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Planetenwanderer: Roman (German Edition)

Planetenwanderer: Roman (German Edition)

Titel: Planetenwanderer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
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hatte Tolly Mune ihn noch nie gesehen. »Sie sind sich also sicher, dass Ihre Daten stimmen?«, fragte er. »Ihre Leute haben keine Fehler gemacht? Diese Sache ist zu wichtig, um Fehler zu machen, das muss ich Ihnen wohl nicht ausdrücklich sagen. Das ist wirklich ein ÖIK -Saatschiff?«
    »Verdammt richtig«, sagte Tolly Mune. »Es ist beschädigt und in schlechtem Zustand, ja, aber das verflixte Ding ist immer noch mehr oder weniger funktionsfähig, und die Zellbibliothek ist intakt. Wir haben das überprüft.«
    Rael fuhr sich mit langen, gespreizten Fingern durch das dünner werdende weiße Haar. »Ich sollte mich wohl freuen. Wenn das hier vorbei ist, werde ich für die Nachrichten so tun müssen, als würde ich mich freuen. Aber im Moment muss ich unablässig an die Gefahren denken. Wir haben eine Ratssitzung abgehalten. Unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Wir dürfen nicht riskieren, dass zu viel durchsickert, bevor die Angelegenheit geregelt ist. Der Rat war sich im Großen und Ganzen einig – Technokraten, Expansionisten, Nuller, die Kirchenpartei, die Randgruppenfraktionen.« Er lachte. »Während meiner ganzen Dienstjahre habe ich noch nie eine solche Einmütigkeit erlebt. Hafenmeisterin Mune, wir müssen dieses Schiff haben.«
    Tolly Mune hatte gewusst, dass das kommen würde. Sie wäre nicht so lange Hafenmeisterin geblieben, wenn sie die politischen Rangeleien dort unten nicht durchschaut hätte. S’uthlam steckte, seit sie denken konnte, in endlosen Krisen. »Ich werde versuchen, es für Sie zu kaufen«, sagte sie. »Dieser Haviland Tuf hat sich ursprünglich als unabhängiger Händler durchgeschlagen, bevor er über die Arche gestolpert ist. Meine Leute haben sein altes Schiff auf dem Landedeck gefunden, und es ist in schrecklichem Zustand. Händler sind gierige Missgeburten, ausnahmslos. Das sollten wir ausnutzen können.«
    »Bieten Sie ihm an, was immer notwendig ist«, sagte Josen Rael. »Haben Sie verstanden, Hafenmeisterin? Sie verfügen über ein unbegrenztes Budget.«
    »Verstanden«, sagte Tolly Mune. Aber es gab noch eine andere offene Frage. »Und wenn er nicht verkaufen will?«
    Josen Rael zögerte. »Schwierig«, murmelte er. »Der Mann muss verkaufen. Eine Weigerung wäre tragisch. Nicht für ihn, aber vielleicht für uns.«
    »Was ist, wenn er nicht verkaufen will?«, wiederholte Tolly Mune. »Ich muss die Alternativen kennen.«
    »Wir müssen das Schiff haben«, sagte Rael. »Wenn sich dieser Tuf als unvernünftig erweist, lässt er uns keine andere Wahl. Der Hohe Rat wird sein Enteignungsrecht wahrnehmen und das Schiff konfiszieren. Der Mann erhält natürlich eine Entschädigung.«
    »Verdammt. Sie reden davon, das Schiff mit Gewalt zu übernehmen.«
    »Nein«, sagte Josen Rael. »Alles würde sich im Rahmen der Gesetze abspielen – das habe ich überprüft. Im Notfall muss das Recht auf Privateigentum hinter dem Wohl der Mehrheit zurücktreten.«
    »Ach, verdammt und zugenäht, das ist eine scheinheilige Begründung, Josen«, sagte Tolly Mune. »Als Sie hier oben waren, hatten Sie mehr gesunden Menschenverstand. Was haben die da unten mit Ihnen angestellt?«
    Er schnitt eine Grimasse, und für einen kurzen Augenblick sah er ein bisschen aus wie jener junge Mann, der ein Jahr lang an ihrer Seite gearbeitet hatte, als sie stellvertretende Hafenmeisterin war und er dritter Assistenzadministrator für interstellaren Handel. Dann schüttelte er den Kopf, und der alte, müde Politiker war wieder da. »Ich fühle mich nicht gut bei der Sache, Ma«, sagte er. »Aber welche Wahl haben wir? Ich habe Hochrechnungen gesehen. Massenhungersnöte in den nächsten siebenundzwanzig Jahren, wenn sich nicht etwas grundlegend ändert, und ich sehe keine Änderung. Bevor es dazu kommt, werden die Expansionisten die Macht zurückgewinnen, und dann herrscht hier vielleicht wieder Krieg. Wie auch immer, Millionen werden sterben – Milliarden vielleicht. Was sind dagegen die Rechte dieses einen Mannes?«
    »Da widerspreche ich Ihnen nicht, Josen, doch es gibt andere, die es tun würden, das wissen Sie. Aber keine Sorge. Sie möchten praktisch sein – ich werde Ihnen ein paar gottverdammt praktische Dinge zum Nachdenken geben. Selbst wenn wir dieses Schiff von Tuf legal kaufen , werden uns die Vandeeni und Skyrmir und der Rest der Alliierten die Hölle heißmachen, auch wenn ich bezweifle, dass sie irgendwas unternehmen werden. Wenn wir uns das Schiff jedoch gewaltsam unter den Nagel reißen, ist das

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