Plasma City
verlagert, die an einem Klapptisch zusammen frühstücken. Sie nimmt seine Hand. »Nein«, sagt sie. »Nein. Du bist der einzige Mann, der mich so genommen hat, wie ich bin.«
Außer Constantine. Der verräterische Gedanke lässt sich nicht unterdrücken.
Gil ist etwas verblüfft. »Ist das wahr?«
Aiah nickt. »Wenn es noch mehr Menschen gäbe wie dich, dann hätten wir weniger Probleme. Aber sogar du könntest hin und wieder mal einen neuen Blickwinkel vertragen.«
Gil lächelt. »Ich sehe es allmählich ein.«
»Du weißt ja gar nicht, was es für ein langer, ermüdender Kampf war, allein schon hierher zu kommen, in diese kleine Wohnung, die wir uns teilen. Für dich ist es normal, an diesem Punkt in deinem Leben eine Wohnung wie diese zu finden, aber für mich ist es das Ergebnis eines Kampfes, den ich schon seit Jahren führe. Und wenn ich nicht so viel Energie in den Kampf um die Dinge gesteckt hätte, die für dich selbstverständlich sind, wer weiß, wo ich dann wäre?«
Er nickt, aber Aiah ist nicht sicher, ob er sie wirklich verstanden hat. Jeder Schritt nach oben ist ein Kampf gegen ein gewaltiges Gegengewicht, gegen ihre eigene Familie, die sie zurückhalten will, gegen alle Kollegen in höheren Positionen, die mit ihrem Einfluss und ihren Privilegien Emporkömmlinge unten zu halten suchen … ein hoffnungsloser, endloser Kampf, ermüdend und voller Frustrationen, bis sie schließlich etwas Gefährliches getan hat, das sie Gil nicht zu beichten wagt.
Sie hat ihn zu ihrem Passu gemacht, und das hat er nicht verdient.
Der Streit, falls es überhaupt einer war, wird durch ihre Müdigkeit beigelegt. Aiah ist erschöpft und Gil war wegen seiner Überstunden sowieso schon übermüdet und hat dann auch noch im Zug von Gerad schlecht geschlafen. Sie verbringen den Rest des Tages daheim und gehen nur einmal kurz hinaus, um einen Spaziergang zu machen.
Gil stellt keine Fragen über Constantine oder ihren Nebenjob. Vielleicht will er keinen neuen Streit anfangen, aber allmählich beginnt Aiah zu glauben, dass er tatsächlich nicht sehr neugierig ist. Constantine ist so weit von den alltäglichen Realitäten entfernt, dass Gil einfach kein Interesse für ihn aufbieten kann.
Auch an das Halsband aus Elfenbein, das Aiah inzwischen sorgfältig versteckt hat, kann er sich offenbar nicht erinnern. Und selbst wenn, wahrscheinlich hätte er das unglaublich wertvolle Stück doch nur für eine Imitation gehalten.
Aiah hat angenommen, ihre Beziehung zu Constantine wäre etwas Gewaltiges und so schwer zu verbergen wie Prinz Aranax in der Badewanne, doch zu ihrem Erstaunen scheint Gil überhaupt nichts bemerkt zu haben. Sie macht sich Gedanken über ihr Leben und das Leben der anderen Menschen … Kreise, die einander teilweise überlagern … der Bereich, den Aiah und Gil sich teilen, macht nur einen Bruchteil ihres gesamten Lebens aus … vielleicht einen viel kleineren Bruchteil, als Aiah sich bisher eingestanden hat. Und Constantine ist mit seinem größeren Kreis an sie herangerückt, bis er den ihren fast umschloss, doch erst jetzt nähert er sich auch dem Bereich in Aiahs Leben, den Gil als sein Reich abgesteckt hat.
Aber nein, Constantine hat nichts dergleichen getan. Constantine hat einen Bereich in Aiahs Leben aufgedeckt, von dessen Existenz bisher nicht einmal Aiah selbst etwas gewusst hat.
Du bist am schönsten, wenn aufliegst.
Aber trotzdem, Aiah kann den Bereich ihres Lebens, der sich mit Gils Leben überlappt, nach wie vor genießen. Sie verbringen den Tag mit angenehmen Dingen, reparieren die Kommunikationsanlage, lieben sich noch einmal und genießen es, und dann bringt Aiah ihn zum Zug nach Gerad und ist froh, ihn wieder los zu sein.
Sie fragt sich, ob sie ihn, wenn sie ihn das nächste Mal sieht, durch die Gitterstäbe einer Gefängniszelle ansehen muss.
■ ■ ■
»Hier ist Miss Quelger. Bitte sagen Sie Dr. Chandras, dass mein Gast nicht mehr da ist und dass ich für die Arbeit zur Verfügung stehe, falls er mich braucht.«
Aiah wartet einen Augenblick lang und fragt sich, ob sich jemand melden wird, dann nimmt sie den Finger vom Sendeknopf. Sie verlässt die Telefonzelle und sieht am riesigen Gebäude der Behörde hinauf zu den großen Statuen, die aus den Nischen finster zu ihr herunterstarren, und zum Antennenwald, der wie eine Krone auf dem Gebäude sitzt. Plasmabotschaften erscheinen am Himmel, aber keine ist an sie gerichtet.
Sie hat eine Nummer gewählt, die Constantine sie
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