Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Plasma City

Plasma City

Titel: Plasma City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
Vom Netzwerk:
für dich«, sagt Constantine. Er reicht ihr eine flache Schachtel.
    Es ist eine Halskette aus Elfenbein mit passenden Ohrringen. Das wundervolle, seltene Material ist zu schönen Perlen geformt, in der Mitte ist ein Trigramm zu sehen. Aiah ist verlegen und kann sich nur stammelnd bedanken. Die Türen gehen auf, Aiah tritt auf den Flur hinaus und Constantine legt ihr das unbezahlbare Elfenbein um den Hals. Er küsst sie in den Nacken, dass Aiah ein wohliger Schauer den Rücken hinunterläuft. Er muss Martinus beauftragt haben, die Halskette zu kaufen, denkt sie. Er selbst hatte keine Zeit dazu.
    Als sie mit ihm den Flur hinuntergeht, spürt sie Constantines leichte Unsicherheit. Er bewegt sich wie ein Besucher, denkt sie. Natürlich ist er nicht zum ersten Mal in so einem Wohnblock, aber er hatte immer die Gewissheit, dass er vor dem Ende der nächsten Schicht wieder in seine eigene Welt zurückkehren würde. In einer bürgerlichen Welt hat er nie gelebt, ganz zu schweigen von einem heruntergekommenen Viertel wie Old Shorings. Dieses Leben ist für ihn so fremd wie ihr die Penthouse-Suite im Vulkanhotel.
    »Kümmere dich nicht um den Wäschestapel auf dem Bett«, sagt sie, als sie lachend den Schlüssel herumdreht.
    Sie tritt ein, schaltet das Licht ein und im gleichen Augenblick fährt die Erkenntnis, dass sie einen schrecklichen, einen katastrophalen Fehler gemacht hat, wie ein eiskalter Blitz durch ihren Körper, auch wenn sie noch nicht genau verstehen kann, wie es überhaupt dazu kommen konnte.
    Gil liegt im Bett und sieht sie blinzelnd an. »Hallo?«, sagt er.
    Aiah betritt das Zimmer und versucht, möglichst normal zu antworten. »Ich habe nicht mit dir gerechnet.«
    Gil blinzelt noch einmal und schiebt sich das hellblonde Haar aus den Augen. »Ich habe schon vor einer Woche angerufen und eine Nachricht hinterlassen, dass ich übers Wochenende kommen würde.«
    Richtig, und jetzt ist Sonntag. Aiah denkt an den knirschenden Wiedergabekopf, den sie noch nicht geölt hat und der sie anscheinend genau in diesem Augenblick im Stich gelassen hat.
    »Ich habe die Behörde angerufen und erfahren, dass du dir ein paar Tage frei genommen hättest«, fährt Gil fort. »Deine Schwester wusste auch nicht, wo du steckst.«
    Was bedeutete, dass es inzwischen die ganze Familie wusste.
    »Und dein Bruder Stonn will mit dir reden. Den Grund hat er mir nicht verraten. Ich wusste gar nicht, dass er schon aus dem Gefängnis entlassen ist.«
    Gils Augen, die sich inzwischen an das Licht gewöhnt haben, richten sich langsam auf Constantine. Er ist zu müde, um sich zusammenzureimen, was er von dem großen schwarzen Mann zu halten hat, der Aiahs Tasche trägt und schweigend im Eingang steht.
    Aiah legt die Hand auf die Brust und berührt die Elfenbeinkette. Sie erinnert sich daran, wie stolz Gil war, dass er es sich leisten konnte, ihr ein Armband mit einem einzigen Anhänger aus Elfenbein zu schenken. Das Armband, das Fredho gestohlen hat.
    Ihr wird bewusst, dass sie einiges zu erklären hat.
    »Gil«, sagt sie, »dies ist der Metropolit Constantine. Constantine, das ist Gil.« Sie holt tief Luft und sieht Constantine flehentlich an. »Ich glaube, ich habe Gil schon mehrmals erwähnt.«
    Constantine stellt Aiahs Tasche hinter der Tür ab und sieht sich mit der gewohnten unerschütterlichen Gelassenheit im Zimmer um. »Hallo, Gil«, grollt er. »Miss Aiah hat mir nur Gutes über Sie erzählt.«
    Gil ist immer noch zu benommen, um darauf reagieren zu können, dass ein ebenso bekannter wie umstrittener Mann zu nachtschlafender Zeit in seiner Wohnung aufgetaucht ist.
    Aiah ist allerdings klar, dass er sehr bald mit den Fragen beginnen wird.

 
     
     

     
    Constantine verabschiedet sich,
    Gil starrt benommen zur Tür. »War das wirklich …?«, fragt er.
    »Oh, ja.« Sie schaut zur Tür und fragt sich, was da gerade alles ausgesperrt worden ist. »Ich erklär’s dir später«, sagt sie. »Ich bin jetzt zu müde.« Damit schaltet sie das Licht aus.
    Die Erklärung, denkt sie, während sie sich auszieht, sollte wirklich überzeugend sein.
    Sie küsst Gil und rollt sich mit dem Rücken zu ihm zusammen. Gedanken kommen und gehen, alle viel zu schwerwiegend, unwahrscheinlich und unglaubwürdig und dazu bestimmt, sich beim ersten Schildlicht in Wohlgefallen aufzulösen. Sie spürt Gils Atem im Nacken, reagiert auf jedes Seufzen, jede Bewegung, jede leichte Berührung …
    Stunden später, nach dem Schichtwechsel, fällt Aiah in einen

Weitere Kostenlose Bücher