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Planeten-Flieger

Planeten-Flieger

Titel: Planeten-Flieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikolaus Reitter
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während die höchste, von der Sonne durchstrahlte Dampf schicht das Schiff verschlang. Dann wurde es grauer und dunkler, bis die dichten Schwaden es mit pechschwarzer Finsternis umgaben. Betäubend krachten die Donnerschläge. Ab und zu zerriß ein greller Blit$ das Dunkel. Und wild wurde das Schiff von brüllenden Winden umhergeworfen. Es konnte nur noch mit Apparaten gesteuert werden; denn kein Zielpunkt, kein Stern und kein Horizont waren zu sehen. Der Leiter selbst hatte die Führung übernommen. „Hol mich dieser und jener", brummte er. „Jetzt sitzen wir schon so tief in der Tinte; da könnten wir doch noch ein bißchen tiefer gehen und die Venus ein wenig näher in Augenschein nehmen." Huiiiii, gellte der Pfiff.
    „An die Plätze! Scheinwerfer!" Vergebens suchten die hellen Lichtkegel und die spähenden Augen die dichten Dämpfe zu durchdringen. Nur wenige Meter weit stießen die starken Lichter in den Nebel hinein. Langsam sank das blinde Schiff. Sank und sank. Plötzlich verschwand der weiße Schwaden vor den Scheinwerfern. Scharf und lang zeichneten ihre Lichtbahnen sich in eine pechschwarze Nacht hinaus. Die Wolkenschicht war durchstoßen.
    In der Tiefe lag der Venusboden. Niemals war ein Sonnenstrahl auf ihn gefallen. Ewige Finsternis herrschte hier unter den Wolken, die alles Licht verschlangen oder zurückstrahlten. Hier hatte die Schöpfung noch nicht gesprochen: Es werde Licht!

Im Moraste der Venus versunken

    Immer tiefer senkte das Flugschiff sich der Oberfläche der Venus entgegen. Jetzt könnten die Sternfahrer im weißen Lichte der Scheinwerfer die Beschaffenheit des Bodens genau erkennen, Schlamm, brauner Morast und Wasserlachen überall.
    Droben in dem undurchdringlichen Gewölk tobten die Gewitter. Aber nur ganz selten erhellte ein Blitz die tiefe Nacht der sumpfigen Einöde. Denn die elektrischen Spannungen entluden sich stets von Wolke zu Wolke, niemals zum Boden hinab; und nur die Blitze in den alleruntersten Schwadenschichten hellten die Stockfinsternis drunten flüchtig auf. Wütende Winde rüttelten das Schiff, so daß der Leiter Mühe hatte, es in aufrechter Stellung zu halten, und trieben es mit Sturmeseile über die Sümpfe dahin, die allenthalben gleich flach und öde waren. Die Treibhauswärme, die draußen herrschte, teilte sich dem Flugschiff mit und machte den Aufenthalt darinnen zur Qual.
    An ein Öffnen der Torklappe war nicht zu denken. Denn niemand wußte, aus welchen Gasen die Atmosphäre der Venus sich zusammensetzte. Auf dem Mars hatte man schon seit langer Zeit von der Erde aus mit großer Wahrscheinlichkeit das Vorhandensein von Luft festgestellt. Hier auf der Venus war alles unerforscht. Die Proben, die von den Apparaten des Schiffes jettt aus den verschiedenen Schichten des Gewölks und aus der Atmosphäre unterhalb der Wolken gewonnen wurden, sollten die erste Kunde davon zur Erde bringen. Der Leiter hatte gerade den Entschluß gefaßt, das Schiff wieder emporsteigen zu lassen und durch die Wolken ins Licht der Sohne zurückzukehren, da wurde das Flugschiff von einem Orkanwirbel erfaßt, hoch emporgeschleudert und dann mit gewaltiger Wucht hinab in die Tiefe gerissen. Nur mit größter Geschicklichkeit und mit Hilfe der vollen Kraft der Explosionen vermochte der Kapitän am Steuer zu verhüten, daß das Fahrzeug an der Oberfläche des Sumpfes zerschellte. Dennoch konnte er nicht verhindern, daß es den Boden berührte. Infolge des harten Stoßes selten die Explosionen aus. Der zähe Sumpf hielt den Schiffsboden fest, während der tobende Sturm das Flugschiff heftig' schwanken machte. Sogleich kamen aus allen Räumen die Meldungen zum Steuerraum. „Zentrale alles dicht, alles wohl." - „Halle alles dicht, alles wohl, Käpt'n." - „Proviantkammern und Stall alles dient, alles wohl."
    Dann klingelte die Maschinenzentrale noch einmal an und meldete einen Bruch an den Explosionsrohren.
    „Kreuzteufel", fluchte der Leiter, „ist es schlimm? Können wir tro^dem aufsteigen?" „Ausgeschlossen, Käpt'n." „Können Sie den Schaden beheben?" „Wollen sehen."
    „Wie lange werden sie dazu brauchen?" „Mindestens zwölf Stunden." „Aber Menschenskind, bis dahin sind wir ja im Morast versunken." „Kann ich nicht ändern, Käpt'n." „Los, los! Tut, was ihr könnt! Ich komme sofort 'runter und sehe mir die Schweinerei an." Bei der Enge des Raumes konnten immer nur zwei Mann an der Ausbesserung der beschädigten Rohre arbeiten. Die anderen waren zu bedrückender

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