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Planetenwanderer: Roman (German Edition)

Planetenwanderer: Roman (German Edition)

Titel: Planetenwanderer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
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etwas ganz anderes. Man könnte es eventuell als Piraterie bezeichnen. Man könnte die Arche zum Kriegsschiff erklären – was sie ja nebenbei bemerkt auch war, und ein verflixter Weltenzerstörer dazu – und sagen, wir würden den Vertrag verletzen, und dann wären sie wieder hinter uns her.«
    »Ich werde persönlich mit ihren Gesandten sprechen«, sagte Josen Rael müde. »Ich werde ihnen versichern, dass das Kolonisationsprogramm nicht wieder aufgenommen wird, solange die Technokraten an der Macht sind.«
    »Und die werden Ihnen das abnehmen? Das glauben Sie doch selbst nicht. Können Sie ihnen zusichern, dass die Technokraten niemals die Macht verlieren werden? Wie wollen Sie das anstellen? Gedenken Sie, die Arche zu benutzen, um eine wohltätige Diktatur aufrechtzuerhalten?«
    Der Ratsherr presste fest die Lippen zusammen, und ein Anflug von Rot kroch seinen langen, dunklen Hals hinauf. »Sie sollten mich besser kennen. Zugegeben, es ist nicht ungefährlich. Das Schiff ist tatsächlich ein außerordentliches Machtmittel. Lassen Sie uns das nicht vergessen. Wenn die Alliierten gegen uns mobilmachen, werden wir die Trumpfkarte in der Hand halten.«
    »Unsinn«, sagte Tolly Mune. »Es muss repariert werden, und wir müssen es erst einmal beherrschen lernen. Die verwendete Technologie ist seit Jahrtausenden verloren. Wir müssten sie monatelang studieren, vielleicht jahrelang, bevor wir dieses gottverdammte Ding wirklich einsetzen könnten. Allerdings werden wir diese Chance nie erhalten. Die Armada der Vandeeni wäre innerhalb weniger Wochen hier, um uns das Schiff abzunehmen, und die anderen würden nicht viel länger auf sich warten lassen.«
    »Nichts davon muss Sie bekümmern, Hafenmeisterin«, sagte Josen Rael kühl. »Der Hohe Rat hat das Thema in aller Ausführlichkeit diskutiert.«
    »Versuchen Sie nicht, mich herumzukommandieren, Josen. Erinnern Sie sich an die Zeit, als Sie Narcoblaster genommen haben und völlig breit waren? Sie wollten nach draußen gehen und herausfinden, wie schnell Urin im Weltraum kristallisiert. Ich war diejenige, die Ihnen ausgeredet hat, sich den Pimmel abzufrieren, geschätzter Erster Ratsherr. Putzen Sie sich die verflixten Ohren, und hören Sie mir zu. Vielleicht ist ein Krieg nicht meine Angelegenheit, aber der Handel ist es. Der Hafen ist unsere Lebensader. Wir importieren im Augenblick dreißig Prozent unserer Rohkalorien …«
    »Vierunddreißig Prozent«, korrigierte Rael.
    »Vierunddreißig Prozent«, stimmte Tolly Mune zu. »Und diese Zahl steigt immer weiter, das wissen wir beide nur zu gut. Für diese Nahrungsmittel bezahlen wir mit unserem technologischen Können – sowohl mit Fertiggütern als auch mit den Gewinnen, die der Hafen abwirft. Wir versorgen, reparieren und bauen mehr Raumschiffe als jeder andere Planet in diesem Sektor, und wissen Sie auch, warum? Weil ich mir meinen verflixten Arsch aufgerissen habe, um dafür zu sorgen, dass wir die Besten sind. Tuf selbst hat das gesagt. Er ist wegen der Reparaturen hierhergekommen, weil wir einen Ruf haben – den Ruf, moralisch, ehrlich und fair zu sein und gute Arbeit zu leisten. Was geschieht mit diesem Ruf, wenn wir sein verflixtes Schiff konfiszieren? Wie viele andere Händler werden ihre Schiffe zur Reparatur hierherbringen, wenn wir uns einfach nehmen, was wir brauchen? Was wird aus meinem gottverdammten Hafen? «
    »Es würde sicherlich eine nachteilige Wirkung haben«, gab Josen Rael zu.
    Tolly Mune bedachte ihn mit einem lauten, ordinären Geräusch. »Unsere Wirtschaft wäre am Ende«, sagte sie unverblümt.
    Rael schwitzte jetzt heftig. Die Feuchtigkeit rann seine breite, runde Stirn herab. Er tupfte den Schweiß mit einem Taschentuch ab. »Dann müssen Sie dafür sorgen, dass das nicht passiert, Hafenmeisterin Mune. Sie müssen dafür sorgen, dass es nicht so weit kommt.«
    »Wie?«
    »Kaufen Sie die Arche «, sagte er. »Ich übertrage Ihnen sämtliche Befugnisse, schließlich scheinen Sie die Situation gut genug zu durchschauen. Bringen Sie diesen Tuf zur Vernunft. Die Verantwortung liegt bei Ihnen.« Er nickte, und der Schirm wurde schwarz.
    Auf S’uthlam spielte Haviland Tuf den Touristen.
    Es ließ sich nicht abstreiten, dass dieser Planet auf seine Art eindrucksvoll war. Während seiner Jahre als Händler, als er mit der Füllhorn der Exzellenten Güter und Niedrigen Preise von Stern zu Stern gesprungen war, hatte Haviland Tuf mehr Planeten besucht, als ihm auf Anhieb einfallen wollten –

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