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Planeten-Flieger

Planeten-Flieger

Titel: Planeten-Flieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikolaus Reitter
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Karl ist doch der feinste Mann, den wir kennen. Wir haben gar nicht gedacht, daß ein Erwachsener so'ne Edeltype sein kann."

In ewiger Finsternis

    Der Flug vom Mars zur Venus dauerte neun Tage. Die Expeditionsteilnehmer hatten sich nun schon so sehr an das Leben im Schiffe gewöhnt, daß diese Zeit ihnen ganz alltäglich vorkam.
    „Ich könnte überhaupt immer so leben", sagte Otto zu Ingenieur Beck.
    „Ich für meinen Teil möchte aber auch wieder im grünen Walde Spazierengehen", meinte Onkel Karl. „Auf die Dauer wären mir die Sterne zu viel oder zu wenig, mein Sohn. Wir Menschen gehören schließlich doch auf unsere Erde."
    „Na ja, da sind ja auch die Eltern und die Freunde", gab Otto zu. „Und es ist wirklich sehr hübsch auf der Erde. Aber so'ne Entdeckungsfahrt ist doch das Schönste. Wenn ich denke, daß wir auf dem Mars beinahe aufgefressen worden wären, Junge Junge, das war doch großartig!" -
    Rudi befand sich unterdessen im Steuerraum in der Spitze des Flugschiffes, wo Meisenheim Dienst hatte. Der Astronom duldete den ruhigen Jungen, der niemals etwas Dummes anstellte, gern um sich und erlaubte ihm von Zeit zu Zeit durch das große Teleskop zu blicken, mit dessen Hilfe das Schiff auf den fernen Stern hingesteuert wurde.
    „Wie eine Mondsichel sieht die Venus durch das Glas aus", meinte Rudi. „Hast ganz recht", bestätigte der Astronom. „Die Planeten leuchten ebenso wie der Mond nicht selbst, sondern strahlen nur das Sonnenlicht zurück. Wir sehen von dieser beschienenen Tagseite der Venus jetzt nur einen Teil; das ist die Sichel, von der du sprichst. Der andere Teil der uns zugewandten Kugelhälfte liegt im Schatten."
    Nach diesen Worten nahm Meisenheim seinen Platz am Fernrohr wieder ein. Rudi betrachtete schweigend die Instrumente und Uhren, die den Flug, die Geschwindigkeit, die Temperatur des Schiffes, die Stärke der Explosionen, den Verbrauch an Luft, und Lichtstrom und anderes mehr anzeigten. Er durfte den Astronomen nicht stören, während dieser mit der Steuerung des Schiffes beschäftigt war. Darum überlegte er sich genau, welche Fragen er an ihn stellen wollte, wenn er abgelöst wurde.
    Plötzlich hörte er den Mann einen lauten Schrei ausstoßen. Darauf folgten die gemurmelten Worte: „Donnerwetter! Schwein gehabt."
    Der Proviantmeister und der Monteur, die in der Kammer unter dem Steuerraum gearbeitet und den Schrei gehört hatten, stürzten herbei.
    „Es sah aus, als müßten wir mit einem Meteoriten zusammenstoßen", erzählte Meisenheim, ohne seine Aufmerksamkeit von der Steuerung des Flugschiffes abzuwenden. „Ich sage euch: es sah hier im Teleskop phantastisch aus, wie das Ding, wahrscheinlich hunderte von Zentnern schwer, Nickeleisen, in der Sonne gleißend, mit vielleicht fünfzig Sekundenkilometern aus dem Nichts heraus auf uns zugeschossen kam. Es ist an uns vorbeigegangen, sicherlich in einer Entfernung von ein paar Kilometern. Es müßte auch schon ein ganz sonderbarer Zufall sein, daß in diesen riesigen Weiten zwei so kleine Körper wie unser Schiff und ein Meteorit sich träfen. Aber einen Schrecken hätte an meiner Stelle jeder andere auch bekommen."
    Dieses Vorkommnis war das einzige Aufregende in den neun Reisetagen. Die Umwendung des Schiffes gegen die Flugrichtung am fünften Tage vollzog sich ganz ebenso wie auf dem Wege von der Erde zum Mars. Wie der Mars von der Ebene, die dem Auge nur die Himmelshälfte freigab, zum Stern zusammengeschrumpft war, so wuchs die Venus von Sternengröße zum mächtigen Riesen auf. Voll Spannung blickten die Expeditionsleute aus den unteren Fenstern des Flugschiffes hinab auf die grellweise, blendende Wolkenmasse, die sich langsam verschob, hier sich auftürmte, dort brodelnd versank, nirgends aber eine Lücke öffnete, durch die man den Boden hätte erblicken können.
    Vergebens kreuzte das Schiff hin und her, um irgendein Wolkenloch zu finden. Wolken, Wolken, nur Wolken.
    Langsam senkte das Schiff sich tiefer, bis dicht über die wallenden Dämpfe hinab. Die Expeditionsleute, mit Schneebrillen ausgerüstet, starrten hinunter auf die unheimlichen dichten Schwaden. Blitze zuckten. Krachende Donnerschläge hallten aus der Tiefe zu ihnen herauf und übertönten laut die Explosionen des Schiffes. Jäh flutete es weiß von unten gegen das Schiff heran. Ein Wolkenturm 'wuchs gerade unter ihm herauf. Die Dämpfe erreichten das Flugschiff und hüllten es ein. Einen Augenblick herrschte eine fürchterliche Helle an den Fenstern,

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