Planetenkrieg - Das letzte Tor
New Hampshire«, sagte Duvall. » Ich komme aus Südkalifornien.«
»Ist das ein ernsthafter Einspruch?«, fragte Tyler.
»Coxswain, 1MC«, sagte Duvall.
»Coxswain«, antwortete Parker über Interkom.
»Hauptangriffstore absenken.«
»Hauptangriffstore absenken, aye, Ma’am.«
»Engineer Trainee«, sagte Parker. »Hauptangriffstore absenken.«
»Mein Vater ist da drinnen, wissen Sie«, entgegnete Velasquez nervös.
»Die korrekte Antwort lautet: ›Hauptangriffstore absenken, aye, EM‹«, sagte Parker. »Das war ein Befehl, kein Vorschlag.«
»Hauptangriffstore absenken, aye«, wiederholte Velasquez. »So …«
»Heilige Mutter Gottes«, staunte Dr. Werden, als ihn der Windstoß traf.
Die Franklin-Gasmine war ein fünftausend Kilometer langer Weltraumaufzug, von den tiefen Extraktionsrohren bis zum orbitalen »Oberdeck«. Von ihren Plätzen aus konnten die Delegierten nur das untere Separatordeck sehen. Das war groß genug. Das Deck befand sich auf einer zwei Kilometer durchmessenden Stahlplatte und enthielt sämtliches Gerät, das gebraucht wurde, um Helium-3 aus den Dutzenden anderer Gase in der Atmosphäre des Gasriesen zu separieren. In erster Linie sahen sie reihenweise Schlote von den Ausmaßen eines kleinen Wolkenkratzers. Von ihrem Standort aus wirkte das Ganze wie eine in den Wolken hängende Stadt.
Sehr windigen Wolken übrigens. Im Inneren des Shuttles fühlte es sich an, als wäre ein Hurrikan aufgezogen. Von ihrer Position aus war die Landeplattform deutlich zu sehen, und man konnte auch erkennen, dass sich dort eine große Zahl Menschen versammelt hatte, die die VIPs erwartete.
Im Augenblick half dieses Empfangskomitee in erster Linie, die gewaltigen Ausmaße der Anlage richtig einzuordnen. Die Menschen sahen wirklich wie Ameisen aus.
»Jedes Mal, wenn ich glaube, dass es in dieser Welt keine neuen Wunder mehr gibt …«, schrie Dr. Barreiro. »Sie hatten recht. So etwas muss man mit den eigenen Augen sehen.«
»Und was die Temperatur betrifft, hatten Sie ebenfalls recht«, fügte Dr. Palencia hinzu. Er hatte die Arme vor der Brust verschränkt und fröstelte.
»Auf der Station haben die dafür Schutzkleidung«, rief Tyler. »Admiral, wir sollten jetzt landen.«
»Coxswain, bringen Sie uns rein!«
»Nicht mit offener Rampe«, murmelte Parker. Sie hatte Probleme genug, das Boot in dem heftigen Wind und mit den aerodynamischen Auswirkungen der offenen Rampe gerade zu halten. »Ziehe Rampe zur Landung ein, Admiral!«
»Roger. Und das Gebläse einschalten!«
»Willkommen auf der Franklin-Gasmine!«, schrie Blair Fleming und warf Tyler einen schweren Mantel über die Schultern. Der Manager der Mine war nicht viel größer als sein Chef. Er hatte einen glatt rasierten Schädel und trug dieselbe Kombination aus Bart und Schnurrbart wie Tyler; ein wenig wirkten die beiden wie Vater und Sohn.
Das Empfangskomitee hatte Dutzende ähnlicher Mäntel bereit gehalten, und bald waren die Neuankömmlinge gegen die Kälte geschützt. Großteils musste man sie mit Gewalt in die Mäntel zwängen, weil sie vor Staunen fast erstarrt dastanden und die Augen weit aufrissen.
Die Mine war von hoch aufgetürmten, wallenden Wolken in allen Farben des Regenbogens umgeben. Dieser Effekt rührte von einer Kombination elektrischer Effekte her – der Planet hatte ein sehr aktives elektromagnetisches Feld, einen hohen Anteil von Edelgasen in der Atmosphäre und fotosynthetische und lithotropische Bakterien, die dafür sorgten, dass die Atmosphäre atembar war. In den Wolken selbst zuckten aufgestaute Blitze, die sich von Zeit zu Zeit an den Stützkabeln der Mine entluden.
Die Stützkabel türmten sich nach oben und verschwanden schnell in den Wolken. Die buchstäblich aus Millionen Fasern von Karbon-Nanorohren bestehenden vier primären Stützkabel spalteten sich in Sichtweite auf und führten zur Station hinunter, wo sie an vierundsechzig einzelnen Punkten verankert waren. Die »finalen Verbindungskabel« waren jeweils mehr als drei Meter dick und endeten nicht in der unteren Plattform, sondern reichten weiter in die Atmosphäre des Planeten hinab.
»Ich glaube nicht, dass die zuhören«, schrie Tyler grinsend nach hinten.
»Wo sind die Aufzüge?«, fragte Dr. Barreiro.
»Die sind augenblicklich nicht zu sehen, Sir«, erklärte Fleming. »Sie sind beide unterwegs. Zur oberen Plattform sind es viertausend Kilometer. Sie sind selten zu sehen. Bei allem Respekt, meine Herren, wir haben hier schon eine ganze
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