Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Planeten 05 - Saturn

Titel: Planeten 05 - Saturn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
Vom Netzwerk:
vollständiges Dossier über ihn.«
    Er weiß es nicht, sagte sie sich erneut. Es ist alles in Ordnung. Er weiß nichts davon. »Ich verstehe. Natürlich.«
    »Gut. Veranlassen Sie gleich alles.«
    Hollys Verstand begann wieder zu arbeiten. »Haben Sie Morgenthau schon Bescheid gesagt?«, fragte sie.
    Seine Brauen zogen sich etwas zusammen. »Sagen Sie ihr Bescheid.«
    Sie nickte. »Alles klar. Gut. Ich werde sie informieren. Sie will nämlich über alles informiert werden, müssen Sie wissen.«
    »Sie werden sich darum kümmern«, sagte er beinahe schroff.
    »Geht klar.«
    Nun schien er doch die Zurückhaltung in ihrer Stimme zu bemerken. »Holly, wäre es Ihnen lieber, wenn ich mit Morgenthau spreche?«
    Das Herz schlug ihr bis zum Hals. »Ach, Malcolm, ich will Sie damit doch nicht behelligen.« Innerlich war sie jedoch schier aus dem Häuschen. Ihm liegt etwas an mir! Ihm liegt wirklich etwas an mir!
    »Ich werde sie anrufen«, sagte er und lächelte sie an. »Wenn Sie dann im Büro sind, wird sie schon Bescheid wissen.«
    »Danke, Malcolm!«
    »Keine Ursache«, sagte er. Dann brach er die Verbindung ab, und der Bildschirm wurde dunkel.
    Holly blieb im Bett sitzen. Sie fühlte sich plötzlich elend, weil sie mit einem anderen Mann geschlafen hatte, und hatte schreckliche Angst, dass Malcolm es herausfinden könnte.
    Als Ruth Morgenthau an jenem Morgen im Büro erschien, saß sie Sammi Vyborg schon vor ihrem Schreibtisch sitzen und auf sie warten.
    »Ich dachte, Sie würden den Vorbeiflug am Jupiter beobachten«, sagte sie, ging um den Schreibtisch herum und sank schwer auf den gepolsterten Stuhl.
    Vyborg beugte sich nach vorn. »Durch die Heldentat dieses Stuntmans ist der Vorbeiflug vergleichsweise zu einer Bagatelle geworden. Jeder Sender bringt das Video.«
    »Ja?«, fragte Morgenthau. »Wieso sind Sie dann hier? Wenn es um den Flüchtling geht«, sagte sie hochnäsig, »darüber habe ich schon mit Eberly gesprochen. Er will, dass Holly…«
    »Es geht nicht um den Flüchtling«, sagte Vyborg kühl.
    Sie musterte ihn eingehend. Sein schmales Totenkopf-Gesicht wirkte durch den unterdrückten Zorn noch grimmiger als sonst.
    »Worum geht es dann?«
    »Eberly hat mir versprochen, mich zum Leiter der Kommunikations-Abteilung zu machen. Aber er unternimmt nichts in dieser Richtung.«
    »Solche Dinge brauchen Zeit, Sammi«, beschwichtigte Morgenthau ihn. »Das wissen Sie doch. Sie müssen Geduld haben.«
    »Er hat bisher noch keinen Finger gerührt«, insistierte Vyborg.
    »Geduld, Sammi. Geduld.«
    Seltsamerweise lächelte Vyborg. Morgenthau mutete es wie das Lächeln einer Klapperschlange an, die auf ihr Opfer zuglitt.
    »Ich habe einmal einen Zeichentrickfilm gesehen«, sagte er,
    »wo zwei Geier im Geäst eines Baums saßen. ›Nur Geduld, du Arsch, ich werde jemanden killen ‹ , sagte der eine zum andern.«
    Morgenthau spürte, wie sie bei Vyborgs rüder Diktion rote Wangen bekam. »Und wen würden Sie gern killen?«
    »Natürlich die beiden Leute, die zwischen mir und der Leitung der Kommunikationsabteilung stehen.«
    »Ich würde davon abraten…«
    »Keiner von beiden ist ein Gläubiger. Der Abteilungsleiter ist ein Jude ‒ nicht dass er die Gebote seiner Religion befolgen würde. Der andere ist ein alter Knacker von einem Mexikaner, der mehr Zeit mit Gärtnern als im Büro verbringt. Ihn loszuwerden dürfte kein Problem sein.«
    »Sie dürfen aber nichts unternehmen, ohne zuvor Eberlys Genehmigung einzuholen.«
    »Spielen Sie keine Spielchen mit mir. Wir beide wissen doch, dass Eberly nichts anderes als eine Schießbudenfigur ist. Sie sind hier die eigentliche Autorität.«
    »Unterschätzen Sie Eberly nicht. Er vermag gut mit Menschen umzugehen. Er ist ein charismatischer Charakter.
    Ich will nicht, dass Sie überstürzt handeln.«
    »Ja, ja. Aber ich glaube an den alten Spruch ›hilf dir selbst, dann hilft dir Gott‹. Ich habe das Warten satt. Es wird Zeit, zur Tat zu schreiten.«
    Morgenthau schürzte missbilligend die Lippen. Aber sie sagte nichts.
    Holly duschte, frisierte sich und kleidete sich an. Und bevor sie das Apartment verließ, rief sie noch Morgenthau an.
    »Dr. Eberly möchte, dass ich den Neuankömmling befrage«, sagte sie zur Projektion Morgenthaus. »Ich habe mich in der Medizinischen Abteilung erkundigt; die Quarantäne wird heute Morgen aufgehoben. Ich werde also gleich dorthin gehen und nicht erst ins Büro.«
    Holly formulierte den Satz wie eine Absichtserklärung ‒ weder als

Weitere Kostenlose Bücher