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Planetenwanderer: Roman (German Edition)

Planetenwanderer: Roman (German Edition)

Titel: Planetenwanderer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
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hoffnungslos stolz auf die tief blauschwarze Färbung ihrer Haut und schluckte lieber jeden Morgen Unmengen von Pillen gegen Krebs, statt die langsame, plumpe Sicherheit zu wählen. Draußen in der strahlenden, harten Schwärze zwischen den Fäden des Netzes war sie Herrin der Lage. An den Hand- und Fußgelenken trug sie Antriebsdüsen, und niemand konnte besser damit umgehen als sie. Sie huschte ungehindert von Fliege zu Fliege, überprüfte dort etwas, besuchte hier jemanden, nahm an allen möglichen Sitzungen teil, überwachte die Arbeiten, begrüßte bedeutende Fliegen, stellte Personal ein und entließ es wieder – löste alle nur möglichen Probleme.
    Oben in ihrem Netz war Hafenmeisterin Tolly Mune, Ma Spider, die Stählerne Witwe, all das, was sie immer hatte sein wollen, jeder Aufgabe gewachsen und mehr als zufrieden mit den Karten, die sie gezogen hatte.
    Dann kam ein Nachtzyklus, in dem sie durch ihren stellvertretenden Hafenmeister aus festem Schlaf gerissen wurde. »Hoffentlich ist es verdammt wichtig«, sagte sie, als sie ihn über ihren Videoschirm anstarrte.
    »Sie sollten lieber die Überwachung einschalten«, sagte er.
    »Warum?«
    »Eine Fliege ist im Anflug«, sagte er. »Eine große Fliege.«
    Tolly Mune machte ein mürrisches Gesicht. »Sie würden es nicht wagen, mich grundlos aufzuwecken. Lassen Sie hören.«
    »Eine wirklich große Fliege«, betonte er. »Das sollten Sie sich ansehen. Es ist die größte verdammte Fliege, die mir je untergekommen ist. Ohne Witz, das Ding ist dreißig Ka-Emm lang.«
    »Zur Hölle«, sagte sie im letzten unkomplizierten Augenblick ihres Lebens – bevor sie Bekanntschaft mit Haviland Tuf machte.
    Sie schluckte eine Handvoll strahlend blauer Antikarzinogene, spülte sie mit einem kräftigen Zug aus einer Bierblase hinunter und studierte die holografische Erscheinung, die vor ihr schwebte. »Ein großes Schiff haben Sie da«, sagte sie beiläufig. »Was zur Hölle ist das?«
    »Die Arche ist ein Saatschiff für die biologische Kriegsführung des Ökologischen Ingenieurskorps«, antwortete Haviland Tuf.
    »Das ÖIK ?«, fragte sie. »Was Sie nicht sagen.«
    »Muss ich mich wiederholen, Hafenmeisterin Mune?«
    »Meinen Sie jetzt das Ökologische Ingenieurskorps des ehemaligen Föderalen Imperiums?«, fragte sie. »Das auf Prometheus stationiert war? Die Spezialisten für Klonen, biologische Kriegsführung – die alle möglichen Umweltkatastrophen maßgeschneidert haben?« Während sie sprach, behielt sie Tufs Gesicht im Auge. Er dominierte den größten Teil ihres kleinen, engen, unordentlichen und nur selten besuchten Büros im Spinnennest. Seine holografische Projektion stand wie ein riesiger weißer Geist inmitten des schwerelosen Durcheinanders. Von Zeit zu Zeit schwebte ein zerknülltes Stück Papier durch ihn hindurch.
    Tuf war groß. Tolly Mune hatte Fliegen getroffen, die sich in den Holografien gern vergrößerten, sodass sie eindrucksvoller wirkten, als sie eigentlich waren. Vielleicht machte dieser Haviland Tuf das auch. Obwohl sie das irgendwie nicht glaubte – zu dieser Sorte schien er nicht zu gehören. Und das bedeutete, dass er wirklich ungefähr zweieinhalb Meter groß war, einen guten halben Meter größer als der größte Vertreter aller Spinnchen, den sie je getroffen hatte. Und der war genau so ein Freak wie Tolly selbst gewesen. S’uthlamesen waren kleine Menschen – das lag an der Ernährung und den Genen.
    Tufs Gesicht gab absolut nichts preis. Ruhig legte er seine langen Finger auf den gewölbten Bauch. »Eben dieses«, entgegnete er. »Ihr historisches Wissen ist bemerkenswert.«
    »Ich danke Ihnen«, sagte sie liebenswürdig. »Korrigieren Sie mich, wenn ich mich irre, aber Geschichtswissen hin oder her – ich glaube mich erinnern zu können, dass das Föderale Imperium vor … etwa tausend Jahren zusammengebrochen ist. Und dass damit auch das ÖIK verschwand – aufgelöst, zurückberufen nach Prometheus oder zur Alten Erde, im Kampf zerstört, aus dem von Menschen besiedelten Raum geflohen, was auch immer. Natürlich, die Prometheaner verfügen immer noch über einen Haufen alter Biotechnologie, heißt es. Hier draußen kommen nicht viele Prometheaner vorbei, also kann ich das nicht mit Bestimmtheit sagen. Aber sie reagieren ein bisschen misstrauisch, wenn es darum geht, ihr Wissen in irgendeiner Form weiterzugeben, habe ich gehört. Also, lassen Sie mich mal sehen, ob ich das jetzt richtig verstanden habe. Sie haben ein voll

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