Planetenwanderer: Roman (German Edition)
gedenken, Madam. Doch bevor wir diesen Plan umsetzen, finde ich, dass wir eine andere Möglichkeit in Betracht ziehen sollten.«
»Und welche wäre das?«, fragte Nevis.
Tuf fuhr in seinem Kommandosessel herum und blickte im Zwielicht des abgedunkelten Kontrollraums einen nach dem anderen an. »Wir müssen darauf hoffen, dass Jefri Löws Kristallchips wirklich den korrekten Annäherungskode enthalten, sodass wir an die Arche andocken können, ohne das Ziel irgendwelcher uralten Waffen zu werden.«
»Der Chip!«, sagte Löw. Man konnte ihn kaum erkennen. In der Dunkelheit hatte seine Chamäleonjacke einen tiefschwarzen Farbton angenommen. »Ich gehe ihn holen!« Er eilte zu den Wohnquartieren.
Pilzchen tappte leise durch den Raum und sprang auf Tufs Schoß. Tuf legte eine Hand auf ihn, und der große Kater begann laut zu schnurren. Es war ein irgendwie beruhigendes Geräusch. Vielleicht würde sich alles doch noch zum Guten wenden.
Aber Jefri Löw war schon zu lange weg.
Als sie ihn schließlich zurückkommen hörten, waren seine Schritte bleiern, niedergeschlagen.
»Nun?«, fragte Nevis, »Wo ist er?«
»Weg«, sagte Löw. »Ich habe überall nachgeschaut. Er ist weg. Ich könnte schwören, dass ich ihn bei mir hatte. Meine Aufzeichnungen – Kaj, wirklich, ich wollte sie mitbringen. Ich konnte natürlich nicht alles mitnehmen, aber ich habe die meisten der wichtigen Aufzeichnungen kopiert, die Sachen, von denen ich dachte, dass sie wichtig werden könnten – Material über den Krieg, über das ÖIK , einiges Geschichtliches über diesen Sektor. Meine graue Tasche, Sie wissen schon. Da war mein kleiner Computer drin und mehr als dreißig Kristallchips. Ich habe mir letzte Nacht noch mal einige angeschaut, erinnern Sie sich, im Bett? Ich habe das Material über das Saatgutschiff durchgesehen, das bisschen, das wir wissen, und Sie haben mir noch gesagt, dass Sie deswegen nicht schlafen können. Ich hatte einen Chip voller alter Kodes, ich weiß es ganz genau, und ich dachte wirklich, ich hätte ihn mitgebracht. Aber er ist nicht da.« Er kam näher. Sie sahen, dass er einen Handcomputer bei sich trug, den er ihnen fast wie eine Offerte entgegenstreckte. »Ich bin die Box viermal durchgegangen und habe alle Chips durchsucht, die ich in meinem Bett, auf dem Tisch oder sonst wo hatte. Er ist nicht da. Es tut mir leid. Es sei denn, einer von Ihnen hat ihn?« Jefri Löw schaute sich im Raum um. Niemand sagte etwas. »Ich muss die Kodes wohl auf ShanDellor zurückgelassen haben«, sagte er. »Wir waren so in Eile, dass ich …«
»Sie seniler alter Narr«, sagte Kaj Nevis. »Ich sollte Sie auf der Stelle töten und etwas Sauerstoff für uns sparen.«
»Wir sind tot«, jammerte Celise Waan, »wir sind tot, tot, tot.«
»Madam«, sagte Haviland Tuf und streichelte Pilzchen, »Sie sind wieder einmal vorschnell. Sie sind jetzt weniger tot als noch vor ein paar Minuten.«
Nevis schaute ihn an. »Aha? Sie haben eine Idee, Tuf?«
»In der Tat«, sagte Tuf.
»Und zwar?«, wollte Nevis wissen.
»Die Arche ist unsere einzige Rettung«, sagte Tuf. »Wir müssen an Bord gehen. Ohne Jefri Löws Kodekristall können wir die Füllhorn der Exzellenten Güter und Niedrigen Preise nicht nahe genug heranbringen, um anzudocken, ohne dass man wieder auf uns schießt. So weit, so gut. Allerdings ist mir ein interessanter Gedanke gekommen.« Er hob einen Finger. »Vielleicht zeigt die Arche einem kleineren Ziel gegenüber weniger Feindseligkeit – einem Menschen in einem Druckanzug, sagen wir, angetrieben von Luftstrahlen.«
Kaj Nevis schaute nachdenklich drein. »Und wenn dieser Mensch die Arche erreicht, was dann? Sollte er vielleicht am Rumpf anklopfen?«
»Unpraktikabel«, gab Tuf zu, »aber ich glaube, ich habe eine Methode, auch dieses Problem zu lösen.«
Sie warteten. Tuf streichelte Pilzchen. »Fahren Sie fort«, sagte Kaj Nevis ungeduldig.
Tuf blinzelte. »Fortfahren? In der Tat. Ich fürchte, ich muss Sie um Nachsicht bitten. Meine Gedanken sind abgelenkt. Mein armes Schiff hat bedauerliche Schäden erlitten. Mein armseliges Dasein liegt in Trümmern, und wer wird mir die notwendigen Reparaturen bezahlen? Wird Kaj Nevis, der schon bald großen Reichtum genießen wird, mich mit Großzügigkeit überschütten? Ich fürchte nicht. Werden Jefri Löw und Anittas mir ein neues Schiff kaufen? Unwahrscheinlich. Wird die verehrte Celise Waan mir einen Bonus gewähren, der über meinen vereinbarten Lohn hinausgeht, um meinen
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