Plasma City
angeordnet auf einem silbernen Servierteller und sind mit Schokolade bestreut.
Aiah leckt sich den Saft von den Fingern. »Seit der Zeit, als Sex hauptsächlich im Treppenhaus stattgefunden hat, haben sich die Dinge entscheidend verbessert«, sagt sie.
Constantine scheint entsetzt. »Warum hast du das überhaupt getan?«, fragt er.
»Dort, wo ich aufgewachsen bin, gab es keine Möglichkeit, sich wirklich zurückzuziehen«, erklärt Aiah. »Die Treppenhäuser waren so abgeschieden, wie es überhaupt möglich war.«
»Und das Dach?«
»Dort waren mit Zäunen gesicherte Privatgärten, und wir hatten keinen Schlüssel. Der einzige zugängliche Ort war ein Altar, wo eine Hexe Kerzen verbrannt und Tauben geopfert hat. Manche sind dort hingegangen, aber wir wollten nicht.«
Er sieht sie stirnrunzelnd an. »Hat der Sex im Treppenhaus denn überhaupt Spaß gemacht?«
Aiah ist in Versuchung, schallend zu lachen. Constantine erweist sich in manchen Dingen als erstaunlich naiv. »Nicht besonders«, sagt sie. »Wir mussten uns beeilen, weil wir jederzeit gestört werden konnten, und das Balancieren auf dem Geländer war gar nicht so einfach. Deshalb wurden manche der Mädchen damals ›Treppenturnerinnen‹ genannt.« Sie lächelt, als die Erinnerungen zurückkehren. »Ich hatte es schon fast vergessen.«
»Warum hast du es dann überhaupt gemacht?«
Aiah lacht – nicht über die Frage, sondern über den ernsten Ton, in dem Constantine sie gestellt hat. »Ich wollte einen bestimmten Jungen haben, und dies war die einzige Möglichkeit, ihn zu kriegen. Außerdem war es wie ein Juckreiz, bei dem man kratzen muss, selbst wenn man nicht besonders gut gekratzt wird. Aber was soll’s, arme Leute sind daran gewöhnt, dass man sie um ihre kleinen Freuden betrügt. Sie nehmen, was sie bekommen und wann immer sie es kriegen können. Und Sex ist etwas, das man immer tun kann, ob man nun Geld hat oder nicht.«
»Was ist aus dem Jungen geworden?«
»Er hat ein anderes Mädchen gefunden. Eine Freundin mit einem Job, die ihr Geld für ihn ausgeben konnte. Sie hat es ihn ohne Schutz machen lassen, weil es ihm so lieber war, und sie ist natürlich schwanger geworden. Sie waren sechs Monate oder so verheiratet, und dann ist das Leben weitergegangen.«
Constantine streichelt ihre Wange mit einer Hand, die nach Sex und Orangen riecht. »Das kleine Mädchen, die kleine Aiah, tut mir Leid«, sagt er. »Hat es ihr das Herz gebrochen?«
»Nein. Ich habe ja bekommen, was ich wollte.«
»Und was war das?«
»Ein paar Lektionen fürs Leben. Und Anerkennung hat es mir gebracht, denn er war ein sehr beliebter Junge. Ich sollte vielleicht noch sagen, dass ich eine Einzelgängerin war. Die anderen Kinder waren nie sicher, ob sie mich mochten oder nicht. Ich hatte ein Stipendium für eine teure Privatschule gewonnen und war deshalb verdächtig. Aber dadurch, dass ich diesen Jungen kriegen konnte, gehörte ich wieder dazu.« Sie lächelt. »Allerdings habe ich ihn nicht zum Geheimversteck geführt, deshalb konnte ich ihn nicht lieben.«
»Das Geheimversteck?« Constantine lächelt. »Reden wir jetzt über Anatomie oder über Geographie?«
Aiah nimmt sich lachend eine Orangenscheibe. »Geographie«, sagt sie und leckt die Schokolade ab. »Das Geheimversteck war ein alter Tempel in Old Shorings. Ein kleiner Tempel auf einem winzigen Grundstück, umgeben von riesigen Wohnblocks. Er wurde geschlossen, als die Gegend an die Barkazil gefallen ist. Ich weiß nicht einmal, welcher Unsterbliche dort verehrt worden ist. Aber es war ein erstaunlicher Ort – grauer Stein mit komplizierten Gravierungen, Ornamente mit Bäumen, Blättern, Vögeln, Blumen, Ungeheuern und Engeln … und als er geschlossen wurde, hat man ihn mit beeindruckenden Stahltüren und Blenden gesichert. Aber als ich klein war, wusste ich ganz genau, dass dort drinnen noch Einiges vor sich ging und dass irgendjemand oder irgendetwas dort lebte. Geister, Vampire, die Verdrehten und Gehenkten … ich wusste einfach, dass dort jemand sein musste, weil die Leute aus der Gegend nach wie vor kleine Opfer vor die Türen legten, Reis oder Bohnen oder Münzen. Und sie haben ihre Wünsche auf Papierstreifen geschrieben und unter der Tür durchgeschoben und derjenige, der dort lebte, hat sie erfüllt.«
Aiah schaut Constantine an. Während sie erzählt, kommen immer mehr Erinnerungen. »Damals, als ich noch klein war, habe ich mir die Magie auf diese Weise vorgestellt. Ich habe immer geglaubt,
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