschwingt.«
    Holly lächelte. »Das ist die Schwerkraft. Wir nähern uns der Mittellinie, zu der hin die Schwerkraft abnimmt.«
    Sie hatten Don Diego am Bewässerungskanal zurückgelassen und waren über die gepflügten Äcker gegangen; dann hatten sie die grasbewachsenen Hügel an der Peripherie des Habitats erklommen. Cardenas setzte sich an eine junge Ulme gelehnt ins Gras. Einer der Ökologen des Habitats hatte die Ulme in einem persönlichen Kreuzzug vor der Vernichtung bewahrt, die ihr auf der Erde gedroht hätte.
    Cardenas stieß die Luft aus. »Uff! Zum Glück bin ich regelmäßig in die Zentrifuge von Ceres gestiegen. Die Mini-Schwerkraft kann verführerisch sein.«
    »Sie sind gut in Form«, sagte Holly und setzte sich neben sie.
    »Sie aber auch.«
    Das Habitat erstreckte sich vor ihnen als eine grüne, umgestülpte Welt ‒ wie ein riesiger Tunnel, der mit einem Landschaftsrelief ausgekleidet und hier und da mit kleinen Spielzeugdörfern besetzt war.
    »Was halten Sie denn von diesem verrückten alten Mann?«, fragte Holly.

    Cardenas ließ den Blick über die perfekte Landschaft des Habitats schweifen: Alles war an seinem Platz, alles war so ordentlich und sauber, dass es fast schon unmenschlich wirkte. Es erinnerte sie an die Schaufensterauslagen, die sie in ihrer Kindheit gesehen hatte.
    »Ich glaube, wir könnten noch mehr Verrückte wie ihn gebrauchen«, sagte

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