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Planeten 05 - Saturn

Titel: Planeten 05 - Saturn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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Eberly verspürte ein flaues Gefühl im Magen.
    »Wie meinen Sie das?«
    »Er ist nicht gewillt, darauf zu warten, dass Sie die beiden Männer über ihm in der Kommunikations-Abteilung absetzen«, sagte Morgenthau gelassen. »Er plant, gegen Sie vorzugehen.«
    »Dieser krumme Hund! Er wird alles vermasseln«, knurrte Eberly und kämpfte gegen die aufsteigende Furcht an. Wie vermag ich ihn aufzuhalten?, fragte er sich. Wie vermag ich ihn daran zu hindern, ohne schwach und unentschlossen zu wirken? Ich will ihre Loyalität, aber wenn ich versuche, sie zu bremsen und aufzuhalten, werden sie ohne mich weitermachen. Und was wird dann aus mir? Wenn wir den Saturn erreichen, werden sie mich zur Erde zurückschicken.
    Wieder ins Gefängnis!
    »Ich sage Ihnen, er wird Gewalt anwenden«, sagte Morgenthau dringlich.
    Eberly musste sich mit einer Willensanstrengung daran hindern, die Hände zu ringen. »Was soll ich tun? Wie soll ich ihn aufhalten?«
    Morgenthau lächelte viel sagend. »Halten Sie ihn nicht auf.«
    »Was?«
    »Lassen Sie ihn gewähren. Sorgen Sie nur dafür, dass man das, was auch immer er tut, nicht zu uns zurückzuverfolgen vermag.«
    Eberly starrte sie an und versuchte sich einen Reim auf ihre Worte zu machen.
    Morgenthau ging weiter, als ob sie auf einer Promenade entlang schlenderte. »Wir wollen, dass Vyborg die Leitung der Kommunikations-Abteilung übernimmt. Wenn er bereit ist, einen Schritt in diese Richtung zu tun, wieso sollte man ihn stoppen?«, fragte sie.
    »Was, wenn er ein Verbrechen begeht? Was, wenn er erwischt, gefasst und inhaftiert wird?«
    »Deshalb dürfen wir uns mit ihm auch nicht in Verbindung bringen lassen ‒ erst dann, wenn er Erfolg gehabt hat.«
    »Falls er aber scheitert…«
    »Falls er Erfolg hat, ist er einen Schritt näher an unserem Ziel. Falls er aber scheitert, vermögen wir guten Gewissens zu sagen, dass wir damit nichts zu tun hatten.«
    »Angenommen, er schafft es nicht«, sagte Eberly, »und er wird erwischt und belastet mich?«
    »Dann haben Sie saubere Hände und ein reines Herz«, sagte Morgenthau honigsüß. »Ich bin sicher, dass es Ihnen mit Ihrer Überredungskunst gelingen wird, Wilmot und der ganzen Bevölkerung plausibel zu machen, dass man Sie zu Unrecht beschuldigt hat. Weil es nämlich die Wahrheit ist.«
    Eberly ging schweigend weiter, und Morgenthau hielt mit ihm Schritt. Sie will, dass Vyborg losschlägt. Es würde ihr nicht einmal etwas ausmachen, wenn er einen Mord beginge.
    Wieso?, fragte er sich. Und gab sich auch gleich die Antwort: weil Vyborg dann durch sie erpressbar wäre. Und ich auch.
    Sie toleriert mich als Aushängeschild, weil ich Leute organisieren und auf unsere Seite ziehen kann. Aber sie ist die graue Eminenz. Sie hat hier die eigentliche Macht.

Interkonfessionelle Kapelle
    Angesichts von zehntausend Seelen im Habitat und nur einer kleinen Kapelle, in der man Andacht halten konnte, sollte man meinen, dass dieses Gotteshaus Tag und Nacht überfüllt wäre, sagte Ruth Morgenthau sich, als sie in der ersten Reihe niederkniete. Aber nein, es ist leer außer mir.
    Kalter Zorn erfüllte sie. Zehntausend Menschen und keiner liebt Gott genug, um hier zum Gebet niederzuknien. Nur ich. Ich bin die Einzige hier.
    Nicht ganz, sagte eine innere Stimme streng. Gott ist auch hier. Verneige dich zum Gebet. Bekenne deine Sünden und bitte deinen Schöpfer um Vergebung.
    Also betete Morgenthau.
    Sie hatte zu Gott gefunden ‒ oder vielmehr hatte Gott sie gefunden ‒, als sie eine dürre vierzehnjährige Prostituierte in den schmutzigen Gassen Nürnbergs gewesen und einem allzu frühen Tod durch Unterernährung, Krankheit und Drogenmissbrauch entgegengeeilt war. Die Heiligen Jünger hatten sie gerettet, ihren Leib geheilt und ihre Seele gereinigt.
    Doch der Hunger war geblieben. Sie wurde sich aber rechtzeitig bewusst, dass der Hunger Teufelswerk war, der heimtückische, unausweichliche Hunger, durch den sie der ewigen Verdammnis anheim fallen würde, wenn sie nicht jeden wachen Moment dem Dienst Gottes widmete. Sie betete um Erlösung, für die Kraft, dieses ständige, quälende Bedürfnis zu überwinden. Oft betete sie auch für den Tod, denn sie glaubte, nur der Tod würde ihrer Seelenqual ein Ende setzen. Sie versagte sich die Gesellschaft von Frauen und schlief allein in einer spartanischen Mönchszelle, um der Versuchung aus dem Weg zu gehen und den quälenden Hunger zu unterdrücken.
    Und dann fand sie einen Ersatz, die lässliche Sünde, die den

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