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Planetenwanderer: Roman (German Edition)

Planetenwanderer: Roman (German Edition)

Titel: Planetenwanderer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
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aber S’uthlam würde er so bald nicht vergessen. Er hatte eine stattliche Anzahl atemberaubender Sehenswürdigkeiten bestaunt: die Kristalltürme von Avalon, die Himmelsnetze von Arachne, die aufgewühlten Wasser von Alt-Poseidon und die schwarzen Basaltberge von Clegg. Die Stadt S’uthlam – die alten Namen bezeichneten jetzt nur noch Distrikte und Stadtbezirke, nachdem die uralten Städte vor Jahrhunderten zu einer einzigen aufgeblähten Megalopolis zusammengewachsen waren – konnte ihnen allen das Wasser reichen.
    Tuf hegte eine gewisse Begeisterung für große Gebäude, und er betrachtete sowohl bei Tag als auch bei Nacht von Aussichtsplattformen in ein, zwei, fünf, neun Kilometern Höhe das Panorama der Stadt. Ganz egal, wie hoch er kletterte – die Lichter wollten nicht aufhören, breiteten sich endlos in alle Richtungen über das Land aus, ohne dass eine Grenze zu erkennen gewesen wäre. Rechtwinklig und eintönig standen vierzig und fünfzig Stockwerke hohe Gebäude in endlosen Reihen dicht nebeneinander, eines größer als das andere, im ewigen Schatten der verspiegelten Türme, die um sie herum aufragten, um die Sonne zu trinken. Ebenen waren auf Ebenen aufgebaut, die wieder auf anderen Ebenen standen. Die rollenden Bürgersteige kreuzten sich in Mustern von labyrinthischer Verworrenheit. Unter der Oberfläche existierte ein riesiges Netzwerk aus unterirdischen Straßen, wo Röhrenzüge und Lieferkapseln mit mehreren Hundert Stundenkilometern durch die Dunkelheit rasten, und unter diesen Straßen gab es Keller und Untergeschosse und Tunnel und Unterführungen und Promenaden und unterirdische Wohnhäuser – eine komplette zweite Stadt, die sich genauso tief in die Erde bohrte, wie sich ihr Spiegelbild an der Oberfläche in die Lüfte erhob.
    Tuf hatte die Lichter der Metropole von der Arche aus gesehen, aus der Umlaufbahn: Die Stadt verschlang einen halben Kontinent. Von der Oberfläche sah es aus, als könnte sie Galaxien verschlingen. Es gab noch andere Kontinente, und auch sie erstrahlten nachts im Glanz der Zivilisation. In diesem Meer aus Licht gab es keine Inseln der Dunkelheit, die S’uthlamesen hatten keinen Platz, um sich den Luxus von Parks zu leisten. Tuf hatte nichts dagegen, er hatte Parks schon immer für eine perverse Einrichtung gehalten, die in erster Linie dazu diente, die zivilisierte Menschheit daran zu erinnern, wie roh und brutal und unbequem das Leben gewesen war, als sie noch in der Natur hausen musste.
    Haviland Tuf war auf seinen Reisen einer großen Vielzahl von Kulturen begegnet, und er gelangte zu der Feststellung, dass die Kultur der S’uthlamesen nicht schlechter war als irgendeine andere. Es war eine Welt der Vielfalt, der schwindelerregenden Möglichkeiten, eines Reichtums, der sich sowohl in Lebensfreude als auch in Dekadenz ausdrückte. Es war eine kosmopolitische Welt, die an das Netzwerk, das die Sterne verband, angeschlossen war, und sie plünderte offen die Musik, Dramen und Sensorien, die von anderen Planeten importiert wurden, und benutzte diese unaufhörlichen Stimuli, um ihre eigene kulturelle Matrix endlos umzugestalten und zu verändern. Die Stadt bot mehr Erholungsmöglichkeiten und mehr Unterhaltung unterschiedlichster Art, als Tuf jemals irgendwo gesehen hatte – genügend Auswahl, um einen Touristen mehrere Standardjahre lang zu beschäftigen, wollte er alles ausprobieren.
    Während seiner Wanderjahre hatte Haviland Tuf die fortgeschrittenen wissenschaftlichen und technologischen Zauberkünste von Avalon und Newholme, Tober-im-Schleier, Alt-Poseidon, Baldur, Arachne und einem Dutzend anderer Planeten an der Spitze der menschlichen Entwicklung gesehen. Das technologische Niveau auf S’uthlam war dem der fortschrittlichsten Welten ebenbürtig. Schon der Orbitalfahrstuhl war ein eindrucksvolles Meisterwerk – die Alte Erde hatte solche Konstrukte angeblich in den längst vergangenen Tagen vor dem Kollaps gebaut, und auf Newholme war einst einer errichtet worden, dann jedoch während des Krieges eingestürzt. Aber sonst hatte Tuf nirgendwo ein derartig kolossales Bauwerk gesehen, nicht einmal auf Avalon selbst, wo man an solchen Fahrstühlen geforscht und sie aus wirtschaftlichen Gründen abgelehnt hatte. Und die Bürgersteige, die Röhrenzüge, die Fabriken – alles war hochentwickelt und effizient. Sogar die Regierung schien zu funktionieren.
    S’uthlam war eine Welt der Wunder.
    Haviland Tuf sah sich auf ihr um, bereiste sie und testete ihre

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