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Planeten 05 - Saturn

Titel: Planeten 05 - Saturn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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Frage noch als Bitte um Erlaubnis. Eberlys Name an sich war schon die Genehmigung.
    Morgenthau schien das genauso zu sehen. »Eberly hat mich vorhin schon angerufen und mir Bescheid gesagt. Ich danke Ihnen trotzdem, dass Sie mich informiert haben, Holly. Ich sehe Sie im Büro, wenn Sie vom Krankenhaus zurückkommen.«
    Raoul Tavalera saß im winzigen Solarium des Hospitals, unter einer Glaskuppel auf dem Dach des Gebäudes. Obwohl es schon Vormittag war und Licht durch die Sonnenfenster des Habitats strömte, kam Holly es so vor, als ob es ein etwas trüber Tag sei. Das Sonnenlicht wirkte schwach, als ob es durch eine dünne Wolkenschicht gefiltert würde. Wir sind fünfmal weiter von der Sonne entfernt als die Erde, sagte sie sich. Natürlich ist das Sonnenlicht schwächer.
    Tavalera war mit einem schlecht sitzenden grauen Overall bekleidet. Sein Pferdegesicht hatte einen verdrießlichen, beinahe depressiven Ausdruck. Er stand nicht vom Stuhl auf, als Holly ihm gegenübertrat und sich vorstellte. Sie trug eine maßgeschneiderte rosefarbene Bluse über einer grauen Hose ‒ Bürokleidung.
    »Ich bin von der Abteilung Human Resources«, sagte Holly, nachdem sie sich einen Stuhl herangezogen und neben Tavalera gesetzt hatte. Er traf keine Anstalten, ihr zu helfen.
    Sie rang sich ein Lächeln für ihn ab und eröffnete ihm: »Ich bin hier, um mir Ihre komplette Lebensgeschichte anzuhören.«
    Er erwiderte das Lächeln nicht. »Ist das wahr? Soll ich für ein verdammtes Jahr oder noch länger hier festsitzen?«
    »Ja, sofern niemand ein Schiff schickt, um Sie abzuholen, werden Sie uns leider auf dem ganzen Weg bis zum Saturn begleiten müssen.«
    »Wer, zum Teufel, sollte denn ein Schiff schicken, um mich abzuholen?«, murmelte er. »Ich bin nur ein popeliger Ingenieur, ein verdammter Arbeitssklave, mehr nicht.«
    Holly holte Luft. »Mr. Tavalera, ich bin zwar auch keine Heilige, aber ich würde es begrüßen, wenn Sie sich einer etwas gewählteren Ausdrucksweise befleißigten.«
    Er schaute sie von der Seite an. »Eine Gläubige?«
    »Eigentlich nicht. Ich bin keine Kirchgängerin.«
    »Die verd… äh, ich meine, es war die Neue Moralität, die mich überhaupt erst hierher geschickt hat. Ich musste einen zweijährigen Zivildienst leisten. Hatte keine andere Wahl.«
    »Ich verstehe.«
    »Wirklich? Ich hatte nur noch ein paar Wochen, und dann hätte man mich nach Hause gebracht. Und nun fliege ich zum verd… zum Saturn, um Himmels willen!«
    Holly wies auf den Panoramablick übers Dorf und die liebliche grüne Landschaft des Habitats. »Es gibt schlimmere Orte, wissen Sie. Vielleicht wird es Ihnen hier sogar gefallen.«
    »Ich habe auf der Erde Familie. Freunde. Ich wollte mein Leben wieder auf die Reihe bringen…« Seine Stimme erstarb.
    Holly sah, dass er sich beherrschen musste, um nicht auszuflippen.
    »Sie können ihnen doch Mitteilungen schicken. Und wir könnten hier eine sinnvolle Arbeit für Sie suchen. Sie werden das Leben hier genießen, wollen wir wetten?«
    Tavalera schaute sie finster an.
    »Ich weiß, dass es Ihnen wie eine schreckliche Katastrophe vorkommen muss«, sagte Holly so sachlich wie nur möglich,
    »aber Sie sind nun einmal hier und sollten versuchen, das Beste daraus zu machen.«
    »Sie haben leicht reden«, sagte Tavalera.
    »Wir werden Ihnen auf jede nur erdenkliche Art helfen, solange Sie hier sind.«
    »Wir?«

    »Die Leute hier im Habitat. Die Human-Resources-Abteilung.«
    »Schließt das auch Sie mit ein?«
    »Ja, ich gehöre auch zur Abteilung Human Resources«, erwiderte Holly mit einem Nicken.
    Tavaleras Miene schien sich etwas aufzuhellen. Aber nur ein bisschen.
    Eberly schritt gemächlich den Pfad entlang, der am Seeufer verlief. Morgenthau war an seiner Seite.
    »Es ist gut, einmal im Freien zu sein«, sagte er. »Ohne neugierige Blicke und gespitzte Ohren.«
    »Man spioniert Ihnen nach?«, fragte Morgenthau. Sie wusste, dass es ein Leichtes war, moleküldünne Mikrofone an Wände und Decken zu sprühen. Und tropfengroße Kameras konnte man fast überall installieren.
    »Wahrscheinlich nicht. Wilmot vermag sich in seiner Naivität nicht einmal vorzustellen, was wir tun. Aber es ist das Beste, sich gegen alle Eventualitäten zu wappnen, meinen Sie nicht auch?«
    »Wir haben ein Problem mit Vyborg«, sagte sie, als ob sie eine Ankündigung machte.
    »Er ist ungeduldig, ich weiß.«
    »Er ist mehr als nur ungeduldig«, sagte Morgenthau. »Er plant eine Gewalttat.«
    »Gewalttat?«

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