Planetenwanderer: Roman (German Edition)
augenlosen Helmen umschlossen. Abgesehen von einigen Stewards weiter hinten im Wagen war der Mann im Sitz auf der anderen Seite des Ganges und eine Reihe hinter ihm der einzige Passagier, der immer noch in der realen Welt weilte. Langes, geflochtenes Haar, kupferfarbene Haut und rundliche, fleischige Wangen brandmarkten ihn ebenso als Außenweltler wie Tuf selbst. »Die große Fliege, nicht wahr?«
»Ich bin Haviland Tuf, ein ökologischer Ingenieur.«
»Ich wusste, dass Sie ’ne Fliege sind«, sagte der Mann. »Ich auch. Ich bin Ratch Norren, von Vandeen.« Er hielt ihm eine Hand hin.
Haviland Tuf betrachtete die Hand. »Das uralte Ritual des Händeschüttelns ist mir vertraut, Sir. Mir ist aufgefallen, dass Sie keine Waffen tragen. Soweit ich weiß, war dieser Brauch ursprünglich dazu gedacht, diese Tatsache unter Beweis zu stellen. Ich bin ebenfalls unbewaffnet. Sie können Ihre Hand nun zurücknehmen, wenn Sie so freundlich wären.«
Ratch Norren grinste und zog den Arm zurück. »Sie sind ’n komischer Kauz«, sagte er.
»Sir«, sagte Haviland Tuf. »Ich bin weder ein komischer Kauz noch eine große Fliege. Ich würde meinen, dass dies für jede Person von normaler menschlicher Intelligenz offensichtlich ist. Vielleicht gelten auf Vandeen andere Maßstäbe.«
Ratch Norren hob die Hand und kniff sich in die Wange. Es war eine runde, volle, fleischige Wange, bedeckt mit rotem Puder, und er verpasste ihr einen guten, kräftigen Kniff. Tuf entschied, dass dies entweder ein besonders perverser Tick oder eine vandeenische Geste war, deren Bedeutung ihm unbekannt war. »Diese Fliegensache«, sagte der Mann, »das ist nur Spinnchen-Geplapper. Eine Redensart. Die nennen alle Außenweltler Fliegen.«
»In der Tat?«, sagte Tuf.
»Sie sind doch der, der mit diesem riesigen Kriegsschiff angekommen ist, nicht wahr? Der in allen Nachrichten war?« Norren wartete nicht auf eine Antwort. »Warum tragen Sie diese Perücke.«
»Ich reise inkognito«, sagte Haviland Tuf, »obwohl Sie meine Tarnung anscheinend durchschaut haben, Sir.«
Norren kniff sich wieder in die Wange. »Nennen Sie mich Ratch«, sagte er und sah Tuf von oben bis unten an. »Ziemlich miese Tarnung, muss ich schon sagen. Perücke oder nicht, Sie sind immer noch ein großer, fetter Riese mit der Hautfarbe eines Pilzes.«
»In Zukunft werde ich Make-up auflegen«, sagte Tuf. »Glücklicherweise verfügt keiner der einheimischen S’uthlamesen über Ihre Scharfsinnigkeit.«
»Die sind nur zu höflich, etwas zu sagen. So ist das eben auf S’uthlam. Es gibt so viele von ihnen. Die meisten können sich keine wirkliche Privatsphäre leisten, also ist es ihnen wichtig, sie vorzutäuschen. Man wird in der Öffentlichkeit keinerlei Notiz von Ihnen nehmen, bis Sie selbst bemerkt werden wollen.«
Haviland Tuf sagte: »Die Einwohner von Port S’uthlam, denen ich bisher begegnet bin, schienen weder unangemessen zurückhaltend zu sein noch sich mit übermäßigen Verhaltensregeln herumzuschlagen.«
»Die Spinnchen sind anders«, entgegnete Ratch Norren leichthin. »Da oben geht es lockerer zu. Lassen Sie sich von mir einen kleinen Rat geben. Verkaufen Sie Ihr Schiff nicht hier, Tuf. Bringen Sie es nach Vandeen. Wir würden Ihnen einen wesentlich besseren Preis dafür zahlen.«
»Ich beabsichtige nicht, die Arche zu verkaufen«, erwiderte Tuf.
»Es ist nicht nötig, mit mir zu schachern«, sagte Norren. »Ich verfüge sowieso nicht über die Autorität, es zu kaufen. Oder über das Geld. Ich wünschte, ich hätte es.« Er lachte. »Fliegen Sie einfach nach Vandeen, und kontaktieren Sie unseren Koordinierungsvorstand. Sie werden es nicht bereuen.« Er blickte sich um, als wollte er sich vergewissern, dass die Stewards weit genug entfernt waren und die anderen Passagiere immer noch unter ihren Abschirmhelmen träumten. Dann senkte er die Stimme zu einem verschwörerischen Flüstern. »Nebenbei bemerkt: Selbst wenn der Preis keine Rolle spielen sollte – ich habe gehört, dass Ihr Kriegsschiff über einen Antrieb der Albtraumklasse verfügt, richtig? Sie wollen doch den S’uthlamesen keine solche Macht in die Hände geben. Ohne Quatsch, ich liebe sie, wirklich, ich komme regelmäßig geschäftlich hierher, und sie sind gute Leute, wenn man einen oder zwei von ihnen allein trifft. Aber es gibt so viele von ihnen, Tuffy, und sie gebären und gebären wie gottverdammte Nagetiere. Sie werden schon sehen. Vor ein paar Jahrhunderten gab es genau aus diesem Grund
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