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Plasma City

Plasma City

Titel: Plasma City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
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wenn ich mal jemanden wirklich lieben würde, dann würde ich mit ihm zum Tempel gehen, und wir würden Reis streuen, und unseren Wunsch auf einem Zettel unter der Tür durchschieben und er würde erfüllt werden.«
    »Was hast du dir denn gewünscht?«
    »Es waren ganz unterschiedliche Wünsche, aber meistens ging es darum, den Tempel für eine ganze Schicht für uns allein zu haben. Das war der größte Wunsch, den ich mir überhaupt vorstellen konnte – endlich einmal wirklich eine Tür hinter mir schließen zu können.« Aiah isst das Orangenstück und kostet nicht nur das Obst, sondern auch die Erinnerungen aus.
    »Bist du mal mit jemandem hingegangen?«, fragt Constantine.
    Aiah schüttelt mit vollem Mund wortlos den Kopf.
    »Nicht einmal mit deinem Gil?«
    Sie schüttelt noch einmal den Kopf. Constantine berührt leicht ihre Wange.
    »Dann tut mir das kleine Mädchen immer noch Leid.«
    »Keine Sorge«, sagt Aiah. »Es geht ihr ganz gut.«
    Er nickt, aber sie sieht, dass er sich immer noch Gedanken macht. Sie stößt ihn mit einem Knöchel an. »Und du?«, fragt sie. »Ich nehme an, du hattest noch nie Sex im Treppenhaus?«
    »Nein. Ich dachte eigentlich, ich hätte eine ziemlich umfassende Ausbildung genossen, aber diesen Aspekt hat man offensichtlich übersehen.« Er runzelt die Stirn, macht sich über eine weitere Orangenscheibe her. »Mein Onkel hat mir eins seiner Mädchen gegeben, eins der jüngeren. Es gab eine ganze Truppe dieser Mädchen, die in der ganzen Familie rotiert sind. Einige sind eine Zeit lang durch mein Bett rotiert.« Er kaut nachdenklich das Orangenstück. »Das hatte einen politischen Hintergrund, den ich erst später richtig verstanden habe. Wenn du mit fünfzehn alles gesehen hast, was du dir nur vorstellen kannst, ist es später, wenn du Macht hast, sehr unwahrscheinlich, dass man dich mit Sex manipulieren kann.«
    »Dann muss ich mir unbedingt vornehmen, es gar nicht erst zu versuchen.«
    Er sieht sie schief an und steckt sich das nächste Stück Orange in den Mund. »Wie schade. Es wäre sicher nett gewesen.«
    Sie lächelt und streicht mit der Hand über den blauen Samt zwischen ihnen. »Und was jetzt?«, fragt sie.
    »Was jetzt? Ich bringe dich nach Hause, wenn du willst. Ich hoffe allerdings, es ist noch nicht ganz so weit. Ich beginne mich gerade hier einzuleben.«
    »Und dann? Wie soll es weitergehen? Treffen wir uns weiter in Hotelzimmern?«
    Constantine schluckt die Orange hinunter, tupft sich die Finger ab und richtet sich etwas auf. »Was als Nächstes kommt«, sagt er, »hängt vor allem davon ab, was Miss Aiah will.«
    Frustriert schüttelt sie den Kopf. »Warum muss ich immer alles entscheiden?«
    Constantine kommt ihr einen Augenblick lang uralt vor. Er sieht sie mit den kühlen, wissenden Augen eines alten Mannes an. »Weil du diejenige bist, die leichter verletzt wird«, sagt er.
    Aiahs Mund ist trocken. »Ich bin nicht so leicht zu beschädigen«, sagt sie.
    »Was willst du?«, fragt Constantine. »Willst du mit mir etwas Zeit verbringen, solange du Lust dazu hast, und dann in dein Leben im schwarzen Turm zurückkehren? Das kannst du haben. Oder willst du alles aufs Spiel setzen und mir nach Caraqui folgen? Diese Entscheidung kann ich dir nicht abnehmen und du musst sie in den nächsten Tagen treffen.«
    Aiah ist überrascht, dass Constantines Pläne schon so weit gediehen sind. »Nehmen wir an, ich komme mit dir nach Caraqui«, sagt Aiah vorsichtig. »Gibt es dort einen Platz für mich?«
    »Einen Platz in der neuen Stadt? Natürlich. Einen Platz bei mir?« Er runzelt die Stirn und richtet den finsteren Blick zur Decke. »Zu viel hängt von Zufällen ab.«
    »Welche Zufälle meinst du? Wirst du Sorya nach dem Coup noch brauchen?«
    »Vielleicht.« Er sinkt in sich zusammen und wirkt so unglücklich, dass Aiah ihn am liebsten trösten würde. »Ich werde sowieso kaum Zeit für sie oder für dich haben …« Er sieht sie an, und seine Augen scheinen schmerzerfüllt. »Ich kann dir nichts versprechen, was die Entwicklung in Caraqui angeht, nichts außer einem Job in einer Regierungsbehörde. Ich benutze dich und das ist verabscheuungswürdig und eines Tages wirst du mich dafür hassen.«
    »Ich sehe nicht, dass du mich mehr benutzt als ich dich.«
    Constantine blickt sie mit brennenden Augen an. »Du bist jung«, sagt er.
    Aiah errötet. Ich bin nicht deine Passu!, denkt sie wütend und wendet sich ab. Auf einmal schmeckt die Orange bitter.
    »Ich weiß nicht, was

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